Dschungel-Gold
dem in Toledos Penthouse-Suite in Davao. So etwas gab es nicht noch einmal.
»Liborio? Er kontrolliert den gesamten Goldhandel der Philippinen. Bei Gold läuft nichts ohne ihn. Er diktiert den Preis.«
»Abhängig von den Börsenkursen.«
»Sie mit Ihrer Börse! Keine Ahnung haben Sie! Liborio beeinflußt die Kurse!«
»Und den wollen Sie aufs Kreuz legen?«
»Wie das klingt! Ich will mit ihm verhandeln.« Belisa war dabei, einen ihrer Koffer auszupacken. Unterwäsche flog durch die Luft auf das breite Bett. Slips, Spitzen-BHs, Höschen, Hemdchen, ein hauchdünnes Nachthemd …
»Beeindruckend!« sagte Dr. Falke. »Wenn man bedenkt, daß wir aus dem wildesten Urwald kommen. Wollen Sie damit Mr. Liborio von Ihren Ansichten überzeugen?«
»Reizt es Sie, Doktor?« Sie stellte sich provozierend neben das Bett und schob die linke Hüfte nach vorn. »Stellen Sie sich vor, wie ich in diesem Hauch von Stoff aussehe?«
»Nein!« Es klang geradezu grob und beleidigend. »Wozu?«
Sie sah ihn stumm an, verzog dann die Lippen zu einem Grinsen, drehte sich brüsk weg und ging hinüber zum Badezimmer. Es war ein Badesaal … eine riesige Wanne, eine ebenso imposante Dusche, zwei Marmorwaschbecken, eine Sonnenbank, verspiegelte Wände, aus einer heruntergezogenen Decke floß indirektes Licht, und mitten in diesem Saal stand der Whirlpool, umgeben von einer Marmorbank.
»Ich bade jetzt«, rief sie über die Schulter ins Schlafzimmer. Sie drehte den Wasserhahn auf. »Wollen Sie auch mit in den Pool? Er ist groß genug.«
Du Luder, dachte er. Du verfluchtes Luder. Aber ich komme. Ich kneife nicht. Du wartest doch nur darauf, mir ins Gesicht zu schlagen, wenn ich die Hand nach dir ausstrecke. Diesen Triumph wirst du nie erleben!
»Danke!« rief er zurück. »Ich nehme die Einladung an.«
Er ging in sein Schlafzimmer, zog sich aus, streifte die Badehose über und ging hinüber zum Bad. Belisa saß auf der Marmorbank, sie trug einen so knappen Bikini, daß man sich fragte, wozu die Stoffetzen überhaupt nötig waren. Wie in Davao biß Dr. Falke die Zähne zusammen.
Sie ist so schön! Sie hat den Körper einer Elfe. Sie ist so schön, daß es beim Atmen in der Lunge brennt.
Er setzte sich neben sie. Das warme Wasser sprudelte in den Pool. Sie hatte schon Parfüm in das Becken geschüttet; es duftete stark nach geheimnisvollen tropischen Blüten. Sie beugte sich vor und griff nach dem Telefon.
»Bitte eine Verbindung zu Mr. Landro Liborio«, sagte sie der Zentrale. »Und lassen Sie sich nicht abwimmeln. Sagen Sie, Belisa García sei am Telefon.«
Dies schien wirklich zu helfen. Liborio war schnell am Apparat.
»Ja, was höre ich! Sie sind schon in Manila?! Im Hotel? Wie geht es Ihnen?«
»Sehr gut.«
»Das hört man gern. Wie geht es meinem alten Freund Juan Perón?«
»Blendend. Er lebt seit vier Monaten an der Côte d' Azur und verwöhnt seine Frau. Er will sich dort sogar ein Haus kaufen.«
»Ein glücklicher Mensch.« Liborio räusperte sich. »Sie haben vorgeschlagen, daß wir uns treffen, Mrs. García?«
»Deshalb bin ich nach Manila gekommen. Ja.«
»Es wird mir eine große Freude sein. Man erzählt so viel von Ihnen, der Nachfolgerin Ihres genialen Schwagers. Von vielen Seiten höre ich Ihren Namen. Belisa García, die Gold-Lady.«
»Ein dummes Wort.«
»Sie wollten mich sprechen.« Liborios Ton wurde förmlicher. Geschäftsmäßig. »Worum geht es?«
»Um Gold.«
»Da gibt es doch keine Fragen.«
»Bisher. Aber die Welt verändert sich stetig. Heute ist oft schon gestern, und man hat es noch gar nicht gemerkt. Und dann überrascht einen das Morgen. Mein genialer Schwager – wie Sie ihn nennen – ist von vorgestern … das will ich korrigieren. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Nicht ganz.«
»Deshalb müssen wir zusammenkommen. Morgen! Welchen Termin schlagen Sie vor?«
Liborio schien über Belisas Worte nachzugrübeln. Noch ahnte er nicht, daß ein kleines, zartes, dreiundzwanzig Jahre altes Mädchen ihn angreifen würde.
»Ich schlage vor: nicht in meinem Büro. Darf ich Juan Peróns Schwägerin einladen? Zu einem ganz besonderen Abendessen?«
»Einverstanden.«
»Wir treffen uns in Wang Zhijians Restaurant. Auf dem chinesischen Friedhof.«
»Wo?« Belisa glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
Liborio lachte. »Es stimmt!« rief er vergnügt. »Auf dem chinesischen Friedhof. Wang Zhijian betreibt in dem Totenhaus seiner Vorfahren ein Luxusrestaurant. So etwas gibt es nur in Manila. Sie
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