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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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tief Luft, aber er verschluckte die Worte, die ihm auf der Zunge lagen. Mit gesenktem Kopf verließ er die Hütte. Ramos folgte ihm und legte den Arm um seine Schulter.
    »Wer bringt sie um?« stammelte Sotto. »Wer bringt sie um? Wer bläst ihr diese Teufelsseele aus? Felipe, sie vernichtet uns. Dich auch! Uns alle. In dieses Weib hat der Satan geschissen! Man muß sie umbringen!«
    »Sie ist erst einen Tag hier. Warten wir ab.«
    »Dieser eine Tag genügt mir. Er vernichtet meine Zukunft. In zwei Jahren hätte ich es erreicht gehabt. Ein Haus auf Palawan und ein gutes Dollarkonto. Und was ist mit dir, Felipe? Du sammelst doch auch für deine Zukunft.«
    »Es gibt andere Möglichkeiten der Umschichtung.«
    »Auch die wird sie entdecken. Sie hat die Klugheit mit Löffeln gefressen. Nein, Felipe … sie muß weg! So oder so!«
    Belisa trat aus der Hütte. Sie ignorierte den haßerfüllten Blick Sottos und wies mit dem Daumen über ihre Schulter.
    »Hier werde ich wohnen! Gehen wir. Ich habe genug gesehen.«
    »Wollen Sie noch das Militärlager besichtigen, Mrs. García?« fragte Ramos beflissen.
    »Nein. Ich will durch die Siedlungen gehen.«
    »Das möchte ich nicht empfehlen. Nicht ohne einen Schutztrupp.«
    »Ich will sehen, wie meine Arbeiter wohnen.«
    »Dazu braucht man eiserne Nerven.«
    »Die habe ich.« Sie warf Ramos einen Blick zu, den er wie einen Strick empfand. »Haben Sie das noch nicht bemerkt?«
    Sie ging hinüber zu den wartenden Wagen. Die drei Brüder waren ausgestiegen. Neben Avila, der die Umgebung scharf musterte, warteten sie auf ihre Schwester. Sotto verschwand wieder in der Hütte zu seiner Goldwaage. Er knurrte dabei wie ein gereizter Hund.
    »Ich möchte morgen alle Arbeiter sprechen, die gerade nicht im Berg sind«, sagte Belisa. Ramos blieb stehen. Jetzt drehte sie völlig durch.
    »Das können zehntausend Mann sein.«
    »Sie sollen sich auf dem Platz vor der Verwaltung sammeln.«
    »Wollen Sie zehntausend Hände drücken?«
    »Ich will zu ihnen sprechen. Ich will ihnen sagen, daß andere Zeiten kommen.«
    »Versprechen Sie nicht zuviel. Einen Tag sind Sie hier. Das genügt nicht, um die wahren Verhältnisse zu kennen.«
    »Es genügt, um zu wissen, was ich zu tun habe. Sie haben versagt, Ramos.«
    »Mrs. García …« Tiefe Röte stieg Ramos ins Gesicht. Sie wagt es, mir das zu sagen. Ins Gesicht zu schleudern wie einen nassen Lappen. Sie ist das größte Dreckstück von Weib, das je geboren wurde. Sotto hat recht: Man muß sie vernichten. Zerquetschen wie eine Wanze. Wie ein Insekt erschlagen. »Ich habe immer meine Pflicht getan. Herr Toledo hat mich sogar gelobt.«
    »Mein Schwager ist ein gutmütiger Mensch. Die letzten beiden Jahre hat er Ihnen zuviel freie Hand gelassen. Ich sehe das als einen Fehler an. Er ist die Straße der Zufriedenheit entlanggefahren … ich nehme eine andere Straße. Ich bin nie zufrieden. Verstehen wir uns, Ramos?«
    »Schwer.«
    »Sie werden es noch lernen. Ich habe immer gelernt, am meisten aus den Fehlern der anderen. Der beste Lehrmeister sind die Schwächen der Menschen. In ihnen erkennt man seine eigene Stärke. Und glauben Sie mir, Ramos: Ich bin stark genug, Diwata zu ertragen.«
    Während die gepanzerten Wagen zurück zum Lazarett fuhren, wanderte Pater Burgos durch die stinkenden Gassen der Hüttenstadt. In schmalen Gräben, die man in die Erde gegraben hatte, floß die Brühe der Abwässer. Urin, Kot, Regenwasser, Unrat aus den Slums. Dazwischen huschten die Ratten herum, fett, vollgefressen, ohne Scheu vor den Menschen. Man hatte sich aneinander gewöhnt. Holzstege über der ›Kanalisation‹ führten zu den Eingängen der Behausungen. Es gab sogar Hütten mit Blumen an den Türen.
    Wo Pater Burgos auftauchte, wurde er mit einem breiten Grinsen begrüßt. Er bot auch einen sehr komischen Anblick: Das Spanferkel auf dem Rücken, in den Händen große Beutel aus geflochtenen Lianen und Palmblättern, gefüllt mit Gemüse, Obst, Kartoffeln, Nudeln, Zwiebeln, Knoblauchknollen, Gewürzkräutern und Ziegenknochen für eine Suppe – wer mußte da nicht lachen. Pater Burgos hatte zuletzt zwei Brote gekauft und sie in einem Netz um seinen Hals gehängt. Da er beide Hände für seine Beutel brauchte, war es ihm unmöglich, die lange Soutane zu raffen … sie schleifte durch den knöchelhohen Dreck, der Morast spritzte gegen seine Beine.
    Zwei Goldgräber, die vor ihrer Hütte saßen und rauchten, erhoben sich zögernd, als Pater Burgos vor ihnen

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