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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kisten klemmen und fuhr nach der Ankunft in Diwata mit einem der Lastwagen zum Berg. Manuel Morales hatte auf dem Rollfeld die neuen Huren in Empfang genommen und zu ihnen gesagt:
    »Nur neun? Ich brauche zehnmal soviel! Schläft eure Agentur?«
    »Keine will in den Urwald.« Eine der Huren, eine langmähnige Mestizin, sah sich um. »Hier soll die Endstation sein.«
    »Ihr werdet euch wundern! Unsere Puffs sind die modernsten von ganz Mindanao. Duschen, Bäder, ordentliche Toiletten, ärztliche Pflege, absolut hygienische Arbeitsbedingungen, eine Schutztruppe, die für Ruhe und Ordnung sorgt, Supermärkte, Bars, Kinos, Spielsalons, jeden Sonntag Gottesdienst, eine Kirche, in der ihr beichten könnt …«
    Gekicher. Die neun Huren wurden fröhlich. »Genau das brauchen wir«, sagte die Langmähnige spöttisch. »Sollen wir sonntags im Puff singen: Jesu, geh voran …?«
    Morales überlegte, ob er dem Weibsstück ins Gesicht schlagen oder sie vor die Brust stoßen sollte; er entschloß sich, nur zu sagen: »Du kommst heute abend zu mir!«
    »Kannst du Fettkloß überhaupt noch?«
    Morales schlug nun doch zu, gab ihr obendrein einen Tritt, als sie zu einem der Lastwagen lief, und nahm sich vor, ein besonderes Auge auf sie zu haben.
    Tortosa beobachtete das alles, kletterte in den Lastwagen, der das neue Material für Krankenhaus und Kirche geladen hatte – auch die Kartons mit den zweitausend Bibeln – und ließ sich in die Höllenstadt Diwata karren. Als sie auf der Urwaldstraße in den Dschungel vordrangen und dem Berg näher kamen, der aus dem wogenden grünen Blättermeer auftauchte, als sie die Farmen erreichten, die Schnapsfabrik, das Militärlager von Toledos Privatarmee, die ersten neuen Hütten – denn Diwata wuchs und wuchs um den Berg herum – als sie den ersten schwitzenden, von Lehm und Steinmehl überzogenen Kolonnen begegneten und dann eintauchten in diese stinkende Stadt, wußte Tortosa, daß es unmöglich war, Diwata zu beschreiben.
    Er war erstaunt, als der Wagen auf dem Hauptplatz vor einem langgestreckten, sauberen Gebäude hielt, das sogar ein kleiner Kirchturm krönte. Bei der Ankunft des Wagens stürzten vier junge Mädchen und zwei Männer aus dem Gebäude, alle in weißer Krankenhauskleidung. Schwestern und Pfleger … und das am verfluchtesten Ort der Welt.
    Tortosa kletterte vom Wagen und wurde sofort von einem der Pfleger beschimpft.
    »Ihr kommt spät!« rief er. »Wo hängt ihr denn rum?!«
    »Der Pilot!« Tortosa hob bedauernd die Schultern. »Er mußte dringend scheißen und kehrte noch mal um. In der Maschine gibt es keine Toilette.«
    »Leck mich am Arsch!«
    »Danke … keinen Appetit …«
    Tortosa zögerte, dann betrat er das Krankenhaus und prallte auf Pater Burgos, den es zu seinen zweitausend neuen Gebetbüchern zog.
    »Wohin, mein Sohn?« fragte er.
    »Ich bin hier neu, Väterchen …«
    »Das sehe und höre ich. Bist du krank?«
    »Nein. Wieso?«
    »Weil du gerade im Hospital stehst.«
    »Ich wollte den Arzt sprechen.«
    »Warum, wenn du nicht krank bist?«
    »Eine Gegenfrage, Hochwürden: Darf man eine Kirche nur betreten, wenn man beten will?«
    »Natürlich nicht. Die Kirche ist immer offen.« Pater Burgos sah sich den Fremden genauer an. Das ist kein Glücksritter, stellte er fest. Den hat die Menschheit nicht ausgestoßen, für den ist Diwata nicht die letzte Station. Er hat einen anderen Grund, eine Höllenfahrt anzutreten. »Gott empfängt jeden … ein Krankenhaus aber nimmt nur Kranke auf. Das ist der Unterschied.«
    »Wo kann man hier wohnen?«
    »Im Grand-Hotel ›Zum wilden Papagei‹. Fließendes Wasser, von den Wänden, rund um die Uhr Service, von den Ratten … Mann, was glauben Sie, wo Sie gelandet sind?«
    »Fragen wir anders: Wo kann ich hier schlafen?«
    »Sehen Sie zu, daß jemand Sie aufnimmt! Ansonsten: auf einem Holzstapel, in irgendeiner Ecke … bis Sie sich selbst ein Dach über den Kopf gebaut haben.« Pater Burgos öffnete eine Tür. Tortosa betrat das Besuchszimmer des Priesters. Ein großes, holzgeschnitztes Kreuz beherrschte den Raum. Burgos deutete auf einen Stuhl. »Nehmen Sie Platz.«
    »Danke.« Tortosa setzte sich. Pater Burgos lehnte sich an die Wand.
    »Ich erwarte von Ihnen keine Beichte«, sagte er. »Trotzdem: Woher kommen Sie?«
    »Aus der Gosse.«
    »Auch gut. Und wie soll ich Sie ansprechen? Mr. Gosse?«
    »Ich heiße David Tortosa.«
    »Was wollen Sie hier?«
    »Geld verdienen.«
    »Belügen Sie keinen Priester … das ist

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