Dschungel-Gold
ein Peitschenschlag.
»Mich?«
»Ein neues, funktionsfähiges Krankenhaus. Beste ärztliche Versorgung, sogar mit priesterlichem Beistand. Wenn das kein Aushängeschild der Humanität ist …«
»Belisa García – man sollte Sie hassen.«
»Tun Sie es.« Sie lachte hell, so hell, als habe sie einen fabelhaften Witz gehört. »Ich glaube, so kommen wir am besten miteinander aus.«
Der Wagen bremste. Sie waren am Ziel. Der pharmazeutische Großhandel. Ein neues Gebäude im amerikanischen Stil – viel Beton, viel Glas.
Belisa steuerte sofort auf die Portiersloge zu, in der ein Eingeborener saß, in einem Magazin las und dabei in der Nase bohrte. Er blickte nicht hoch, als Belisa an die Scheibe klopfte.
»Sehen Sie sich das an!« sagte sie, als Dr. Falke neben ihr stand. »Das ist es, was ich meine: Wir müssen lernen, stets wach zu sein. Wir müssen ansprechbar sein. Wir müssen miteinander reden können. Und hier sitzt diese Mißgeburt und kümmert sich um gar nichts. Was wäre seine Pflicht, wozu hat man ihn eingestellt? Damit er jeden Besucher freundlich empfängt. Damit er ihm weiterhilft zu dem Menschen, den er sprechen will. Aber nein – er liest und bohrt in der Nase. Aber er kennt Belisa García noch nicht.«
Sie zog einen ihrer Schuhe aus, drehte ihn um, holte weit aus und knallte den Absatz gegen die Scheibe. Sie zerplatzte in tausend Splitter, von denen ein Teil auf den hochschnellenden Portier spritzte.
»Sind Sie verrückt?!« brüllte der Mann und schoß mit geballten Fäusten aus seiner Kabine. »Das wird teuer …«
»Halt das Maul, du Wurm!« schrie Belisa zurück. »Ich will den Direktor sprechen!«
»Die Polizei wird dich abholen!« Der Portier starrte zu Dr. Falke hinüber. In Gegenwart eines Mannes wagte er nun doch nicht, eine Frau zu schlagen. »Die Polizei!«
»Vorher trete ich dir die Eier platt! Aus dem Weg! Wo ist der Direktor?«
»Sie tut es wirklich!« sagte Dr. Falke und stellte sich vor Belisa, mehr, um sie zu schützen als den Portier. »Darin hat sie Übung. Welche Zimmernummer?«
»Zimmer vierzehn. Erster Stock.« Der Eingeborene starrte auf die zerplatzte Scheibe. »Aber ich hole doch die Polizei!«
Nummer vierzehn war ein Vorzimmer. Das Büro der Sekretärin. Sie schrak hoch, als Belisa die Tür aufriß und schrie:
»Wo ist der Direktor?!«
»Sind … sind Sie angemeldet?« fragte das Mädchen und bekam ängstliche Augen. Es war ein indianischer Mischling und stammte sicherlich aus dem Hochland von Mindanao.
»Ich brauche keine Anmeldung! Ich komme, wann ich will.« Belisa riß die Tür an der Seitenwand auf und hatte damit das Zimmer des Chefs geöffnet. Er saß hinter seinem Schreibtisch, ein graumelierter, stämmiger, in einen weißen Leinenanzug gekleideter Herr, der sehr gebildet aussah, und blätterte in einer Liste. Bei Belisas stürmischem Auftritt legte er beide Hände auf die Blätter, als wolle man sie ihm wegnehmen.
»Bevor Sie fragen«, sagte Belisa laut, »erkläre ich alles: Ich bin Belisa García, die Schwägerin von Juan Perón Toledo. Meine Schwester ist seine Frau. Ich leite seit einiger Zeit sein Unternehmen.«
»Sie?« fragte der Direktor mit deutlichem Zweifel in der Stimme. »Sie? Das soll ich glauben?«
»Genügt die Generalvollmacht?« Sie holte aus der Jeanstasche ein zerknittertes Papier hervor und warf es auf den Schreibtisch. Der Direktor entfaltete das Schreiben mit spitzen Fingern, las es und faltete es wieder zusammen. »Überzeugt?«
»Es bleibt mir wohl nichts weiter übrig. Mein Name ist Francisco Carpenito.« Man sah ihm an, daß das Gespräch seinen Sinn für Ästhetik beleidigte. »Sie wünschen?«
»Das hier ist Dr. Peter Falke. Arzt und Leiter des Krankenhauses von Diwata. Er will eine Bestellung aufgeben.«
»Dafür ist unsere Verkaufsabteilung zuständig.«
»Ich behaupte, Sie sind dafür zuständig. Warum? Weil ich es so sehe. Dr. Falke hat eine lange Liste mitgebracht, und ich möchte, daß Sie diese Liste durchlesen.«
»Ich sagte schon«, Carpenito holte tief Luft, »dazu ist meine Verkaufsabteilung der richtige Ansprechpartner. Ich wüßte gar nicht, ob alles lieferbar ist, was Dr. Falke bestellen möchte.«
»Sie wissen es nicht? Sie sind Direktor dieser Firma und wissen es nicht? Wozu sind Sie eigentlich da? Wofür bekommen Sie Ihr Geld?«
Carpenito schnellte von seinem Schreibtischsessel hoch und lief rot an. »Was erlauben Sie sich?« schrie er. »Verlassen Sie sofort mein Büro!«
Belisa beeindruckte
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