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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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lächerlich zu machen?«, merkte Tony an. »Er war unter anderem in großer Aufregung wegen der Unschärferelation und wollte darauf hinweisen, wie vollkommen absurd das alles war.«
    »Ja, und wie eine Vielzahl anderer lächerlicher Auffassungen kam es der Beschreibung von dem, was tatsächlich geschehen könnte, näher als ihre seriöseren Konkurrenten. Jene arme Katze wurde in das schwarze Loch der Quantentheorie hineingesogen und ist seitdem darin gefangen.«
    Tony lachte. »Schwarzes Loch. Das mag ich.«
    Sie kamen an winzigen Läden vorbei, die Brot verkauften, und an anderen, die Gewürze oder Oliven oder Seife oder Gemüse feilboten. Hausfrauen in bunten Kopftüchern und tristen Gewändern, die vom Kinn bis zu den Fußknöcheln reichten, trugen ihre Einkäufe in Taschen aus Sackleinen, die mit gelben Paprikaschoten, Granatäpfeln und grünem Gemüse prall gefüllt waren. Ein oder zwei Frauen, die beide Hände voll hatten, trugen Fladenbrot-Stapel auf ihren Köpfen. Der Duft von Kümmel und Oregano wehte von den sorgfältig gehegten Haufen, die vor dem Laden des Gewürzkrämers aufgereiht waren.
    »Lassen Sie uns für die Theorie, die wir konstruieren, von der Voraussetzung ausgehen, dass Schrödinger recht hatte mit dem, was als der Beobachter-Effekt bekannt geworden ist – dass menschliche Wesen den Ausgang von bestimmten Interaktionen einfach durch ihre Beteiligung irgendwie beeinflussen –, jedoch in einem Umfang, der weitaus größer ist als das, was er oder jeder andere sich bislang vorgestellt haben.«
    »In einem kosmischen Umfang«, erriet Tony. Sein geschmeidiger Verstand eilte zu möglichen Schlussfolgerungen voraus. »Behaupten Sie, dass unter bestimmten Bedingungen menschliche Wesen die Wirklichkeit erschaffen, die sie beobachten? Diese Idee ist eine geraume Zeit herumgestoßen worden – als eine philosophische Spekulation.«
    »Ich behaupte das, ja, doch ich möchte die alte Idee ein wenig weitertreiben. Was wäre, wenn wir durch unsere Beteiligung nicht nur die Realität erschaffen, die wir beobachten … sondern wir auch eine alternative Realität erschaffen, die wir nicht beobachten?«
    »Abermals olle Kamellen. Für gewöhnlich konfrontieren wir Physikstudenten in den unteren Semestern mit diesem Gedanken. Es ist die Idee, die zur Theorie des Multiversums führt – dass bei jedem gegebenen Geschehnis, dessen Ausgang aus irgendeiner von unzähligen unterschiedlichen Möglichkeiten erfolgen könnte, diese alle existent werden. Wenn man zum Beispiel eine Münze wirft – in dem einen Universum landet sie auf dem Kopf, in dem anderen auf der Zahl. Beide Sachverhalte passieren.«
    »Wenn Sie in die Kiste von Herrn Schrödinger schauen, um nach Ihrer Tigerkatze zu sehen, finden Sie sie in der einen Welt tot vor – doch in der alternativen Welt werden Sie sie äußerst lebendig vorfinden. Beide Sachverhalte passieren, ja.« Brendan hielt inne und hörte auf zu spazieren. Tony hielt an, um ihm beim Zuhören ins Gesicht zu schauen. »Jetzt aber«, fuhr Brendan fort, »gibt es zwei unterschiedliche Welten – beide sind sich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich, aber ein wenig verschieden, weil in der einen Schrödingers ziemlich ausgenutzte Katze tot und in der anderen die Kreatur immer noch lebendig ist und vor sich hin schnurrt.«
    »Ich glaube, ich verstehe, wohin dies führt.«
    »Dessen bin ich mir sicher«, bekräftigte Brendan. »Wenn man das Modell so weit ausdehnt, dass es jedes menschliche Wesen auf dem Planeten einschließt – wobei jede einzelne Entscheidung, jede einzelne mögliche Folge dieser Entscheidungen eine neue Welt oder Dimension oder sogar ein neues Universum existent werden lässt …«
    »Dann hat man eine exponentielle Ausdehnung«, beendete Tony den Gedanken. »Mit der Erschaffung einer jeden neuen Dimension muss sich das Universum ausdehnen, um sie zu enthalten.«
    »Je mehr bewusste menschliche Akteure auf Erden leben, desto mehr Entscheidungen werden getroffen – und umso größer ist die Expansion und umso schneller dehnt sich das Universum aus. Aber nicht nur das: In jeder dieser neuen Dimensionen werden Menschen Entscheidungen treffen, die weitere neue Dimensionen, neue Welten, neue Universen existent werden lassen« – mit der Hand machte er einen Kreis in der Luft –, »… und so weiter und so weiter und so weiter.«
    »Schneller und schneller«, folgerte Tony. »Was die ständig ansteigende Beschleunigung der Ausdehnung des beobachteten Universums zur Folge

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