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Dschungelkind /

Dschungelkind /

Titel: Dschungelkind / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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ein kleines viereckiges Päckchen auf und zog den langen, durchsichtigen Gummi darüber. Ich sah mit großen Augen zu. Dann erklärte sie mir, wozu das gut war.
    Ich nahm die bekleidete Banane in die Hand. »Die ist doch viel größer als ein … du weißt schon. Es würde doch immer abrutschen«, sagte ich.
    »Sabine, wie viele nackte Männer hast du in deinem Leben schon gesehen?«, fragte Leslie geduldig.
    »Oh, ganz viele«, erwiderte ich stolz und wahrheitsgemäß, »aber denen würde das hier niemals passen.«
    »Na ja, dann glaub ich, dass du hier noch eine Überraschung erleben wirst …!«, lachte sie.
    Ich musste auch lachen. Die arme Banane sah einfach komisch aus.
    Es war nicht das Einzige, was Leslie mir an diesem Abend über Männer und Sex erzählte. Ich lag noch lange wach in meinem Bett und konnte kaum glauben, was ich gerade gehört hatte. Mama hatte diese Dinge niemals erwähnt. Sie hatte mir nur erklärt, wie Babys entstehen.
    »Ob die Fayu auch solche Sachen machen?«, fragte ich mich.
     
    Nachdem ich nun aufgeklärt war, beschloss ich, an meinem Selbstbewusstsein zu arbeiten. Bisher hatte es mich größte Überwindung gekostet, allein irgendwo hinzugehen. Ich musste einfach mehr allein unternehmen, um meine Angst zu überwinden.
    So suchte ich mir eine elegante Bar aus, die in der Nähe des Internats lag. Sie öffnete am späten Nachmittag und war um diese Zeit fast immer noch ganz leer. Ich atmete tief durch und trat ein. Die Vorbereitungen für den Abend waren im Gange; der Barmann war dabei, neue Flaschen auf das Regal hinter sich zu stellen. Er lächelte mich an, und ich setzte mich, um einen Orangensaft zu bestellen. Mein Herz klopfte so laut, dass er es bestimmt hören musste. Ich wollte aufstehen, fliehen, doch zwang mich mit aller Kraft, sitzen zu bleiben. Vielleicht hat dieser freundliche Mann mein Herz nicht gehört, bestimmt aber spürte er meine Unsicherheit. Nachdem er mir eine Schale Erdnüsse hingestellt hatte, unterhielt er sich lange mit mir. Bald fühlte ich mich entspannter, und als ich das nächste Mal hinging, war es schon leichter. Mehrere Wochen lang frequentierte ich diese Bar, bis ich angstfrei war.
    Heute weiß ich, dass die Freundlichkeit der Menschen, die ich traf, mich lange vor dem sicheren Absturz bewahrt hat.
    »Geliebte Sabine,
    es hat sich so viel hier im Haus verändert, es ist gar nicht mehr zu vergleichen mit unserer Hütte am Klihi-Fluss. Ich habe einen richtigen Holzofen bekommen und kann jetzt Brot backen. Papa hat Solarzellen auf dem Dach installiert, so dass wir elektrisches Licht haben. (Aber wir benutzen es kaum, weil doch nur Insekten ins Haus kommen …)

    Ich denke viel an früher. Wie sehr wir dich alle vermissen! Die Fayu fragen andauernd nach dir und wann du wohl wiederkommst. Fusai hat vor kurzem ein großes Stück Sago gebracht und erzählte mir, wie gern du Sago gegessen hast – am liebsten mit lebenden Würmern drin!, betonte sie. Dein Vater sitzt noch immer jeden Abend mit den Fayu ums Feuer und unterhält sich mit ihnen. Manchmal erzählen sie sich Geschichten, was du als Kind alles angestellt hast. Das merke ich daran, dass sie plötzlich alle laut loslachen …
    Vor kurzem sagte auch dein Vater wieder, dass er euch sehr vermisst und dass es nicht mehr so schön ist wie in den alten Zeiten, als ihr noch hier wart. Ach Sabine, ich hoffe, dass du diese Zeit im Dschungel nicht vergisst und dass du immer weißt, wie wichtig du in unserem Leben bist. ›Das Salz in der Suppe‹, so beschreibe ich dich immer gern. Ein Leben ohne dich könnte ich mir einfach nicht vorstellen.
    Vergiss uns bitte nicht, denn wir haben dich alle sehr lieb.«
    Als ich diesen sehnsuchtsvollen Brief meiner Mutter las, spürte ich wieder den seltsamen Schmerz, der sich in letzter Zeit häufiger meldete. Immer öfter kam der Dschungel in Gedanken zu mir, wenn ich abends allein in meinem Bett lag. Doch ich verdrängte die Gedanken und Gefühle, die es nur darauf anzulegen schienen, mir Tränen in die Augen zu treiben. Nein! Ich war jetzt hier und wollte so werden wie alle anderen. War das nicht mein Ziel gewesen? War ich nicht eine Europäerin, eine Weiße? Ich steckte den Brief weg und versuchte, nicht mehr daran zu denken.
     
    Ein paar Wochen später dann hatte ich meinen ersten richtigen Freund. Er war Model, sah sehr gut aus und hatte eine elegante Figur. Wir trafen uns beim Billardspielen, und ich verliebte mich sofort, denn er war der schönste Mann, den ich

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