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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ironisch.
    »Die Gemeinschaft der Gottverdammer.«
    Belisas Stimme übertönte wieder das aufkommende Gemurmel der Tausende.
    »Ihr lebt hier in einer gottverlassenen Welt. Ihr habt genug zu tun, um euer Leben zu kämpfen. Gebete holen kein Gold aus dem Berg. Und wer hier stirbt, krepiert mit einem Fluch, nicht mit einem Vaterunser. Aber habt ihr nicht mal daran gedacht, Menschen wie andere Menschen zu sein? Zurückzukehren in eine Welt, die ohne Haß ist, eine Welt der Sonne, die euch wärmt und nicht den schwitzenden Körper verbrennt? Die Welt ist schön … nicht hier in Diwata, aber da draußen, wohin ihr einmal wollt. Dafür schuftet ihr ja. Und wenn ihr das erreicht habt, werdet ihr euch umsehen und Gott wiederfinden.«
    »Packen Sie ein, Pater.« Dr. Falke klopfte Burgos wieder auf den Rücken. »Die kann besser predigen als Sie. Sehen Sie nur, wie die Goldgräber sie anglotzen. Und kein Protest, kein Pfeifen, kein Zwischenruf: ›Wir wollen mehr Lohn und keine Bibel!‹ Das erreichen Sie mit Ihrem Weihrauchschwenken nicht.«
    »Ich selbst werde jeden Sonntag beten!« tönte Belisas Stimme über die Hütten. »Ich habe es immer getan. Wer noch ein Herz in der Brust hat und keinen Stein, der soll zu mir kommen, und wir werden gemeinsam Gott bitten, die Hölle Diwata vom Grauen zu befreien. Ich werde ihm dabei helfen – das verspreche ich euch!«
    »Amen.« Dr. Falke ging ins Zimmer zurück. »Dieses Mädchen ist wirklich das Raffinierteste, dem ich je begegnet bin. Sie verspricht noch mehr als ein Pfaffe. Der verspricht ein ziemlich obskures Paradies, ohne Garantie … sie verspricht ein besseres Leben, an das man glauben kann.«
    »Und das noch weiter entfernt liegt als das Paradies!« warf Ramos ein. »Hier kann es nur schlechter werden.«
    »Darum sagt sie es ja. Das ist dieser doppelte Boden.« Dr. Falke ließ sich von Avila eine neue Zigarette geben. »Sie verspricht, alle glauben daran, schuften um so mehr, um das Ziel zu erreichen, der Goldertrag verdoppelt sich, wie sie es wünscht … aber bis auf Kleinigkeiten wird sich nichts ändern. Es ist die typische Massenhysterie, von der jeder Diktator lebt. Mrs. García besitzt eine ungeheure Begabung zur Demagogie.«
    »Bis man sie aufhängt.«
    »Das glaube ich nicht. Bis dahin hat sie sich eine eigene Armee aufgebaut, hinter der sie sich versteckt.«
    »Also Bruderkrieg am Diwata-Berg!« sagte Avila verbittert. »Ist das die neue Zeit?«
    »Ihr seid nur gegen sie, weil sie so stark ist.« Pater Burgos beobachtete von seinem Fenster aus, wie die Menschenmasse sich verwandelte. Aus den von Sonnenglut, zermürbender Arbeit und Auszehrung gezeichneten Fratzen waren menschliche Gesichter geworden, deren Blicke hoffnungsvoll an Belisa García hingen. »Und weil sie eine Frau ist. Und weil sie wagt, was ihr nicht mal zu denken bereit seid.«
    »Sie ist dabei, mit einem Sieb Wasser zu schöpfen.« Ramos schüttelte den Kopf. »Den Ertrag verdoppeln! Allein schon dieser Gedanke ist Wahnsinn!«
    Belisas Stimme unterbrach ihn. Sie kam zum Ende ihrer Ansprache.
    »Männer!« rief sie ins Mikrofon. Die vier Lautsprecher dröhnten weithin hörbar. »Wir müssen zusammenarbeiten. Ganz eng zusammen. Nicht nur jeder für sich, sondern jeder auch für den anderen. Der Mann neben dir ist nicht dein Feind, er ist dein Freund. Er schuftet wie du, er leidet wie du, er sucht das Lehen wie du. Ihr seid Brüder! Nur so schaffen wir es!«
    »Sie hätte Politikerin werden sollen.« Dr. Falke sog an seiner Zigarette. Die drei Brüder strahlten vor Stolz. »Man redet das Volk besoffen und läßt es dann in der Gosse liegen.«
    »Nicht diese Kerle da draußen.« Ramos blickte sehr finster vor sich hin. »Mrs. García hat ihnen heute einen Scheck gegeben, und den lösen sie einmal ein. Es wird ein ungedeckter Scheck sein.«
    »Abwarten.« Dr. Falke warf die Zigarette auf die Dielen und zertrat die Glut. »Sie wird es wie ein guter Politiker machen: Wenn es kritisch wird, tritt sie zurück.«
    »Das wäre das totale Chaos!«
    »Aber es ist dann genug Gold aus dem Berg gebrochen.«
    Draußen kletterte Belisa von der Ladefläche des Lastwagens und kam in die Baracke zurück. Die Brüder empfingen sie mit Klatschen, drückten sie an sich, küßten sie ab, schrien »Fabelhaft! Denen hast du's gegeben! Wenn das Papa erlebt hätte!«, hoben sie hoch und trugen sie im Zimmer herum. Ramos streckte ihr die Hand entgegen, als die Brüder sie wieder auf den Boden setzten.
    »Sie haben die Kerle

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