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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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Beatstück. Die Nummer klang ein bisschen nach den Small Faces und ging von Anfang an richtig nach vorne. Tony hatte das selbst komponiert und im Studio auch dafür gesorgt, dass mein Schlagzeug sehr weit in den Vordergrund gemischt wurde. Das war durchaus ungewöhnlich für die Zeit. Ich habe also getrommelt und den Text komplett eingesungen, inklusive der zweiten Stimme, die wir noch daraufgelegt haben.
    Mein erster Auftritt im alten Studio 1 der EMI war ein voller Erfolg. Auf der Straße und in den Clubs wurde ich von allen Bekannten angesprochen. »Hey, ich habe euch im Radio gehört!« Da schwebt man natürlich eine Weile auf Wolke sieben, wenn es so abgeht mit der Musik. Zumal das damals genau die Art Song war, die ich machen wollte.
    Ein Jahr später nahm ich mit Hush sogar ein Beatles-Lied auf. Im Studio von Dieter Dierks war das, und eigentlich ist das eine noch viel ungeheuerlichere Geschichte. Denn die Tatsache, dass Dieter dafür die Rechte bekommen hatte, ist einfach zu verrückt. Wie das zustande kam, weiß ich auch nicht. Aber wir haben damals bei Bellaphon wirklich »Oh Darling« von Lennon/McCartney eingespielt, in deutscher Übersetzung: »Oh, Darling, bitte glaub mir, du bist für mich wie ein Traum ...« So ähnlich ging das, und ich denke, unsere Version war nicht schlecht. Aber der McCartney singt halt unverschämt gut. Ich war sicher nicht ganz untalentiert damals. Wenn du als 18-, 19-Jähriger jedoch versuchst, mit einem McCartney mitzuhalten, dann vertust du dich. Der war sieben Jahre älter als ich, der hatte schon eine ganz andere Kehle. Und nicht zuletzt auch eine andere Vita. Paul kam von Little Richard, Gene Vincent, Chuck Berry – und ich von den Vier Botze. Das war ein spannendes Experiment, aber wenn ich mich heute auf dieser Single höre, dann sage ich mir: »Dat hätt m’r sich och spare künne.«
    Genau vor Augen stehen mir allerdings noch die Urheberangaben auf dem Cover, denn da las man doch tatsächlich: »Lennon, McCartney, Dierks« – unbelievable!

BIST DU DAS NOCH?
    Bei der EMI lief man auch vielen anderen Musikern über den Weg. Da waren etwa The Lords: schreckliche Musik, aber ganz normale Jungs, ein bisschen älter als wir. Graham Bonney, der später eine große Rolle bei der Gründung der Bläck Fööss spielen sollte, war bei der EMI genauso unterwegs wie Howard Carpendale. Ohnehin traf man dort viele Schlagerstars jener Jahre, Heino zum Beispiel. Den hat man als Beatband nicht besonders ernst genommen. Und dann wurde er auch noch von Ralf Bendix produziert, bei diesen Leuten hatte ich immer ein unangenehmes Gefühl. Bendix selbst war auch Sänger gewesen, bevor er all diese Schlagerleute unter Vertrag nahm. Von ihm stammt zum Beispiel der »Babysitter-Boogie«, ebenfalls eine EMI-Nummer. Die EMI stand zwar unter Kontrolle der großen englischen Muttergesellschaft, aber sie war auf der anderen Seite doch sehr deutsch. Die Electrola eben, die 1925 in Köln gegründet wurde.
    Heino war im Grunde damals das komplette Gegenteil von uns. Wir trugen lange Haare und Jeans. Er hingegen: geschniegelt, Betonscheitel, dunkle Brille. Oft wirkte der Kontrast hochgradig lustig. Zum Beispiel, wenn Heino mitten im heißesten Hochsommer seine Heiligabend-Deko ins Studio gestellt bekam, weil die nächste Weihnachts-LP anstand.
    Vielleicht habe ich das falsch gesehen damals, aber diese Heimatschlager standen für mich in Verbindung mit der unseligen braunen Vergangenheit. Der Krieg lag noch nicht allzu lange zurück, und ich fragte mich, wie man nach dem Nazitheater so ein Zeug singen konnte wie Heino. Schon die ganze Art des Gesangs wirkte auf mich wie strammes Durchmarschieren durch einen Song. Ich glaube, dass Heino gar nicht klar war, wie man ihn da positionierte. Im Nachhinein denke ich, er war fremdgesteuert. Der wurde durch sein Management zu einer Kunstfigur, kalt produziert mit Blick auf die Kohle. Viele Jahre später lernte ich ihn einmal persönlich kennen. Da spielten wir mit den Bläck Fööss auf Heinos Geburtstagsparty bei ihm zu Hause in Ülpenich. Und privat wirkte er ganz anders auf mich als durch seine Musik. Der war völlig okay, kann ich gar nicht anders sagen. Und noch erfolgreicher war er inzwischen auch geworden, man denke nur an die Parodie der Toten Hosen 1985. So weit muss man es auch erst mal bringen ...
    Möglicherweise hat Heino auch mal was ganz anderes vorgehabt mit seiner Musik. Genauso wie Roy Black, der viel lieber Rock ’n’ Roll als Schnulzen

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