Du bes Kölle: Autobiografie
Can gespielt. Wir standen uns auf zwei Bühnen gegenüber und wechselten uns ab.
Der Übergang von den Stowaways zu den Fööss verlief im Grunde nahtlos. Wir hatten immer schon bei Stowaways-Auftritten kleine kölsche Einlagen untergebracht – ganz im späteren Bläck-Fööss-Stil. Dann stellten sich Peter, Erry und ich nach vorn und spielten unser kölsches Programm. Zunächst und für viele Jahre ohne Schlagzeug, denn der Ort war nun, da ich am Mikro stand, verwaist. Für mich war das zunächst schrecklich, aber es zeigte sich, dass es auch ohne Schlagzeug funktionierte. Und ich wurde so langsam der Kleine in der Mitte, der Frontmann. Während solch einer Karnevalsstunde brachten wir dann den »Besuch em Zoo« und die »Kayjass«, um danach zu den Hollies und dem »Speed King« von Deep Purple zu wechseln. Die Leute mochten das. Was da vor uns tobte, war schließlich die politisierte, international orientierte 68er-Jugend. Die schleuderte ihre Hippiematten durch die Luft, tanzte aber auch gern auf kölsche Musik.
Auf die Art merkten wir ziemlich schnell, was die Leute lieber hörten. Gut möglich, dass es sogar Auftritte gab, wo wir als Stowaways und als Fööss gebucht wurden, um dann zwei Mal unter verschiedenen Namen zu spielen. Unsere Stowaways-Gigs mit eingeschobener Kölsch-Session mutierten jedoch immer öfter zum Fööss-Auftritt mit englischen Schnipseln. Und irgendwann wollte man nur noch die Bläck Fööss, und die Stowaways starben lautlos ab.
HEY, HEY, WICKIE
Zwischendurch gab es allerdings eine Phase, während der wir unsere englische Schiene noch einmal richtig voranbringen wollten. Mit dem Namen Stowaways war niemand je glücklich gewesen, also tauften wir uns um: in »Sandwich«, nun ja. Jedenfalls streckten wir noch einmal unsere Fühler nach dem internationalen Geschäft aus. Der Name war uns aus München aufgedrückt worden, von der Ariola. Christian Bruhn war damals unser Produzent, und Michael Kunze schrieb die englischen Texte.
Bei Sandwich war ich schon der Hauptsänger der Band, weil man gemerkt hatte, dass es bei den Fööss ganz gut funktionierte mit mir. Im Nachhinein glaube ich, dass wir nicht genug investiert haben in Sandwich. Es gab ein paar Achtungserfolge, unter anderem einen Song namens »Silly Milly«, der von einer schwedischen Band 1974 gecovert wurde und in deren Version dieser sogar in irgendwelchen Charts landete. Außerdem erinnere ich mich an eine Nummer, die »Kookie« hieß.
Unsere vielleicht ungewöhnlichste Tonaufnahme entstand 1973 fürs Fernsehen. Da wurden wir allesamt nach München geflogen, um einen Song einzusingen, dessen Musik bereits vorproduziert war: das Titellied der Zeichentrickserie »Wickie und die starken Männer«:
Hey, hey, Wickie, hey, Wickie, hey
Zieh fest das Segel an
Hey, hey, Wickie, die Wikinger
sind hart am Winde dran
Nanananaana nananananaanana – Wickie!
Im ersten Moment erkennt wahrscheinlich niemand, dass das die späteren Bläck Fööss sind. Und dort singe auch nicht ich, sondern Peter Schütten, während wir anderen den Chor bilden. Weil uns das niemand glauben wollte, sind wir oft darauf angesprochen worden. Aber es ist wahr. Seit 40 Jahren läuft diese Serie wieder und wieder im Fernsehen. Und die da singen, hießen Sandwich.
Viele Auftritte hatten wir nicht mit dieser Band, dafür lief es mit den Fööss schon viel zu gut. Die wurden schnell zu einer Marke, da ging es plötzlich um etwas: um Menschen, um die Stadt, um Dinge, die man kannte. Als Stowaways oder Sandwich hatten wir irgendwelche englischen Texte gesungen, die niemanden interessierten. Aber die Fööss sangen Deutsch, beziehungsweise Kölsch. Das war der Knackpunkt!
IN DER LEILA
Schon mit dem »Rievkooche-Walzer« sind wir das erste Mal vor die Literaten getreten. Also vor jene Kommission des organisierten Karnevals, die über die Auftritte während der Sitzungen entscheidet. Die Connections waren durch unsere Gigs auf den Karnevalsbällen schon halbwegs gegeben, und wir wussten, wie es im Fasteleer läuft. Mit unserer ersten Single verfügten wir nun – so erfolglos sie gewesen sein mag – über eine Art Entrée. Und dass ich der Sohn von Rickes Engel war, öffnete uns natürlich auch so manche Tür. Die Literaten trafen sich damals regelmäßig freitags in der Leila, einer Kneipe in der Schwalbengasse. Ein schmales Teil war das, und hinten durch gelangte man in ein Sälchen. Dort saßen die Programmmacher der verschiedenen Gesellschaften, ein exklusiver
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