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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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Notlösung. Unser Programm bei den Luckies bestand zum Glück vor allem aus Instrumentalsongs. Willi Poetes konnte schon deshalb nicht singen, weil er die Sologitarre spielte. Und Fibbes Dormagen war für einen Frontmann viel zu schüchtern. Ich hingegen war wahrscheinlich der Einzige, der singen konnte und auch keine Probleme damit hatte. Vielleicht begann also schon damals, mit zwölf bei den Luckies, meine Zeit als Sänger.
    Dass ich irgendwann mal vorne und nur noch am Mikro stehen sollte, hätte ich damals nie gedacht. Bei den Black Birds habe ich noch hinterm Schlagzeug gesungen. Bei Guys and Doll, der nächstfolgenden Band, war ich hingegen oft nur die Chorstimme, aber auch das war mir überhaupt nicht wichtig. Du verbrauchst wahnsinnig viel Energie, wenn du trommelst und dazu noch singst. Zumal wir früher nicht gerade die feinste Technik vorgesetzt bekamen. In den Clubs stand immer irgendeine Gesangsanlage, und wenn du Pech hattest, musstest du dir die Seele aus dem Leib shouten. Hinzu kam, dass in den Läden damals noch gequalmt wurde. Und das war nicht wie heute, wo man sogar blöd angeglotzt wird, wenn man sich auf der Straße ’ne Kippe anmacht. Nein, 1963 im Star-Club rauchte praktisch jeder.
    Während Roland Pesch damals für die Kinks-Lieder zuständig war, sang ich vor allem die Beatles-Stücke. Die englischen Bands lieferten uns Material genug. Von Lennon, McCartney und Co. erschienen manchmal sogar zwei LPs pro Jahr. Wenn man die dann zum ersten Mal durchhörte, war das immer wahnsinnig aufregend. Bei Fibbes Dormagen am Plattenspieler versorgten wir uns mit neuen Songs für unsere Gigs, denn an seiner Bühnenshow musste man damals permanent arbeiten. In den 50ern und 60ern hörte man in den Clubs fast ausschließlich Livemusik. Dementsprechend gab es Beatbands wie Sand am Meer, auch in Köln. Und die erarbeiteten sich alle die jeweils neuesten Hits, da musste man immer noch einen drauflegen können.
    Und das gelang uns auch, bis schließlich irgendwann Feierabend war. Das Ende der Black Birds war ein Klassiker jener Zeit. Es verlief kurz und schmerzlos, kein Streit war vorangegangen, und es geschah von einem Tag auf den anderen. Erich und Roland, unsere Gitarre und der Bass, mussten zum Bund.

GUYS AND DOLL
    Das Aus der Black Birds bedeutete für mich einen Wechsel auf die andere Seite des Rheins, ins Bergische Land. Dort stieg ich bei Guys and Doll ein. Wir jagten vor allem diese ganzen großen Soulstücke rauf und runter. Von »Midnight Hour« angefangen über »Hold On! I’m Comin’« bis zu »Knock On Wood«. Soul und R’n’B sind sehr körperbetonte Musikstile, sehr gesangslastig und oft mehrstimmig. Auch als Schlagzeuger habe ich in der Zeit mit Guys and Doll viel gelernt, zum Beispiel eine richtig schwere 2 und 4 zu spielen.
    Uli Richter war ein toller Rhythmusgitarrist, der sang auch die Soulnummern. Bernhard Möhl war ein großartiger Keyboarder, und mit Mike Cummings an der Gitarre hatten wir sogar einen echten Liverpooler im Aufgebot. Seit den frühen 60ern stand ich auf den Mersey-Beat aus Liverpool. Dort waren Bands wie Ian & The Zodiacs großgeworden, die auch die Beatles stark beeinflusst hatten. Seltsamerweise bin ich damals nie auf die Idee gekommen, selbst mal nach England zu fahren. Das Geld dafür hatte ich ohnehin nicht, aber ich habe noch nicht einmal davon geträumt. Tatsächlich war ich bis heute noch nie in Liverpool. Aber – und das schwöre ich mir jetzt beim Schreiben dieses Buches – ich werde es nachholen!
    Mike Cummings war ausgesprochen hübsch, ein lieber Kerl und guter Gitarrist. Und damit meine ich: Der spielte richtig Gitarre! Der kopierte nicht nur, wie die manchmal doch schwerfälligen deutschen Gitarristen, sondern spielte völlig authentisch. Vorher hatte er als Gitarrist bei Lee Curtis & The All Stars mitgemischt. Lee Curtis wiederum war eine Berühmtheit parallel zu den frühen Beatles. Der hatte genau wie die Fab Four im Hamburger Star-Club gespielt, und Mike war danach in Deutschland geblieben. Er hatte also nicht nur bedeutende musikalische Referenzen, sondern kam zudem aus dem Mutterland all dessen, was wir bewunderten. Für mich war es damals ein echtes Ereignis, mit so einem Mann in einer Band zu spielen.
    Guys and Doll bestanden schon eine Weile, bevor ich bei ihnen einstieg. Die hatten mich irgendwann hinterm Schlagzeug der Black Birds gesehen und mich daraufhin angesprochen. Zu Anfang war das wohl so gewesen: Annelie Ommer, die »Doll«, war

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