Du bes Kölle: Autobiografie
Leadgitarrist war. Auch ihn mochte ich – von Anfang an. Hatte ich erwähnt, dass er Beamter war?
MACHT DOCH MAL WAS
MIT EUREN KÖLSCHEN BIERLIEDERN
Durch einen gemeinsamen Auftritt in der WDR-Sendung »Bettys Beat-Box-Haus« hatten die Stowaways Graham Bonney kennengelernt. Das war noch vor meinem Einstieg gewesen. Graham feierte mit deutschen Schlagern größere Erfolge als in England, wo seine Karriere eigentlich schon wieder vorbei gewesen war. Aber er sah smart aus. Die Mädels flogen auf ihn und mochten seinen englischen Akzent. Typische Graham-Bonney-Hits aus jener Zeit hießen »Wähle 333« oder »Siebenmeilenstiefel«: »Siebenmeilenstiefel wünsch ich mir so sehr. Hey, wo krieg ich Siebenmeilenstiefel her? Kennt niemand einen Schuster, der die Stiefel mir macht?«
Graham kam eigentlich vom Rock ’n’ Roll. Und wenn ich auch seine deutschen Sachen nicht besonders mochte, so doch ihn als Typ. Der war immer lustig und patent, mit dem konnte man gut einen Abend verbringen. Musik macht er bis heute, und er wohnt auch immer noch in Deutschland. In Euskirchen, also so nah, dass wir uns manchmal sehen. Mit den Stowaways haben wir ihn damals auf einer ganzen Tournee begleitet. Graham war ein wirklich guter Showman, der die Bühne beherrschte und seine Fans jederzeit packen konnte. Ich erinnere mich an ein Rock-’n’-Roll-Medley, bei dem er auch Gitarre spielte. Das war am Schlagzeug sehr interessant zu begleiten, wegen der ganzen Wechsel. Hat mir großen Spaß gemacht.
Was dann geschah, ist Hunderte Male erzählt worden. Ich selbst kann es eigentlich nicht unterzeichnen, weil ich mich nicht mehr daran erinnere. Aber wenn die Legende es so will, dann schreiben wir es auch hier: Graham Bonney war derjenige, der den Stowaways 1970 sagte: »Mensch, Jungs, warum singt ihr nicht in eurer Sprache, auf Kölsch? Macht doch mal was mit euren kölschen Bierliedern.«
BLACK BIRDS, BLACK BEATS, BLÄCK FÖÖSS
Graham Bonneys Manager Terry Young war es dann auch, der damals unsere erste Bläck-Fööss-Single produzierte: den »Rievkooche-Walzer« mit der »Selverhuhzick« auf der B-Seite. Geschrieben hatte diese Songs Herr Rudi Luckenbach aus Porz, mit dessen Familie Erry Stoklosa gut bekannt war. Die »Selverhuhzick« war wohl letztlich Luckenbachs eigene Geschichte: die vom kölschen Jung, der seine große Liebe in Schlesien fand, an den Rhein holte und schließlich doch auf dem Boden der Realität landete: »Die Liebe hät dann immer noch jesiech, im 25-jöhrije Ehekriech.«
Wir befolgten Grahams Rat und spielten diese beiden kölschen Songs ein. Nur unseren Namen wollten wir dafür nicht hergeben. Wir waren ja gewissermaßen schon ein wenig etabliert, wir hatten etwas zu verlieren. Die Stowaways mit dem »Rievkooche-Walzer«? Nein, das durfte nicht sein.
Also wurde hin und her überlegt. Wir saßen bei der EMI, im Studio II, das war das kleine Ding hinter der Kantine. Die Songs waren schon fertig aufgenommen, aber einen Bandnamen gab es noch nicht.
Mit den Black Birds und Black Beats hatte ich immerhin schon in zwei Bands gespielt, die »black« im Namen trugen. Das war also der erste Schritt, zumal das Wort ja auch eine kölsche Bedeutung hat, nämlich »nackt«. Und von »bläck« zu »Bläck Fööss« gelangt man ja quasi von selbst, das war keine große Kunst mehr.
Unbewusst mag es eine Rolle gespielt haben, dass dieses anglokölsche Wortspiel eine gewisse Bodenständigkeit spiegelt. Mit blanken Füßen direkt auf der Erde: Das war auch von der Bedeutung her eine schöne Idee. Jedenfalls wurde so jener Name geboren, unter dem ich dann die nächsten 24 Jahre auftrat und auf den bis heute die größte kölsche Band hört. Dass es jedoch so weit kommen würde, war damals nicht einmal zu erahnen. Der »Rievkooche-Walzer« schlug nicht gerade wie eine Bombe ein. Nur knapp 2.000 Einheiten davon wurden verkauft.
ENE BESUCH EM ZOO UND SPEED KING
Mit den Stowaways war es anfangs richtig gut gelaufen. Wir hatten viele Gigs und spielten unter diesem englischen Namen auch schon im Karneval, vor allem auf zahllosen Bällen. Im Gegensatz zu den steifen Sitzungen geht da ein bisschen mehr die Post ab, alles ist lockerer und musikorientierter. Auch Can ist bei Karnevalsbällen aufgetreten, das glaubt man heutzutage kaum. Jaki Liebezeit und Holger Czukay zwischen den tanzenden Narren, großartig! Aber Anfang der 70er ging es mit denen ja auch erst richtig los. Im Keller des Gürzenichs haben wir sogar einmal gemeinsam mit
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