Du bes Kölle: Autobiografie
mit Bass, Keyboard, Schlagzeug und zwei Gitarren besetzt. Einen recht eigenartigen Background hatte unser Gitarrist Klaus Schmitz. Der ging nämlich sozusagen über Leichen und leitete in Sülz ein Beerdigungsinstitut. Wenn man jedoch in seinem Laden an den Särgen und Urnen vorbei war, gelangte man in eine Ecke mit sehr lebendiger, musikalischer Ware. Denn nebenher vertickte Klaus Musikequipment: Bei ihm bekam man gebrauchte Mikros, Limiter und sonst was für den Proberaum oder das Heimstudio. Und hinter den Särgen wurde mit richtig guter Qualität gehandelt. Klaus verkaufte keine Hehlerware, sondern ausrangierte Sachen, zum Beispiel vom WDR.
Wenn wir uns später manchmal wiedergetroffen haben, begann unser Gespräch gern mit diesem typischen Bestatterwitz:
»Wie jeit et?«
»Och, nit esu jot, de Kundschaff läuf eröm.«
Immer gut in Erinnerung behalten werde ich auch den Bassisten der Shooting Stars, Mike Rogatti. Mit ihm zusammen sang ich verschiedene Beatles-Stücke, aber auch Nummern wie »Massachusetts« oder »To Love Somebody«. Mike konnte noch so gut rasiert sein, sein Gesicht sah immer nach Dreitagebart aus. Wenn er mit seinem Bass vor den Mädels stand, dann schmolzen die dahin, das war total offensichtlich. Sogar meine Mutter mochte ihn. Sie, die sich allabendlich noch Sorgen machte um ihren Jungen, lernte mit Mike einen gepflegten, auf die Dreißig zugehenden Mann kennen. Jemanden, der sich ausdrücken konnte und sich zu benehmen wusste. Aber irgendwann entschied Mike sich dafür, sein Studium zu Ende zu bringen. Und das war dann auch das Ende der Band.
I’VE SAID MY SAY
Mein nächster Wechsel brachte mich musikalisch einen guten Schritt voran. Die Tony Hendrik Five hatten sogar schon einen Plattenvertrag, als ich zu ihnen stieß. Das war für mich das Größte damals, denn dadurch kam ich zum ersten Mal zur EMI ins Studio. Diese Hallen am Maarweg waren für einen Musiker das Allerheiligste, da wollte jeder landen. EMI, das waren die Beatles!
So dachte ich also einerseits: »Mensch, Thomas, jetzt hast du’s geschafft.« Aber auf der anderen Seite hatte dieser Wechsel auch einige Haken für mich. Hatte ich mich in meinen früheren Bands immer auch privat gut mit den anderen Musikern verstanden, so war das bei den Tony Hendrik Five alles ein bisschen nüchterner. Tony Hendrik war ein eigenartiger Typ: sehr straight, ein toller Komponist. Eigentlich hieß er Dieter Lünstedt und war ein Nordlicht, genauso wie Gerry Fleming, unser Bassist.
Richtig warm bin ich dort nur mit Frieder Viehmann geworden, der vorher Pianist bei den Tommy Guns war und mich später mit zu Hush begleitete. Der war hier in Köln bei der südafrikanischen Botschaft beschäftigt, auch ein seltsamer Hintergrund für einen Musiker.
Tony Hendriks Vater wiederum war als Berufssoldat in Wahn stationiert, so hatte er den Weg von Rendsburg an den Rhein gefunden. Später wurde aus ihm noch ein sehr erfolgreicher Musikproduzent.
Als ich 1968 einstieg, war die erste LP, »Night Flight«, bereits erschienen. Dabei handelte es sich vor allem um Instrumentalmusik, so ein bisschen à la Sputniks und Shadows, aber mit einem durchaus eigenen Charakter. Mit dem Eintritt von Sänger Mark Walters, Frieder Viehmann und mir änderte sich der Stil. Tony wusste, dass ich vom Schlagzeug aus auch Singen konnte. Damals sangen im Studio alle über ein U87-Mikro von Neumann. Das gibt es heute noch, fast unverändert. Die Dinger waren einfach so ausgereift, da kannst du nichts dran verbessern. Mark Walters war live gar nicht mal so schlecht. Aber im Studio fiel seine Stimme ab, ganz anders als meine. Das kann man schlecht erklären, aber ich habe glücklicherweise auf der Bühne und im Studio gleichermaßen Volumen.
»There’s a Tavern in the Town« hieß die A-Seite unserer ersten gemeinsamen Single, und dieses alte Traditional sang Mark. Auf der B-Seite jedoch stand ich am Mikro. »I’ve said my say«, das bedeutet wohl so viel wie: Ich habe alles gesagt, was zu sagen ist. Und was ich nie zu träumen gewagt hätte, trat ein: »I’ve said my say« wurde ein kleiner Hit, und zwar durch den BFBS, den englischen Soldatensender. Der Song lief dort von morgens bis abends über den Äther und wurde in höchsten Tönen gelobt: als »new german sound from Cologne«. Der Erfolg verhalf uns sogar zu einer kleinen Tournee durch Tonys norddeutsche Heimat. Und tatsächlich war »I’ve said my say«, auch von heute aus betrachtet, ein wirklich gutes
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