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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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zur Sprache gebracht, damit Sie mir Ihr Ohr leihen. Ich habe ein weitaus ernsteres Motiv.«
    »Oh? Und was könnte das sein?«
    »Wir haben von der Ausdehnung des sichtbaren Universums gesprochen – aber was, wenn ich Ihnen sagen würde, dass sich das Universum nicht mehr länger ausdehnt?«
    »Und wahrscheinlich sagen Sie mir das nun?«
    »Ich habe in allerjüngster Zeit Belege dafür bekommen, dass sich die Geschwindigkeit der Ausdehnung überall verlangsamt hat, und in einigen Gegenden kann sie sich sogar umgekehrt haben.«
    »Was Sie nicht sagen«, sinnierte Tony.
    Brendan nickte ernst.
    »Ich müsste Sie fragen, woher Sie diese Belege bekommen haben«, sagte Tony. »Es müsste natürlich verifiziert werden, und ich würde mich fragen, warum niemand dies vorher entdeckt hat.«
    »Wie Sie möglicherweise wissen, ist die Nachrüstung des Jansky-VLA-Teleskops – die dringend erforderlich gewesen ist und sich stark verzögert hat – nun vollendet. Ich habe Ansprechpartner in New Mexico, die mich in zuverlässiger Weise über bestimmte Beobachtungsdaten informiert haben, die während des Ablaufs der Neukalibrierung aufgenommen wurden. Zuerst wurden diese anormalen Beobachtungen als Fehler, Interferenzen oder etwas Derartiges abqualifiziert. Aber gerade jetzt beginnt es sich herauszustellen, dass diese ursprünglichen Ablesungen überhaupt keine Fehler sind – dass an den äußersten Rändern des Universums etwas sehr Seltsames vor sich geht …«
    »Die Expansion verlangsamt sich …«, sinnierte Tony. »Ist es das, was Sie sagen?« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich kenne einige dieser Kerle beim VLA. Ich könnte sie anrufen und alles überprüfen, was Sie gesagt haben. Wir könnten die jüngsten Daten bekommen.«
    »Es ist eine Möglichkeit. Aber angenommen, dass ihre Berechnungen alles bestätigen würden, was ich Ihnen berichtet habe, und dass alles, was ich gesagt habe, wahr ist?«, fragte Brendan.
    Tony betrachtete ihn einen langen Augenblick, bevor er ihm antwortete. »Wenn das, was Sie erzählen, wahr ist«, erwiderte er schließlich, »dann würde ich sagen, dass wir ein Problem haben. Ein sehr … großes … Problem.«

ZWANZIGSTES KAPITEL

    A nderthalb Meilen! Schließen schnell auf, Kapitän!«, rief Garland, der Erste Offizier. Seine Stimme kam von der höheren Takelage in scharfen, abgehackten Stößen herab.
    Lord Burleigh legte die Hände um seine Augen herum und blickte in den zu hellen Himmel. Er konnte hoch oben in dem schwindelerregenden Gewirr von Wanten und Tauen, die sich von der Spitze des Mastes aus wie ein Netz ausbreiteten, die Silhouette eines Mannes ausmachen. Die weiße Fläche aus Segeltuch blähte sich wie ein voller Bauch auf, bevor ein kräftiger Wind sie auf die dunkle Anhöhe aus Land am Horizont zutrieb. Sie hatten Kurs genommen auf die Straße von Gibraltar – die Mündung, die zu passieren sie gehofft hatten, bevor die Tidenströmung am Abend das Navigieren gefährlicher machte.
    Viele Schiffe, die zu spät ankamen, um die Passage in der Dunkelheit zu riskieren, entschieden sich dafür, während der Nacht im Atlantik zu warten – was die Region zu einem erstklassigen Ort für Piraten machte, um ihrer niederträchtigen Berufung nachzugehen. Genau diese Konstellation hatte Kapitän Farrell und seine Mannschaft Flüche und Verwünschungen in ihre Bärte hineinmurmeln lassen.
    Die Percheron war ein kompaktes, betriebsbereites Schiff, aber schnell war sie nicht. Sie fuhr zu schwer durchs Wasser und verfügte bloß über einen einzigen Mast, was die Menge an Segeltuch begrenzte, das man auf ihr hochziehen konnte. Kurzum, sie war ein stabiles, gut ausgebildetes Arbeitspferd, aber keine Rennmaschine: robust, belastbar und auf ihre eigene Weise stattlich, aber niemand würde sie jemals als schnittig oder schnellfüßig bezeichnen.
    »Das ist höchst besorgniserregend, Sir«, sagte Farrell zu ihm, als Burleigh sich ein paar Augenblicke später zu dem Kapitän im Steuerhaus gesellte. »Ich gestehe offen ein, dass ich zutiefst beunruhigt bin.«
    »Und der Anlass für Ihr Unbehagen, Kapitän?«, fragte Burleigh nach.
    »Ich befürchte, dass der Schoner achtern uns mit böswilligen Absichten verfolgt. Das ist meine Sorge.«
    »Ist es nicht ebenso wahrscheinlich, dass es ein Handelsschiff ist, das auf die Straße von Gibraltar zusteuert und ebenso wie wir selbst darauf erpicht ist, sie vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen?«
    »Gewiss, die Möglichkeit ist auch mir schon

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