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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Rest in einen Eimer neben dem Tisch und winkte ab.
    »Sich mit einem Priester zu streiten, ist wie gegen Gummiwände zu rennen – es gibt keine Verletzungen.«
    »Und darum hat die Kirche fast zweitausend Jahre überlebt.«
    »Müssen Sie immer das letzte Wort haben?«
    »Die letzte Station des Menschen ist Gott. Also ist Sein Wort der letzte Wegweiser zur Seligkeit.«
    »Bedauernswert, wer daran glaubt. Was Sie da von sich geben – glauben Sie das wirklich selbst, Pater?«
    »Ich glaube, daß wir heute abend ein knuspriges Spanferkel am Spieß essen und Gott dafür danken werden.«
    Der Platz vor der Veranstaltungsbaracke war zu einem Meer von vielen tausend Köpfen geworden. Auch in den Gassen zwischen den Hütten ballten sich die Menschen und starrten auf das flache Gebäude. Die Luft war wie eine grollende Wolke, gesättigt von Tausenden Stimmen. Um die Verwaltung hatte Avila einen Teil seiner Truppe postiert. Maschinengewehre, Granatwerfer, vierzig Mann mit Schnellfeuergewehren der neuesten Modelle. Präzisionswaffen aus Israel … keiner wußte, wie sie in den Dschungel von Diwata gekommen waren. Die Standardmaschinenpistolen der Rebellen in aller Welt, die russische Kalaschnikow, war für Major Avila veraltetes Gerät.
    In den Fenstern des Bordells hingen die Huren, die meisten mit bloßen Brüsten. Die stickige Hitze in den Zimmern, unter deren Decken nur ein Ventilator kreiste und die Luft durcheinanderwirbelte, war anders kaum zu ertragen.
    Morales hatte den Puff geschlossen. »Jeder hört dem neuen Boß zu!« hatte er verkündet. »Was er zu sagen hat, geht uns alle an.«
    Belisa wartete in Ramos' Büro auf den Schlag der vollen Stunde. Die drei Brüder hatten sie eingekreist, Ramos hatte zum wiederholten Male erklärt, er sähe dieser Rede mit Angst entgegen, Avila verkündete, daß er bei der geringsten Gefahr scharf schießen lassen würde, was eine Katastrophe wäre … nur Dr. Falke und Pater Burgos standen abseits und rauchten eine Zigarre. Belisa wandte sich ihnen zu.
    »Haben Sie auch Angst?« fragte sie.
    »Es ist Ihr Wille und Ihr Leben, Mrs. García.« Dr. Falke warf einen Blick auf die Tausende von Köpfen. Gesichter wie bizarre Masken. »Sie lassen sich ja doch nicht abhalten.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Warum wollen Sie dann meine Meinung hören?«
    Belisa blickte auf ihre Armbanduhr. Die Stunde rundete sich. Avila versuchte einen letzten Kompromiß.
    »Sie können auch von hier aus sprechen«, schlug er vor. »Ich habe ein zweites Mikrofon mit den Lautsprechern draußen verbunden.«
    »Nein. Ich gehe hinaus. Ich bin nicht feige. Ich zeige mich. Und ich gehe allein.«
    »Schwesterchen.« Miguel hielt sie am Arm fest. »Laß uns mitkommen.«
    »Allein!«
    »Wir haben Papa versprochen …«
    »Hört endlich auf, mich wie ein Kind zu behandeln! Miguel, laß mich los … oder ich spucke dir ins Gesicht.«
    Miguel ließ seine Hand fallen. Ein Mann, der angespuckt wird, kann in keinen Spiegel mehr blicken.
    Die Männer um sie herum erstarrten, als Belisa die Tür aufstieß und hinaus ins Freie trat. Sie hatte enge, hellblaue Jeans angezogen, die in Reiterstiefeln steckten. Darüber trug sie einen weiten, zitronengelben Pullover mit kurzen Ärmeln. Das schwarze Haar war im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihre braune Haut mit dem olivfarbenen Schimmer glänzte in der Sonne.
    Ein grelles Pfeifkonzert empfing sie. Es ging in rhythmisches Klatschen über, als Belisa auf die Ladefläche eines Wagens kletterte, auf dem vier große Lautsprecher montiert waren.
    Und dann war es still bis auf das Atmen aus Tausenden Kehlen. Avilas Männer standen schußbereit im Hintergrund. In der Baracke lehnte Pater Burgos am Fenster.
    »Das ist ein Wesen aus Stahl«, sagte er anerkennend. »Ich sehe so was zum ersten Mal …«
    Belisa griff zum Mikrofon, räusperte sich und nickte zufrieden. Aus den vier Lautsprechern klang es wie Gewittergrollen. Jeder würde sie hören können, bis weit in die Slumgassen hinein. Ihre Stimme klang auf, hell und in die Köpfe dringend.
    »Männer! Ich bin Belisa García. Juan Perón Toledo hat mich beauftragt, die Mine zu führen. Das ist eine große Ehre für mich und die Verpflichtung, sein Vertrauen zu rechtfertigen.
    Ich hatte einen Tag lang Zeit, mich umzusehen … dieser eine Tag genügte mir, um zu wissen: Es wird sich vieles ändern.«
    »Das hat sie von mir!« sagte am Fenster Carlos voller Stolz.
    »Halt's Maul!« zischte ihn Pedro an.
    Aus der Menge

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