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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Goldgräber. Er sah hilfesuchend zu Ramos hinüber.
    »Wenn du wiederkommst, bist du ehrlich.« Ihre Stimme klang so sanft und so gefährlich. »Betrügst du mich weiter, lasse ich dich erschießen. Geh!«
    Fluchtartig verließ der Goldgräber die Hütte.
    Es stellte sich heraus, daß keiner der Goldablieferer ohne Zögern seine Hand auf die Bibel legte. Ramos hatte es nicht anders erwartet. Wie gut, daß nicht nachzuprüfen war, wie Sotto die Bücher gefälscht hatte.
    »Sie würden wirklich Betrüger erschießen lassen?« fragte er, als Belisa eine Pause einlegte.
    »So weit wird es nicht kommen.«
    »Es wäre auch unmöglich. Sie müßten dann schon mit Maschinengewehren schießen. Hier betrügt jeder.«
    »Ich habe es nicht anders erwartet.« Belisa betrachtete die Goldsäckchen neben sich in dem Holzeimer. Fünfzig Prozent davon gehörten ihr. Fünfzig Prozent. Die Hälfte. Von allem, was der Berg hergibt, die Hälfte! Wieviel tausend Dollar sind das am Tag? Wieviel in der Woche. In einem Monat? In einem Jahr? Sie wandte sich wieder Ramos zu.
    »Hier hat eine Faust und ein hartes Herz gefehlt«, sagte sie. »Sie haben versagt, Ramos. Ich werde noch mehr als das Doppelte herausholen!«
    Erinnert man sich noch an Rafael? Rafael, den Schürfer, dessen Bruder man im Stollen 97 eingemauert hatte? Der in den Dschungel flüchten mußte, weil er gegen den Tod seines Bruders protestiert hatte?
    Seit vier Wochen lebte er nun im Urwald. Er hatte sich im breiten Geäst eines mächtigen Baumes eine Baumhütte gebaut, wie es die Eingeborenen noch vor Jahrzehnten gewöhnt waren. Material gab der Wald genug her. Wenn Rafael die Leiter einzog, war dort oben im Baum der sicherste Platz der Welt. Niemand konnte ihn in dem dichten Blätterwerk sehen – es war allenfalls möglich, ihn mit Raketen abzuschießen oder mit Granaten, aber wer fuhr schon wegen eines einzelnen Mannes eine Kanone auf?
    Die erste Woche verhielt er sich völlig lautlos. Fing mit Schlingen und Erdfallen Kaninchen oder Beuteltiere, die er in einem Erdofen garte. Er wartete auf ein von Avila aufgestelltes Suchkommando, aber es kam kein Suchtrupp in den Dschungel.
    In der dritten Woche hörte Rafael Stimmen am Fuß des Baumes. Er entsicherte sein Gewehr, vertraute aber seiner Tarnung. Nur eins hatte er nicht bedacht: die Spuren seines Erdofens zu beseitigen.
    Scheiße, dachte er. Wenn sie die Kuhle entdecken, wird es gefährlich. Auch wenn Farne darüber liegen – ein Dschungelkämpfer sieht so was sofort.
    Auf die kleine Lichtung traten sechs Männer hinaus. Sie hatten ihre Kalaschnikows umgehängt, trugen eine olivfarbene Uniform und weiche Segeltuchhüte. Als sie den Erdofen entdeckten, blieben sie ruckartig stehen und hoben ihre Maschinenpistolen schußbereit vor die Brust.
    »Hier waren welche!« hörte Rafael eine Stimme. »Der Boden ist noch warm. Sie können noch nicht weit sein.«
    Durch das Geäst sah Rafael, wie sich die Männer umsahen. Einer blickte nach oben und sprang dann hinter einen Baum.
    »Deckung!« brüllte er. »Dort oben sind sie.«
    Sofort war die Lichtung leer. Dafür wurde Rafael mit einem Kugelhagel überschüttet. Er lag auf dem Boden seines Baumhauses, in das die Geschosse einschlugen. Für einen Augenblick stellten die sechs Männer das Feuer ein, nachdem sie ihre Magazine leergeschossen hatten.
    »Kommt runter!« hörte Rafael eine Stimme schreien. »Werft die Waffen weg.«
    »Ich bin allein!« brüllte er zurück.
    »Zeig dich!«
    »Ich bin wirklich allein.«
    »Komm runter.«
    Rafael schob seine Leiter aus dem Baum und kletterte aus seinem Versteck. Während er Sprosse um Sprosse hinunterstieg, rechnete er damit, daß man ihm in den Rücken schoß. Aber er kam lebend auf dem Boden an, streckte die Arme hoch in die Luft und wartete. Wer die Männer auch waren, eines war sicher: Es waren keine von Avilas Truppe. Das beruhigte ihn.
    »Wer bist du?« hörte er hinter sich aus dem Dschungel.
    »Rafael Guintarra. Ich bin ein Goldgräber aus Diwata.«
    »Und was machst du hier im Dschungel? Warum lebst du in einem Baumhaus?«
    »Ich mußte flüchten!« Rafael stand noch immer mit hocherhobenen Armen auf der Lichtung. Er wußte: Sechs Kalaschnikows zielen auf meinen Rücken. Aber er wußte jetzt auch, wer die Uniformierten waren.
    »Hast du jemanden umgebracht?« fragte die Stimme.
    »Nein. Sie haben meinen Bruder umgebracht.«
    »Und deshalb versteckst du dich im Dschungel?«
    »Ich wollte es verhindern.« Er ließ vorsichtig die

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