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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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selbst passieren sollte. Heutzutage genehmige ich mir hin und wieder einen edlen Rum. Aber eigentlich bräuchte es meinetwegen keinen Alkohol auf der Welt zu geben. Zumal mir sowieso immer klar war, dass ich keine Drogen benötige, um gut drauf zu kommen.
    Ich gehöre, so formuliere ich das immer, zu den Naturtrüben. Ich benötige nichts von außen, sondern habe meine Droge in mir. Und ich kann die bei Bedarf aktivieren. Wobei ich damit nicht sagen will, dass ich in der Hinsicht einzigartig bin. Arno Steffen und Hans Süper zum Beispiel sind genauso. Das sind auch Naturtrübe.

MARIA MAGDALENA ENGEL
    Zufälligerweise war es jedoch ausgerechnet eine Kneipe, in der sich die Beziehung mit meiner heutigen Frau Marlene anbahnte. Marlene und ich waren ursprünglich Freunde, im Sinne von: enge Bekannte. Dass wir uns je ineinander verlieben würden, hätten wir nie im Leben gedacht. Eigentlich war sie mit einem Kumpel von mir zusammen, die beiden waren damals noch gar nicht lange verheiratet. Klaus war ein klasse Typ. Damals, Mitte der 80er, sind wir karnevalsdienstags immer im Sülzer Veedelszoch mitgegangen und danach musizierend durch die Kneipen gezogen, als Trömmelchensverein »Sülzer Junge«. Marlene hat Lyra gespielt, ich habe getrommelt, und Klaus war unser Präsident. Ausarten durfte das allerdings nicht für mich, denn abends musste ich mit den Fööss in der »Lachenden Sporthalle« auftreten.
    1988 haben es die Sülzer Junge sogar noch zu hohen Ehren gebracht. Als nämlich Stephan Remmler in der Zeit nach Trio für seinen Song »In Gesellschaft« eine Trommelgruppe suchte, wusste ich ihm zu helfen. Und so landeten die Sülzer Junge mal statt in einer Veedelswirtschaft im legendären Can-Studio in Weilerswist.
    Ein wichtiger Ort war die Kleine Kneipe schräg gegenüber der Nikolauskirche. Eines Abends im Juni 1986 standen Marlene und ich dort lange an der Theke und unterhielten uns. Wie man das unter Freunden halt so macht. Draußen wartete mein Auto, aber als wir dann vor der Tür standen und ich heimfahren wollte, haben wir uns plötzlich geküsst. Und das wiederum ist unter Freunden eben nicht so ganz normal. Marlene hat mir später erzählt, sie sei danach tagelang nicht vor die Tür gegangen. Aus Angst, mir über den Weg zu laufen. Zwar wohnte ich seinerzeit noch in Steinenbrück, aber unser Fööss-Büro lag in Sülz. Das Ganze war ziemlich hart für uns alle – damit meine ich auch ihren damaligen Mann Klaus. Ich war sogar auf der Hochzeit gewesen und hatte nachts geholfen, die Geschenke hochzutragen. Denn die beiden wohnten direkt neben der Kleinen Kneipe , in der sie auch gefeiert hatten.
    In Sülz hat man uns damals schnell den Schwarzen Peter zugeschoben, das artete zu einem regelrechten Spießrutenlauf aus. Anfangs dachten wir selbst: Das darf nicht sein, das kann nicht sein. Aber wir konnten schlicht und einfach nicht mehr voneinander lassen. Es war wie im Märchen, aber zugleich auch wie in einem schlimmen Film. Zwischen Klaus und mir war natürlich alles zerrüttet, ganz furchtbar. Einmal haben Marlene und ich uns ins Auto gesetzt und sind einfach abgehauen – in ein Eifelkaff, wo uns niemand finden konnte.
    Irgendwann ist Marlene dann ausgezogen und hat sich ein Zimmer in Ehrenfeld genommen. Und ich war in der miesen Situation, über eine längst kaputte Ehe nachzudenken. Aber schließlich zogen auch Irmgard und ich die Konsequenzen. Mit der Scheidung war ich frei und konnte endlich richtig mit Marlene zusammen sein.
    Nachdem ich Anfang 1989 in Steinenbrück ausgezogen war, lebte ich für den Übergang bei Reiner Hömig in Muchensiefen. Das bedeutete, jeden Abend nach der Probe von Sülz in die Walachei zu fahren. Eine ziemlich chaotische Zeit war das. Beim Reiner verfügte ich nur über ein ganz kleines Zimmer, in dem ich mich jedoch sehr wohl-fühlte. Im Grunde war dieser Raum eingerichtet wie eine Mönchszelle, und genau diese Wirkung hatte er auch auf mich: Es gelang mir, mich nach all dem Theater, nach all diesen Zerwürfnissen und Emotionen allmählich wieder zu sammeln.
    Ich denke, dass die Zeit letztlich gezeigt hat, dass unsere Entscheidung damals richtig war. Marlene und ich sind mittlerweile über ein Vierteljahrhundert zusammen. Sogar zu ihrem Exmann habe ich inzwischen wieder ein relativ gutes Verhältnis, auch Klaus hat verstanden, dass es uns ernst war. Seit 2001 sind Marlene und ich offiziell verheiratet. Seitdem heißt sie Engel. Maria Magdalena Engel.

EINE GEFALLENE

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