Du bes Kölle: Autobiografie
Ahnung, wie lange wir da operiert haben, aber am Ende lief er wieder, der Bulli.
Ein bisschen unpraktisch war nur, dass wir vergessen hatten, den Anlasser mit einzubauen. Also mussten wir den Bus zum Starten immer anschieben. Wenn unsere Anlage da drinstand, war das ein echter Kraftakt. Weil ich der Fahrer war, nahm ich den Bus abends mit nach Hause. Morgens musste mir dann meine Frau Irmgard helfen. Ich an der Seitentür, sie hinten, zweiter Gang, kommen lassen, so brachten wir den Bulli ans Laufen. Der war immer sofort da, ein hervorragender Motor, der auch noch ewig weiterlief.
Bemalt hat unseren Bandbus wiederum Charlie Schade, mein alter Weggefährte von den Black Beats. So kamen unsere Köpfe auf den Bus, umrankt von einem bunten Blumenmeer. Schließlich reden wir hier vom Ende der 60er-Jahre, von der Ära der Blumenkinder.
KNARREN IM KOFFERRAUM
Handwerklich hatte ich nach meinen diversen Jobs nun schon einiges auf dem Kasten. Weil wir immer klamm waren, landete ich irgendwann bei der Firma SAG, der »Starkstromanlagen-Gemeinschaft«. Mit meinem Freund Bela Pursch habe ich für die SAG zum Beispiel Anfang der 70er-Jahre die Leitungen des Kölner Aquariums installiert. Es ist allerdings nicht so, dass ich heutzutage mit einem irgendwie stolzen Gefühl am Zoo vorbeifahre, in dem Sinne: »Luur ens, dat han ich he alles installiert.«
Denn diese Nummer entwickelte sich zu einem ganz miesen Job. Unser Vorarbeiter war ein ausgemachter Mistkerl namens Günter T. Mal schaute er sich auf der Baustelle Pornos an, mal kam er mit einer Knarre zur Arbeit und schoss damit um sich. Damals war gerade der Ford Capri rausgekommen. Den hatte er sich in der 2,6-Liter-Version gekauft, in Orange mit schwarzem Dach. Eine Rakete war das, mit sechs Zylindern. Damit kam der zur Arbeit, und im Kofferraum lagen immer irgendwelche Waffen.
Ich hingegen erschien mit langen Haaren und im Blümchenbus, ist klar, dass wir uns nicht gerade grün waren. Deshalb haben Bela und ich auch immer die ganze Drecksarbeit machen müssen im Zoo. Wenn irgendwo ein Durchbruch anstand, bekamen wir die schwere Hilti in die Hand. Und unterm Aquarium mussten kilometerlange Kabelkanäle gelegt werden. Dafür hingen wir auf einem verschiebbaren Gerüst, um mit einer Spezialmaschine Dübel in die Decke zu drücken. An denen wurden später die Bügel für die Kabelkanäle aufgehängt. Diese Decke bestand aus einem Spezialbeton, härter als jeder Bunker. Und auch extrem dick, schließlich drückten da von oben die Wassermassen der ganzen Aquariumbecken drauf. Mit einem normalen Bohrer kam man keinen Millimeter weiter, dafür brauchte man Diamantteile.
Diese Arbeit, den ganzen Tag über Kopf, war wahrscheinlich das Härteste, was ich je gemacht habe. Aber ich habe mich durchgebissen, genau wie Bela. Schließlich war ich Familienvater und musste Geld verdienen. Bela hat sich mit Günter T. schon mal angelegt. Ich hingegen versuchte dann zu beschwichtigen, weil mir der Typ einfach zu dämlich war. Unglaublich eigentlich, was für Arschgeigen sich in Chefpositionen tummeln. Aber wenn man drüber nachdenkt, auch wieder nicht ganz so unglaublich ...
LOOP DI LOVE
Mein weitaus schönster und letztlich auch dauerhaftester Job war jedoch die Studiomusik, und damit sind wir wieder bei Dieter Dierks. Aus dem Stommelner Hühnerstall wurde nach und nach ein richtiges Studio. Dieter kaufte hinter seinem Elternhaus ein Grundstück nach dem anderen auf und vergrößerte so sein Imperium. Das Dierks-Studio sollte weltbekannt werden. Dieter hat dort die Scorpions in ihrer Hoch-Zeit produziert, später auch Leute wie Rory Gallagher. In seinen frühen Jahren hingegen leistete er sich so manches deutsche Experiment. Da gab es seinerzeit zum Beispiel das Duo Witthüser & Westrupp, zwei Jungs aus Essen, die schöne Texte mit ein bisschen Folkmusik mixten. Die LP, die ich mit ihnen einspielte, hieß »Bauer Plath«. Ihre Songs hatten sie in einem Kaff im Hunsrück geschrieben und das Album nach dem Vermieter dort benannt.
Ebenfalls in Stommeln lernte ich eine Band namens Ihre Kinder kennen. Noch vor Lindenberg und Ton, Steine, Scherben machten die Rockmusik mit deutschen Texten, das waren echte Pioniere. Eigene Musik in unserer Muttersprache war Ende der 60er wirklich etwas Neues in Deutschland. Und die Lieder waren darüber hinaus sogar lustig, die hießen zum Beispiel »Plastiki und Plastika« und gingen, ich improvisiere jetzt mal, so: »Trifft ein Plastikmann eine Plastikfrau,
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