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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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bä de du dät dät da, gehen sie natürlich in den Plastikbau, machen Molekülliebe zu zweit. Plastikmenschen sind nicht gern allein.« Oder so ähnlich.
    Bei Hush, der gemeinsamen Band von Dieter und mir, stand auch zeitweise Rolf Steitz am Mikro, der sich später Jay Bastós nannte. Unter diesem Namen hat er bei Dieter »Loop di Love« aufgenommen. Im ersten Moment dachte ich mir: Oh weia, was ist das denn für eine Nummer, dreht der Dierks jetzt am Rad? Aber das Lied ging ab wie eine Rakete und wurde tatsächlich ein Welthit. Mehrere Millionen Platten gingen über die Theken und spülten richtig viel Asche in die Kassen. Und das Lustigste ist: Hartmut Priess und ich sind auf dieser Aufnahme zu hören!
    Keine Ahnung, wieso ich eines Tages mit Hartmut nach Stommeln gefahren war. Aber wir platzten da irgendwann Anfang der 70er genau in diese Session rein, und der Dieter meinte: »Stellt euch dazu, ich brauche noch eine richtig schöne Rhythmusspur, auf der alle klatschen.« Und der Hartmut und ich, wir haben mitgesungen und mitgeklatscht: Loop di Love!

RENÉ WAR SCHON GEBOREN
    Hush war wahrscheinlich meine verrückteste Band überhaupt: psychedelische Outfits mit wallenden Mänteln und dichten Bärten auf der einen Seite, ein kaum nennenswertes Songrepertoire, großes Improvisationstalent und immerhin ein gepresstes Beatles-Cover auf der anderen. Musikalisch waren wir am ehesten eine Bluesband, aber vor allem: unorganisiert. Mir gefiel das, nach manch anderen Erfahrungen empfand ich Hush als Befreiung.
    Auch mein Abschied von der Band verlief völlig unproblematisch. Wirklich eng hatten wir nie aufeinandergehockt, und die Anzahl an Gigs hielt sich arg in Grenzen. Deshalb gab es auch keinerlei menschliche Verwerfungen, als ich zu den Stowaways wechselte. Mit Dieter Dierks blieb ich wegen der Studiosachen ohnehin in Kontakt. Wenn er anrief und mich brauchte, bin ich immer direkt zu ihm hin. Schnell Becken und Snare eingepackt und ab nach Stommeln. Es sei denn, ich war gerade für Martin Heinz unterwegs.
    Dessen Geschäftsidee bestand darin, gebrauchte Singles aufzukaufen und die dann weiterzuverticken. Der bekam von den Plattenfirmen oft ganze Koffer voll, die er dann an Kaufhäuser verscherbelte. Die Singles wurden gewaschen, in ihre Originalcover zurückgestopft und dann für 1,50 statt 5 Mark an den Mann gebracht. Das bedeutete einen ziemlich guten Umsatz, wenn man in großen Stückzahlen rechnet. Und ich war derjenige, der die Ware transportierte.
    Ich bin immer gern Auto gefahren, deshalb gefiel mir dieser Job für eine Weile. Einmal hatte Martin Heinz eine nagelneue Karre gekauft, einen Renault R16. Bald darauf bretterte ich über die Bäche Richtung Rhein und knallte mit dem linken Rad voll auf eine Verkehrsinsel. Tja, Aufhängung kaputt, Riesentheater, was willst du machen?
    Mit diesen Ausschuss-Singles war ich quer durch Deutschland auf Tour – zwar noch nicht als Musiker, aber immerhin als Musikbeförderer. Und wegen dieser Fahrerei kam ich dann auch, im Februar 1969, zu spät zur Geburt meines ersten Sohnes René.
    Die Reeperbahn und die Große Freiheit waren ein Ereignis, genau wie der Star-Club, der damals noch florierte. Beinahe hätte man denken können, gleich kommt John Lennon in seiner Lederjacke um die Ecke. Da liefen Typen rum, die sah man in Köln nirgends. Einmal kam mir einer mit einem ganz weiten Mantel entgegen. Der stupste mich an, und als er den Mantel aufschlug, steckten da Dutzende Pornohefte drunter. Und der Typ glotzt mich so fragend-auffordernd an. Mein Gott, ich hatte weder Geld noch Bock, dem etwas abzukaufen. Ich hab mich nur erschrocken und gesagt: »Nee, tut mir leid, jetzt nicht.«
    Natürlich hatte auch Köln damals seine Szene, sein Milieu mit allem Drum und Dran. Es gab Zuhälter, Drogen und einschlägige Nachtlokale, in denen es ziemlich abging. Aber ich stand da nicht so drauf. Und im Vergleich zu Hamburg war das sowieso alles eine Nummer kleiner. Köln war ein Dorf, während Hamburg mit seinem Hafen für mich das Flair der großen weiten Welt versprühte. Heute möchte ich über die Reeperbahn nicht mehr gehen, das ist mir alles zu abgerockt. Aber die Atmosphäre damals verbinde ich mit einer gewissen Nostalgie, ich sehe das alles in Schwarz und Weiß vor mir. Natürlich wurde man dort auch in den 60ern schon abgekocht, da tummelten sich ja keine Samariter. Aber eigentlich musste man nicht wirklich Angst haben, eins vor die Schnauze zu kriegen, wenn man sich entsprechend

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