Du bes Kölle: Autobiografie
seit Iljas Geburt im März 1970 mit zwei Kindern wohnten. Als ich am Verteiler ankam, war eigentlich schon alles geritzt. Bubi hatte mich schon vorab gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei den Stowaways einzusteigen. Mit meiner Antwort habe ich nicht lange gezögert, denn die Band hatte damals tatsächlich schon einen gewissen Ruf. Außerdem wusste ich, bei denen kommt ab und an ein bisschen Kohle rein. Das war in meiner Situation als junger Familienvater auch nicht ganz unwichtig. Wenn ich beim Dieter in Stommeln nicht hin und wieder als Studiomusiker eingesprungen wäre, für einen Fuffi hier und einen Hunderter da, hätten Irmgard und ich ganz schön auf dem Schlauch gestanden.
EIN STINKIGER LUFTSCHUTZKELLER
Später bei den Fööss hatte ich zu Erry Stoklosa immer ein besonderes Verhältnis. Wir kommen beide von der Straße, aus einfachen Verhältnissen. Hartmut Priess stammte aus Berlin und hat ursprünglich Jura studiert. Auch Peter Schütten wollte eigentlich studieren, die beiden kamen aus völlig anderen Familienverhältnissen als Erry und ich. Bömmel Lückerath wiederum, der etwas später zu uns stieß, war Beamter bei der Stadt – also noch mal ein Spezialfall.
Wenn du aus dem gleichen sozialen Umfeld kommst, entsteht eine Verbindung. Dann hast du eher Vertrauen zu diesem Menschen, zumindest im Vorhinein. Weil du zunächst einmal davon ausgehst, dass dich solche Leute besser verstehen. Wenn später innerhalb der Band Probleme auftauchten, konnte ich auch am ehesten mit Erry darüber reden. Wir haben oft zusammengehangen früher. Erry hat sehr viel geschrieben, und da waren verdammt gute Sachen bei. Wenn er eine neue Idee, einen neuen Text parat hatte, war ich immer der Erste, der das zu hören bekam. Dann hockten wir uns hin und experimentierten mit seinem alten Revox-Röhrengerät schon mal ein bisschen herum.
Erry spielte leidlich Gitarre, aber ich mochte ihn vor allem als Sänger. Der hatte eine kräftige Stimme, eine richtige Kehle. Außerdem war er vorn auf der Bühne immer sehr präsent. Es gibt Leute, die sind immer hinten, egal, wie weit du die in den Vordergrund schiebst. Die nimmt einfach niemand wahr. Aber Erry war anders. Und als ich dann bei den Stowaways ans Schlagzeug ging, tat das der Band ebenfalls gut.
Schon vor meinem Einstieg existierte bereits der Proberaum am Karolingerring. Man ging durch ein grünes Tor neben der Ringschänke und dann im Hof die Treppe hinunter in einen alten Luftschutzkeller. Dort gelangte man in einen widerlichen, stinkenden Raum. Da roch es nach Moder, nach Pisse, nach Kacke, nach allem, was man sich nur vorstellen kann. Wir haben den nachher ein bisschen zurechtgemacht, indem wir zum Beispiel einen neuen Holzboden verlegten. Auch ein paar Steckdosen kamen in die Wände, so etwas haben wir bei den Fööss immer komplett selbst installiert. Intensive Dämmung wiederum war dort nicht vonnöten, in diesem Hinterhof hörte uns niemand.
Der Einzige, der dort ebenfalls herumwerkelte, war Walter Bessert. Damals war er mit einer Holländerin verheiratet. Bis heute sehe ich ihn manchmal in der Südstadt, und dann quatschen wir ein paar Takte. Der gelernte Mechaniker verdiente sein Geld vor allem als Autogeier: Bessert besaß einen Abschleppwagen, einen rot-blau lackierten Opel Blitz, und hörte den Polizeifunk ab. Wenn etwas anlag, schickte er seinen Kalfaktor auf Reisen: »Dä Pitter« war auch derjenige, der die Unfallautos dann in der Werkstatt bei uns im Hinterhof wieder fit machte.
In meiner neuen Band war ich mit 20 wieder der Jüngste, wie in allen anderen zuvor. Hartmut und Peter waren um einiges älter, während Erry und mich nur rund anderthalb Jahre trennten. Erry war unser Rhythmusgitarrist, und auch Peter Schütten konnte ein bisschen Gitarre spielen. Fred Hook stand an der Orgel, und Hartmut Priess war anfangs mehr oder weniger als Leadgitarrist angetreten. Am Bass hingegen hatte ursprünglich Harry Braschoß gestanden.
Harry war klasse, mit ihm habe ich immer gern gespielt. Aber der suchte sich in jedem Laden, in dem wir auftraten, ein freies Zimmer. Weil er da für die Uni lernen wollte. Als er schließlich bei uns ausstieg, ging Fred Hook direkt mit. Das war schon zu Fööss-Zeiten, als beide Bands parallel liefen. Statt jedoch einen neuen Bassmann zu suchen, haben wir uns Bömmel Lückerath geangelt. Der kam von den Rolling Beats aus Rath. Ich nehme an, das war einmal mehr Errys Idee. Hartmut wechselte an den Bass, weil Bömmel der bessere
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