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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Unwahrheiten?«
    »Wenn Ihre Tochter das sagt, müssen Sie es glauben.« Dr. Falke hielt Belisas Blick stand. »Sie haßt doch Lügen …«
    Am Abend waren sie wieder allein. Ein Taxi, nicht der Cadillac, hatte den alten García nach Hause gebracht. Er war zufrieden davongefahren. Seinem Töchterchen ging es gut, und der Doktor paßte auf sie auf. Das war eine große Beruhigung.
    Dr. Falke stand an dem großen Panoramafenster und blickte in die lichte Nacht, als Belisa hinter ihn trat und ihm die Hand auf die Schulter legte.
    »Gehen wir tanzen?« fragte sie.
    Er fuhr herum, als habe sie ihn in den Nacken gestochen. Erschrocken zuckte sie zurück.
    »Ist das Ihr Ernst?« fragte er.
    »Ich sage nie etwas Dummes.«
    »Ich soll tanzen? Mit Ihnen?«
    »Ich tanze gern. Soll ich mir einen fremden Mann suchen, der mich herumschwenkt, wo ich doch Sie bei mir habe?« Sie neigte den Kopf etwas zur Seite und sah Dr. Falke neugierig an. »Wann haben Sie zum letztenmal getanzt?«
    »In grauer Vorzeit. Vielleicht im Zeitalter der Saurier.«
    »Tanzen Sie auch so?«
    »Ich fürchte – ja.«
    »Es gibt hier im Hotel eine große Tanzbar.« Sie drehte sich einmal um sich selbst, es sah grazil aus, wie ein Schweben. »Ich hätte Lust, jetzt zu tanzen.«
    »Mit mir … das wäre Körperverletzung.«
    »Sie unterschätzen sich … das ist doch sonst nicht Ihre Art.«
    »Es ist eine Warnung.«
    »Aber Sie waren mal ein guter Tänzer, nicht wahr? Ich sehe es Ihnen an. Versuchen wir es? Jetzt? Hier? Die Wohnung hat auch eine Stereoanlage. Quadrophonie …«
    »Eben Luxus …«
    Sie ging zu einem Einbauschrank, öffnete ihn und legte damit eine Radioanlage frei, wie sie Dr. Falke noch nie gesehen hatte. Ein Gewirr von Knöpfen, Schaltern, Digitalanzeigen, Lautsprechern, Leuchtbändern, CD-Stapeln, Platten, Videokassetten. Belisa blickte über die Schulter zu Dr. Falke hinüber.
    »Was soll es sein? Walzer, Tango, Foxtrott, Boogie, Slowfox – was können Sie am besten?«
    »Sitzen bleiben.«
    »Dann nehmen wir einen Fox.« Sie schob eine CD in den Spieler und wirbelte bei den ersten Tönen herum. Dr. Falke stand steif neben der Couch. Das ist doch alles nicht wahr, dachte er. Ich habe zuviel Rum getrunken. Der alte García hat ihn einfach weggeschluckt – bei mir wirkt er jetzt.
    Aber dann war sie bei ihm, schlang die Arme um ihn und sagte in sein erstarrtes Gesicht hinein:
    »Nun los! Erinnern Sie sich. Sie sind zehn Jahre jünger. Oder fünfzehn.«
    »Da war ich Zweiter Oberarzt in Tübingen.«
    »Und hatten eine Geliebte …«
    »Eine gute Freundin …«
    »Denken Sie jetzt, ich wäre die gute Freundin.«
    »Ich … ich werde mir Mühe geben.« Er zog sie an sich, so fest, daß er ihre Brüste spürte, den Druck ihrer Hüften und die Geschmeidigkeit ihres schlanken, mädchenhaften Körpers.
    Und dann tanzte er, und zu seiner eigenen Verwunderung gelang es ihm ganz gut, er blieb im Rhythmus, setzte fehlerlos die Schritte, trat ihr nicht auf die Füße und führte sie korrekt, nur der Körperkontakt war etwas zu eng. Er spürte jeden Muskel in ihr, jede Reibung, jeden Druck, jedes Gleiten, die Hingabe eines Körpers, der Rhythmus, Melodie und personifizierter Klang geworden war. Dabei hatte sie ihren Kopf auf seine Schulter gelegt, und ohne ihr Gesicht zu sehen, wußte er, daß sie beim Tanzen die Augen geschlossen hielt.
    Jetzt könnte ich sie küssen, durchfuhr es ihn. Wie würde sie reagieren? Soll ich es tun? Und dann? Was soll daraus werden? Was denkt sie jetzt, gerade jetzt, wo sie in meinen Armen durch dieses wahnsinnige Penthouse schwebt? Vorbei an vier Schlafzimmern … soll ich in eines von ihnen hineintanzen? Will sie das? Hat sich ihr Herz doch nicht in einen Goldklumpen verwandelt? Spürt sie ihr warmes Blut, das Sehnsüchte nährt?
    Er blieb stehen. Sie hob den Kopf von seiner Schulter und sah ihn verwundert an.
    »Krampf in den Beinen?« fragte sie.
    Das hätte ihn warnen müssen. Statt dessen zog er sie wieder an sich, umfaßte dann ihren Kopf und küßte sie auf die Lippen.
    Er hätte genauso gut einen Tiger auf die Nase schlagen können, so wild zuckte sie zurück, fauchte wie ein verletztes Tier, holte weit aus und schlug Dr. Falke voll ins Gesicht. Es war ein so fester Schlag, daß er zurücktaumelte. Ihr Gesicht war zu einer Fratze verzerrt.
    »Jetzt müßte ich Sie töten, Sie Verrückter!« zischte sie.
    »Tun Sie es.« Dr. Falke blickte entsetzt in ihr verzerrtes Gesicht. Welch eine Wandlung! Da stand kein

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