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Dschungelkind /

Dschungelkind /

Titel: Dschungelkind / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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auf dem lediglich jene paar Worte in Lautsprache standen sowie der Satz: »Zwei bis drei Tagesreisen westlich vom Stamm der Dou.« Das war nicht viel. Und doch, nach kurzer Rücksprache mit meiner Mutter, entschied mein Vater sich für die Expedition ins Ungewisse. Der Abenteurer in ihm war erwacht!
    Kurz darauf traf Papa schon die ersten Vorbereitungen. Mit von der Partie waren ein amerikanischer Forscher, Herb, und ein Mann vom Stamm der Dani, der sowohl die indonesische als auch die Dou-Sprache beherrschte, was noch eine wichtige Rolle spielen sollte.
    Papa auf der zweiten Expedition
    Sie flogen mit dem Helikopter zu einem Dou-Dorf namens Polita , nicht weit von Kordesi. Von dort aus paddelten sie über kleine Nebenflüsse in Richtung Westen, wie auf dem Papier angegeben war. Nach mehreren Tagen jedoch kehrten sie unverrichteter Dinge zurück – sie hatten nichts gefunden. Die Dou und die Kirikiri, deren Gebiete sie durchquert hatten, konnten ihnen nicht weiterhelfen; auch sie wussten nichts über den genauen Aufenthaltsort der Fayu.
    Man muss sich klar machen, dass die einzelnen Stämme so gut wie nie ihre Stammesgebiete verließen. Stets gab es irgendwo Krieg, und außerhalb ihrer Grenzen drohte ihnen der Tod. Der Dou-Stamm hatte lange Jahre in erbittertem Kampf gegen die Nachbarstämme gelegen, darunter, wie erwähnt, auch die Fayu. Die Fayu hatten noch dazu einen legendären Ruf, was ihre Brutalität und ihre kriegerischen Eigenschaften betraf. So mochte man nicht einmal über sie reden, die Angst vor ihnen war zu groß.
    Doch dann ging es unverhofft einen Schritt voran: Ein Dou-Mann erzählte meinem Vater von einer Frau, die zu den Fayu gehörte, aber einen Kirikiri-Mann geheiratet hatte. Mit neuer Hoffnung machte sich die Expedition wieder auf ins Kirikiri-Gebiet, um diese Frau zu suchen, und sie fanden sie. Sie selbst hatte schon gehört, dass jemand nach den Fayu suchte, und war neugierig geworden, wer denn wohl so verrückt und lebensmüde wäre. Papa traf sich schließlich mit ihr auf einer Lichtung am Flussufer; sie war die erste Angehörige des legendären Stammes, die er zu sehen bekam.
    Die Fayu-Frau war freundlich und bereit zu helfen. Papa zog eine handgemalte Karte heraus, um ihr zu zeigen, wo bereits gesucht worden war. Sie schaute sie sich eine Weile aufmerksam an und erklärte ihm dann, dass er den falschen Fluss hochgefahren war; er müsse wieder den Rouffaer-Fluss hinauf und dann in den Klihi-Fluss Richtung Westen einbiegen, dann würde er fündig werden.
    Doch Papa war auf eine so große Expedition in die Tiefen des Urwalds nicht vorbereitet, und er entschied sich, erst einmal zurück zur Hauptstadt zu fliegen, um eine bessere Ausrüstung zu organisieren.
     
    Doch wie so oft lief es anders als geplant. Kaum zurück in der Hauptstadt Jayapura, bekam Papa seinen ersten Malariaanfall. Es war so schlimm, dass er lange Zeit im Krankenhaus liegen musste und die Ärzte zunächst nicht wussten, ob er überleben würde. Nach ein paar Monaten erst erholte er sich, und im Februar 1979 brach er schließlich zu einer zweiten Expedition auf.
    Diesmal war alles gut vorbereitet. Ein Außenbordmotor, ein Funkgerät, Dschungel-Hängematten und Nahrung für eine Woche wurden mit dem Hubschrauber nach Polita geflogen. Begleitet wurde mein Vater wieder von dem Amerikaner Herb und zwei Dani-Männern. Doch es war ihnen bewusst, dass es ein Sprachproblem gab. Sollten sie die Fayu finden, so konnten sie sich dennoch nicht mit ihnen verständigen: Papa sprach Englisch, Herb übersetzte ins Indonesische und der Dani vom Indonesischen in die Dou-Sprache. Es fehlte also noch jemand, der die Dou- und die Fayu-Sprache sprechen und verstehen konnte.
    Die Fayu-Frau (mit ihrem Kirikiri-Mann), die Papa auf seiner ersten Expedition den Weg wies
    Sie berieten sich mit den Dou-Männern, die von einem jungen Fayu wussten, der als Kind während eines Krieges mit seiner Mutter entführt und gefangen genommen worden war. Er wuchs bei den Dou auf, doch später, als er sich eine Frau nehmen wollte, eröffneten ihm die Dou, dass er von ihnen keine Frau heiraten könne, da er ja von den verfeindeten Fayu abstammte. Also verließ der junge Mann den Dou-Stamm und kehrte nicht zurück. Gerüchten zufolge lebte er jetzt im Grenzgebiet der Kirikiri. Sein Name war Nakire.
    Papa und sein Team tauschten ein paar Gegenstände mit den Dou, um ein Kanu zu bekommen. Daran befestigten sie den Außenbordmotor, packten die restlichen Waren hinein

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