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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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läuft das sogar meistens im Leben. Aber nicht bei mir. Wenn ich stehen bleibe und mich ansehe, dann muss ich mich wiedererkennen auf meinem Lebensweg.
    Dabei will ich gar nicht auf Ehre und Stolz und große Worte hinaus. Aber manchmal bin ich eben enttäuscht, wenn ich sehe, worauf sich ein alter Weggefährte eingelassen hat. Der King Size hatte als Dick & Alex immerhin Lieder gesungen wie »Schweine in weißen Westen«. Dass sich jemand um 180 Grad drehen kann, verstehe ich nicht. Und dann kann es eben auch passieren, dass man deswegen veräppelt wird. Und so entstand der L.S.E.-Song »Der Rheinische Stimmungssänger«, über den Heinz überhaupt nicht lachen konnte. Er hat uns das unglaublich krummgenommen und sehr massiv darauf reagiert. In den Zeitungen artete dieses Affärchen in eine regelrechte Schlammschlacht aus. Ich habe das Lied gesungen und stehe dazu. Aber ich mag den Heinz trotzdem, eigentlich liebe ich ihn von Herzen. Dat es ene Jung vun d’r Stroß, und wie ich hat auch er ziemlich nah am Wasser gebaut.
    Jahre später haben wir uns nach langer Zeit mal wieder getroffen, auf einer Puppensitzung des Hänneschen-Theaters. Und was soll ich sagen? Ich konnte nicht anders, ich musste den mal richtig drücken. Komme ich denn aus dem englischen Hochadel, oder was? Nein, ich bin das genaue Gegenteil. Wenn mir danach ist, jemanden in den Arm zu nehmen, dann tue ich das auf der Stelle. Und im Nachhinein weiß ich, dass ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen kann. Denn was sagt der Heinz, so ganz leise in mein Ohr? »Dat deit jot, Jung«, hat er gesagt. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich an diese Worte denke.

ERSTE LIEBE
    Auch meine erste Frau habe ich über die Musik kennengelernt. Irmgard ging eigentlich mit Günter »Bake« Beckers, unserem Gitarristen bei den Black Beats. Später studierte er Zahnmedizin, wurde für lange Zeit auch mein Zahnarzt und hat mir als solcher manches heimgezahlt. Mit Bake und Irmgard war es schon eine Weile nicht mehr richtig gelaufen. Zum Glück gehörte Irmgard jedoch zu einer Mädelsclique, die bei unseren Konzerten ziemlich regelmäßig auflief. Und darüber kamen wir uns schließlich näher.
    Man könnte meinen, als Musiker sei man den Mädchen automatisch verdächtig. So von wegen: Der hat doch bestimmt jede Nacht ’ne andere. Schon Großvater Stöcker soll meine Mutter vor ihrem Zukünftigen gewarnt haben, weil der Rickes doch »ein Schlawiner« sei. Auf meinen Vater mag das sogar in mancher Hinsicht zugetroffen haben, aber ganz unter uns: Zu mir hatten die Frauen immer Vertrauen. Im Ernst! Vielleicht lag das daran, dass ich auch mit 19 noch wie ein 16-Jähriger aussah. Es mag Männer geben, die mit mehreren Frauen gleichzeitig und hintereinander klarkommen. Aber ich konnte das nie, wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, weil ich mich immer direkt verliebt habe.
    Anfangs wohnte Irmgard in einem kleinen Zimmerchen in Bensberg, direkt unterm Dach. In dem Haus führten zwei alte Damen Regie, Irmgard durfte dort eigentlich keinen Besuch empfangen. Manchmal konnte ich es wagen, unten meine Schuhe auszuziehen und auf Socken zur Mansarde zu schleichen. Wenn das nicht möglich war, kamen mir meine Kletterfähigkeiten zugute. Ich war lange genug in die Schornsteinfegerlehre gegangen, um auch diese Bensberger Hürde zu meistern.
    Wenn ich heute zurückdenke, kommt mir diese Zeit sehr weit weg vor. Wahnsinn, mit welch überholten Vorstellungen man sich damals herumzuschlagen hatte. Morgens in aller Frühe musste ich mich davonstehlen, damit die Omas nichts mitbekamen. Einmal war Irmgard schon zur Arbeit aufgebrochen, während ich noch im Bett lag und ausschlafen wollte. Aber nichts da, vor der Tür hockten die beiden Aufseherinnen und klopften: »Fräulein Irmgard, sind Sie da?« Ich hielt die Luft an und blieb unentdeckt. Trotzdem musste Irmgard die Sache ausbaden: »Fräulein Irmgard, wir haben da gestern Abend was gehört, hatten Sie etwa Besuch?«

DE KUNDSCHAFF LÄUF ERÖM
    Mit den Shooting Stars, meiner nächsten Band, spielten wir ein-bis zweimal pro Woche in der Merki-Tanzbar, die nach ihrem Standort Merkenich benannt war. Diesen Kölner Ortsteil hatte ich zuvor nur vom Durchfahren her gekannt, bis auf die Fordwerke sah es da damals noch sehr ländlich aus. Eine Tanzbar im Bauernland war das, wo Mädchen mit hochtoupierten Vogelnestfrisuren ein Eierlikörchen in der Hand hielten, während die Typen Cola-Steinhäger tranken.
    Bei den Shooting Stars waren wir

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