Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
Vom Netzwerk:
Name schon sagt, ist das ein Fünfvierteltakt. Also hat Friedhelm Caskel, damals Lehrer an der Rheinischen, erst mal ziemlich schäl geguckt. Aber ich hatte mir vorher überlegt: Mensch, das ist doch eine richtige Prüfung hier. Da kannst du doch nicht irgendeinen simplen Vierviertel bringen. Spannend wurde die Performance vor allem dadurch, dass sie ohne weitere Instrumente stattfand. Der Prüfer merkte wohl, dass der Knirps da vor ihm einen Fünfviertel spielt. Aber ob er die Nummer erkannte? Glaube ich nicht. Ich hingegen hörte sie mit meinem inneren Ohr, ich hatte »Take Five« im Kopf. Und hab’s auf meinen Drums begleitet.
    Natürlich war der Caskel letztlich beeindruckt und hat mich aufgenommen. Aber glücklich wurde ich auf der Rheinischen Musikschule anschließend nicht. Mir war das alles ein bisschen zu steif und akademisch. Und richtig bescheuert wurde es dann im Fach Rhythmik. Da sollten wir uns eines Tages im Kreis aufstellen und Rhythmen gehen. Also irgendwie einen Vierviertel imitieren und dazu Synkopen oder einen Offbeat klatschen. Ich kam mir vor wie ein dressierter Tanzbär, und als wenn das nicht genug gewesen wäre, trugen wir bei der albernen Hampelei auch noch Ballettschühchen. Es war einfach grauenhaft. Meine Tage in der Musikschule waren von Beginn an gezählt. Immerhin trat ich zu jener Zeit schon jeden Abend im Star-Club auf. Was ich in der Schule lernte, hatte mit mir und meinem Leben nichts zu tun. Mein Traum war es schließlich nicht, irgendwann einmal Orchestermusiker zu werden, so als fest angestellter, verbeamteter Schlagzeuger. Möglicherweise hätte ich noch ein Weilchen länger bleiben sollen, um mir mehr theoretisches Wissen draufzupacken, etwa in Harmonielehre. Heute frage ich mich das manchmal, aber damals hatte ich einfach keinen Bock mehr. Vermutlich lag es auch an der damaligen Pädagogik. Die Jugendlichen so stumpf zu trimmen, fand ich unerträglich. Man hätte so einen Unterricht auch viel interessanter gestalten können, mit Sicherheit!

IM STAR-CLUB
    Wilfried »Fibbes« Dormagen hatte in der Endphase der Luckies bei uns mitgespielt. Mit ihm zusammen gründete ich 1963, im selben Jahr, in dem meine Lehre als Schornsteinfeger begann, die Black Birds. Wir waren vier Typen: Roland Pesch (Bass), Erich Meck (Rhythmusgitarre), Fibbes (Leadgitarre) und ich. Vier Milchgesichter, die auf die Bühne stürmten und loslegten. Damals haben wir alles an die Wand gespielt, das kann man ohne Angeberei so sagen. Roland Pesch war gnadenloser Kinks-Fan, der hatte sogar so eine Frisur wie Dave Davies mit seinen langen blonden Haaren. Und er konnte richtig gut singen. Bei Liveauftritten kommt zum Akustischen ja auch das Visuelle. Wenn du damals als Band von 30-Jährigen auftratst, warst du verdammt alt! Wir hingegen waren blutjung und voller Energie. Während die anderen noch versuchten, akkurat ihre Tanzmusik herunterzuspielen, haben wir die Verstärker bis zum Anschlag aufgedreht. Deshalb kamen wir wohl auch zu unserem festen Engagement im Star-Club am Rudolfplatz. Der Menninghard, so hieß der Besitzer, hat uns vorspielen lassen und gesagt: »Das ist es!« Und dann durften wir da auftreten, abends oder auch früher zum sogenannten Tanztee.
    Wenn ich heute dort stehen würde, käme mir der Laden wahrscheinlich ziemlich klein vor. Wie das immer so ist, wenn man einen Ort lange nicht mehr besucht hat. Aber damals fand ich die Ausmaße riesengroß. Und außerdem war der Star-Club immer brechend voll. Hier stand, trank und tanzte man immerhin in einer Dependance des legendären Hamburger Star-Clubs , in dem die Beatles gespielt hatten! Über der Bühne hing ein Gemälde der Tower Bridge und darüber der Stern mit dem Star-Club -Logo. Das Publikum bestand hauptsächlich aus Jugendlichen, die gleichen, die auch in die Moni-Bar neben dem Storyville gingen. Daneben trieben sich dort auch immer ein paar ältere Typen herum, 30-Jährige, sag ich jetzt mal. Die fielen auf, weil sie versuchten, sich an die jungen Mädchen ranzumachen. Aber wenn es im Star-Club mal Stunk gab, kam der Besitzer ins Spiel. Der Menninghard – niemand kannte seinen Vornamen – war eine interessante Figur. Ein kleiner Kerl, der seinen Laden ausgesprochen streng führte. So ein Tanztee begann vielleicht gegen vier, fünf Uhr nachmittags und ging bis in den Abend. Immer waren mehrere Bands am Start, sodass man zwischen den Auftritten auch ein bisschen verschnaufen konnte. Brenzliger waren für mich die abendlichen Gigs, denn

Weitere Kostenlose Bücher