Dschungel-Gold
Mut nützlich.«
»Ich bin also eine Blutsaugerin?«
»Sagen wir: Sie sind Unternehmerin.«
»O Gott … jetzt werden Sie zum Kommunisten! Ist Ihnen noch nicht aufgefallen, was in den vergangenen Jahren alles geschehen ist? Ich habe Wasserleitungen legen lassen, neue, bessere Maschinen bestellt, ich habe Ihr Krankenhaus gebaut, schöner und moderner als in jeder philippinischen Stadt, ich habe eine Kirche errichtet, ich habe, soweit das möglich ist, soziale Einrichtungen möglich gemacht …«
»Inwiefern?«
»Krankenhaus, Medikamente, Arztkosten, Pflege, das landwirtschaftliche Gut, die Schnapsbrennerei, die Gewächshäuser, die Straße nach Davao, die neuen festen Hütten …«
»Die Puffs.«
»Auch die!«
»Deren Einnahmen in Ihre Kasse fließen.« Dr. Falke winkte ab. »Lassen wir das, Belisa. Zugegeben, es ist viel in diesen zwei Jahren geschehen. Und wenn Sie die Straßen mit Gold pflastern lassen und aus den Leitungen parfümiertes Wasser fließt, es bleibt dabei, daß hier eine ganze Stadt von Ausgestoßenen existiert, die sich keine Zügel anlegen lassen. Sie und ich – das wollte ich damit sagen – wissen nicht mal zehn Prozent von dem, was in Diwata wirklich passiert.«
»Sie wissen mehr als ich. Sie als Arzt. Zu Ihnen kommen die Leute nicht nur wegen eines Trippers.«
»So ist es.«
»Und das werfe ich Ihnen vor: Sie sagen mir nichts.«
»Ein Arzt ist wie ein Priester, eine Art Beichtvater. Dieses Vertrauen darf nicht verletzt werden.«
»Trotzdem! Ich will mehr wissen.«
»Sie werden sich wundern.« Dr. Falke blickte wieder hinaus. Unter ihnen lag jetzt das Meer, tiefblau, getupft mit kleinen, unbewohnten Inseln, an deren Küsten die Wellen schäumten.
Welch ein Frieden! Wieviel Schönheit!
Und wieviel Tod.
Dieses Meer gehörte den Haien.
Es gibt Hotels, deren Namen zum Inbegriff von Luxus und Exklusivität geworden sind.
»Das ›Peninsula‹ in Hongkong mit seiner grandiosen ›Fünf-Uhr-Tee‹-Halle, das ›Mandarin‹ in Bangkok mit seinen gläsernen Terrassen zum Heiligen Fluß. Das ›Oberoi‹ auf Bali, mit seinen in seinem riesigen tropischen Park liegenden kleinen Villen, von denen jede einen eigenen Swimmingpool besitzt. Das ›Raffles‹ in Singapur, in dem der berühmte Singapur-Sling-Cocktail erfunden wurde. Und das ›Manila-Hotel‹, in dem einer der größten deutschen Schauspieler, der beste Mephisto aller Zeiten, Gustaf Gründgens, auf dem nassen Marmorboden des Badezimmers ausgeglitten, mit dem Kopf auf den Badewannenrand geschlagen war und sich das Genick gebrochen hatte.
Der für Reservierungen zuständige Direktor runzelte die Stirn, als Belisa und Dr. Falke die Hotelhalle betraten und auf den prunkvollen Tresen zusteuerten. Sein prüfender Blick fiel auf Belisas Jeans und Dr. Falkes ungebügelten Anzug … zwei Gäste, die kaum zu den anderen Gästen paßten. Er setzte eine hochmütige Miene auf, als Belisa sagte:
»Es ist reserviert. Belisa García Toledo.«
»Einen Augenblick.« Der Direktor blätterte in einem Journal, nickte und starrte die Ankömmlinge dann unsicher an. »Suite 112?« fragte er. »Stimmt das?«
»Ich habe bestellen lassen: eine der besten Suiten.«
»Zwei Schlafzimmer, Salon und Bar, Eßzimmer, Whirlpool …« Der Direktor räusperte sich. »Bei dieser Reservierung dürfen wir um eine Anzahlung bitten.«
»Ist das bei Ihnen üblich?« fragte Dr. Falke. Ihm war, als könne er die Gedanken des Direktors lesen.
»Ha … Äh …« Ein verlegenes Stottern. »Es ist nur …«
»Er denkt, wir können nicht bezahlen!« nahm ihm Belisa die Antwort ab. »Weil ich kein Chanel-Kleid trage und Sie keinen Cerruti-Anzug. Wenn jetzt Carlos bei uns wäre, flöge er bereits durch die Luft. Hören Sie mal zu, Sie Weichei …«
»Ich muß doch sehr bitten, Madame …«
»Jetzt sagt der auch Madame!« Belisa hieb mit ihrer kleinen Faust auf die Tresenplatte. »Kennen Sie Landro Liborio?«
Der Direktor wurde ein wenig blaß im Gesicht. »Natürlich …«
»Er ist unser Freund.« Sie zeigte auf das Telefon. »Rufen Sie ihn an! Oder soll ich es tun? Ich garantiere Ihnen: Mister Liborio wird dann niemals mehr einen Gast in Ihr Hotel schicken.«
»Ich bitte um Verzeihung.« Der Direktor schnippte mit den Fingern, ein Boy raste heran. »Nummer 112. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt bei uns.«
»Wer ist Landro Liborio?« fragte Dr. Falke, als sie die Suite bezogen hatten. Ein ungeheurer Luxus umgab sie, aber er war nicht vergleichbar mit
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