Dschungelkind /
Höhe) und den massiven Gebirgszügen Wisnumurti und Sudirman die Insel wie ein Rückgrat. Der Rest der Insel ist von tropischem Regenwald, fruchtbaren Hochtälern und an den Küsten mit Sumpflandschaften bedeckt, die einer atemberaubenden Flora und Fauna Heimat bieten. Die Insel beherbergt bei all ihren Kontrasten den zweitgrößten tropischen Regenwald der Welt – und seit etwa 45 000 v.Chr. nahezu 1000 verschiedene papua-melanesische Stämme. Sie ist die Heimat der ältesten unabhängigen Gesellschaften unserer Erde.
Die größte Stadt West-Papuas – die Provinzhauptstadt Jayapura – liegt an der Nordküste nahe der Grenze zu Papua-Neuguinea. Die Küstenregionen West-Papuas wurden schon im 7. Jahrhundert von Händlern aus Sriwijaya besucht. Europäische Seefahrer hinterließen dort ab dem 16. Jahrhundert ihre historischen Spuren: Ortsnamen wie Bougainville, Cape d’ Urville oder die Torresstraße zeugen von diesen vergangenen Tagen.
Im Jahre 1511 sichteten die portugiesischen Seefahrer Antonio d’Abreu und Francisco Serrano die Insel Neuguinea, gingen aber nicht an Land. 1526 verschlug es den Portugiesen Jorge de Menezes an die Nordküste; er legte damit den Grundstock für spätere europäische Entdeckungsreisen. Er nannte das Land die »Insel der Kraushaarigen«. 1545 dann nahm der Spanier Iñigo Ortiz die Insel für Spanien in Besitz und gab ihr den Namen Nueva Guinea. 1569 erschien der Name Neuguinea erstmals auf einer Landkarte. Ab 1660 versuchte die niederländische Ostindienkompanie vergeblich, das rohstoffreiche Land zu besetzen, und hisste 1678 schließlich die holländische Flagge an der Westküste bei Keyts. James Cook höchstpersönlich wies 1770 nach, dass Neuguinea eine von Australien unabhängige Insel ist, und ging während seiner Weltreise an der Südküste in der nach ihm benannten Bucht an Land. Feindliche Eingeborene zwangen ihn aber schnell zum Rückzug.
Viele Länder, darunter auch Großbritannien, versuchten über die Jahrhunderte, Neuguinea zu besetzen und zu erobern. Aber erst 1828 gelang es den Niederlanden, West-Neuguinea unter ihre Herrschaft zu bringen. In der Folgezeit unternahmen Australien, England und auch Deutschland Forschungs- und Eroberungsreisen in das Land – mit wechselndem Erfolg. 1855 siedelten die ersten deutschen Missionare in der Doreibucht auf Mansinam, und ab 1922 schließlich waren die medizinische Versorgung und das Schulwesen fast vollständig in der Hand von Missionsgesellschaften. Immer wieder aber hörte man auch von Kannibalismus, dem etwa 1901 der schottische Reverend James Chalmers und sein Begleiter zum Opfer fielen.
Im Zweiten Weltkrieg griffen die Japaner Rabaul an und besetzten Neuguinea bis 1945. Ab 1949 wurde die Insel schließlich von Indonesien beansprucht, aber erst 1963 gelang es dem Inselstaat, West-Neuguinea zu annektieren.
Flora und Fauna West-Papuas zählen zu den artenreichsten unserer Erde. Kaum ein anderes Land besitzt solche Ressourcen an noch unentdeckten Primärarten wie diese Insel. In Bezug auf die Tierwelt verfügt sie zudem über eine bemerkenswerte geografische Grenze, die auf die glaziale Periode zurückgeht: Während dieser Periode waren die Inseln der Sunda-Platte – Java, Sumatra, Kalimantan und Bali – miteinander verbunden und mit der gewaltigen Landmasse des asiatischen Festlands vereinigt. West-Papua, Aru und der australische Kontinent dagegen liegen auf der Sahul-Platte und waren von der gigantischen Landmasse getrennt. Diese frühe geografische Trennung erklärt, warum West-Papua mit solch enormem, teils australisch geprägtem Artenreichtum ausgestattet ist.
Ein kleiner Straußenvogel (Kasuar)
Viele der Arten aber sind endemisch, das heißt, sie kommen weltweit nur einmal vor. Es gibt auf West-Papua über 700 verschiedene Vogelarten, davon 38 endemische, die es nur auf dieser Insel gibt. Unter ihnen ist der flugunfähige Kasuar, der zur Familie der Strauße, Emus und Kiwis gehört. Er ist eine wichtige Nahrungsquelle für die Eingeborenen und liefert zudem das Material für Knochenmesser, Schmuckstücke, Pfeil- und Speerspitzen und Schnitzwerkzeuge. Über 200 verschiedene Schlangenarten, viele davon giftig, Krokodile und Warane gehören ebenfalls zu den häufig vorkommenden Tierarten, dazu seltene Schmetterlinge, Insekten, Fische und Spinnen.
Die Vegetation West-Papuas variiert mit der Niederschlagsmenge und der Höhenlage. Die üppigste Zone ist der immergrüne Regenwald. Hier wachsen
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