Dschungel-Gold
werden staunen.«
»Dessen bin ich gewiß.« Belisa sah Dr. Falke an. Über einen kleinen Lautsprecher am Apparat hörte er mit. »Um wieviel Uhr?«
»Ist Ihnen zwanzig Uhr zu spät?«
»Aber nein. Übrigens, ich komme nicht allein.« Dr. Falke hob protestierend beide Hände, aber Belisa sprach unbeirrt weiter. »Ich bin in Begleitung.«
»Natürlich.« Liborio lachte verständnisvoll.
»Es ist nur der Arzt des Krankenhauses von Diwata.« Dr. Falke grinste, glitt in den Whirlpool und streckte sich darin aus.
Nur zu, dachte er. Wenn's dir Spaß macht. Mich verleitest du zu keiner Äußerung. Ich werde dir keine Gelegenheit geben, mich ausrasten zu sehen.
»Sie brauchen einen Arzt?« hörte er Liborio besorgt fragen. »Wir haben die besten Spezialisten hier in Manila.«
»Er ist nicht mein Arzt, er ist nur für die Arbeiter zuständig.«
Sie wechselten noch ein paar belanglose Sätze, dann legte Belisa auf. Sie glitt in den Whirlpool, dehnte sich, und ihre Zehen preßten sich gegen Dr. Falkes Oberschenkel. Er tat, als merke er es gar nicht. Sie wälzte sich in dem vielstrahligen Sprudel. Das warme Wasser schloß sich um ihren Körper und massierte ihn. Ihre Haut genoß es wie ein Bad in perlendem Sekt.
So lagen sie ein paar Minuten im sprudelnden Wasser, dann drehte Belisa die Düsen wieder zu. Sie zog die Knie an und stützte das Kinn darauf. In dieser Haltung wirkte sie wie ein halbwüchsiges Mädchen.
»Was brauchen Sie?« fragte sie plötzlich.
Dr. Falke zuckte zusammen. Er war in die Betrachtung ihrer Oberschenkel vertieft.
»Was ich brauche?« wiederholte er. »Wie soll ich das verstehen?«
»Reißen Sie sich los vom Anblick meines Körpers …« Es klang ausgesprochen hämisch. »Was können wir in Manila für das Krankenhaus kaufen? Was fehlt Ihnen?«
»Alles.«
»Nun reden Sie keinen Blödsinn! Ich habe Ihnen schon ein Musterhospital hingestellt.«
»Ich brauche dringend ein Ultraschallgerät.«
»Wozu?«
»Um in die Körper hineinzusehen. Zur genaueren Diagnose.«
»Und was kostet so ein Gerät?«
»Das kann teuer werden … je nach Leistung.«
»Wir reden also von Luxus?«
»Wenn man es so betrachtet, ist selbst eine Blutdruckmanschette Luxus. Meinem Großvater genügte es noch, den Puls zu fühlen. Und zum Abhorchen hatte er ein hölzernes Hörrohr mit einem Trichter. Das reichte damals aus.«
»Sehen Sie! Da waren die Ärzte noch Könner. Heute sind sie ohne Elektronik hilflos.«
»Haben Sie nicht eben zu Liborio gesagt: Heute ist oft schon gestern, und man hat es noch gar nicht gemerkt?« Er machte eine wohlüberlegte Pause. »Und plötzlich denken Sie an vorgestern, Belisa?«
Sie sah sich mit ihren eigenen Worten geschlagen, zum wiederholten Male schon, stieg aus dem Pool und schüttelte sich wie ein nasser Hund.
»Man muß Sie einfach hassen!« sagte sie, stieß einen Fuß ins Wasser und ließ eine Welle über Dr. Falkes Gesicht schwappen. »Es bleibt einem gar nichts anderes übrig.«
Sie verließ das Bad, ging in ihr Schlafzimmer und frottierte sich ab. Ihr jetzt völlig nackter Körper glänzte unter dem gleißenden Licht der Kristallüster. Aus den Augenwinkeln sah sie, daß Dr. Falke an ihrer offenen Tür vorbei in sein Zimmer ging.
Er stutzte kurz, war dann aber verschwunden. Diese eine Sekunde des Zögerns hatte ihm genügt, um seine innere Stimme zu hören:
Sie ist schön. Sie ist wunderschön. Ihre Haut ist blaßbraun wie Milchkaffee.
Sie ist ein Traum.
Für dich ein Alptraum …
In Diwata landeten drei Transportmaschinen der Minengesellschaft und brachten Nachschub.
Neue Waffen. Zwei neue Bergwerksingenieure. Neun Huren. Ersatzteile für eine Quecksilber-Goldscheide. Zweitausend Gebetbücher. Verbandszeug. Und David Tortosa.
Er hatte in Davao dem Piloten hundert Dollar in die Hand gedrückt und gesagt:
»Nimm mich mit zum Berg.«
»Was willst du denn da?« Der erfahrene Flieger hatte Tortosa kritisch gemustert und fand ihn völlig ungeeignet zum Schürfen. »Du bist doch keiner, der da hingehört.«
»Meinst du?«
»Ja.«
»Weil ich nicht aussehe wie einer, der sich gern an seinem Messer festhält und Bäuche aufschlitzt!?« Tortosa hatte dem Piloten auf die Stiefelspitzen gespuckt und die Hand ausgestreckt. »Gib mir die hundert Dollar wieder. Ich komme auch ohne dich nach Diwata.«
Hundert Dollar sind hundert Dollar – wer sie einmal auf der Handfläche spürt, gibt sie nicht gern wieder her. Tortosa durfte sich im Transportflugzeug zwischen die
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