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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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um zehn Uhr griff das Jugendschutzgesetz. Und das hieß streng genommen: Tommy, minderjährig, hat den Laden jetzt sofort zu verlassen.
    Und oft genug stand auch Punkt zehn die Polizei auf der Platte und kontrollierte die Ausweise. So genau der Menninghard es mit allem nahm, bei mir machte er doch eine Ausnahme. Denn links neben der hohen Bühne führte eine Tür in die dahinterliegende Küche. Und dort versteckte ich mich, wenn die »Schmier« kam. Er schmiss mich also nicht raus, sah jedoch zu, dass mich die Ordnungshüter nicht erwischten. Nicht ganz unwahrscheinlich, dass diese eigenwillige Fürsorge mit einem Auftritt meines Vaters im Star-Club zusammenhing. Der war da eines Tages wie aus dem Nichts erschienen, baute sich vor dem Menninghard auf und machte ihm klar, dass er auf mich achtzugeben habe. Mein Vater hat sich den Chef richtig zur Brust genommen und gesagt: »Mein Name ist Engel, ich bin der Richard Engel. Passen Sie mir auf den Jungen auf!« Mehr nicht.
    Und so lief das dann Abend für Abend: Sobald die Luft wieder rein war, holte Fibbes mich aus meinem Küchenverlies, wir kletterten wieder auf die Bühne, und weiter ging’s.
    Abends waren normalerweise Bands aus dem Hamburger Club engagiert. Meistens musste ich noch nicht mal mein Schlagzeug aufbauen, weil ich die Kiste der Hauptband bespielen durfte. Ich entsinne mich, dass einmal die Mission Bells auftraten, eine englische Mädchenband. Die hatten ein schönes Schlagzeug. Auch Lee Curtis & The All Stars habe ich zum ersten Mal im Star-Club gesehen. Da stand seinerzeit auch Mike Cummings an der Gitarre, mit dem ich später bei Guys and Doll spielte.
    Am Rudolfplatz gab es auch die Rolltreppe, eines der ersten Schnellrestaurants in Köln. Dort trafen wir uns immer, bevor es im Star-Club losging. Man aß eine Pommes und hing ab. Nach den Gigs gingen wir immer hoch zum Kaiser-Wilhelm-Ring ins Storyville. Auch dort traten häufig irgendwelche englischen Bands auf. Da sahen wir zum Beispiel Neil Landon & The Burnetts oder Georgie Fame & The Blue Flames. Georgie spielte eine Hammondorgel und hatte ganz tolle Musiker in seiner Band. Das waren genau die Vorbilder, die wir brauchten, um uns die ein oder andere Scheibe abzuschneiden. England war das Mutterland der Beatmusik, und wenn ich im Storyville vor der Bühne stand, habe ich mit den Augengeklaut – so kann man das nennen. Ich habe mich immer möglichst nah an den Drummer gestellt, um zu verstehen, was er da macht. Später habe ich das dann nachgespielt und so mein Repertoire erweitert.

IMMER AUF DIE EINS UND DIE DREI,
DAS IST ES NICHT
    Ein Trommler muss unabhängig sein, sage ich immer. Was natürlich nicht heißt, dass er keine Familie haben darf. Sondern dass er seine rechte Hand völlig von der linken abkoppeln können muss. Alle Extremitäten müssen unabhängig voneinander funktionieren, und deren Koordination muss im Hirn angelegt sein. Wie ein Code, den man abruft, ohne nachdenken zu müssen. Ich habe von Anfang an Schlagzeug gespielt und dazu gesungen. Und ich könnte auch heute noch alles, was ich vorn auf der Bühne singe, selbst am Schlagzeug begleiten. Ein Problem wäre inzwischen höchstens meine Kondition, denn Schlagzeug-spielen ist eine Frage von Kraft, Ausdauer, Konzentration und Energie.
    Als Trommler darfst du nicht stehen bleiben, du musst immer an dir arbeiten. Immer nur Vierviertel und mit der Bassdrum auf die Eins und die Drei, das ist es auf Dauer nicht. Im Storyville kam man wirklich voran, wenn man die Augen und Ohren aufsperrte. Und ansonsten musste man sich die neuen Sachen eben durch Abhören von Platten draufschaffen.
    Aber dabei ging eben auch vieles unter. Vor allem die Basstrommel kam bei Aufnahmen oft ziemlich schwammig rüber, da hörte man nicht viel. Obwohl man dazusagen muss, dass das Schlagzeug in der Beatmusik doch weiter nach vorn wanderte als beim Schlager. Bei den Beatles sowieso. Ringo Starr ist immer sehr verkannt worden als Trommler. Die anderen Pilzköpfe wirkten alle relativ smart, er hingegen blieb immer der Kleine mit der Hakennase, der dafür dicke Ringe an den Fingern trug. Die Beatles haben Pete Best damals rausgeschmissen, es gibt genug Gerüchte darüber. Unabhängig davon war dieser Richard Starkey, den sie stattdessen bekamen, ein absoluter Glücksfall! Ringo hat sich nie in den Vordergrund gedrängt, aber ein wunderschönes, musikalisches Schlagzeug gespielt. Es gab damals diese und jene vorgefertigten Rhythmen, aber Ringo Starr war das egal.

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