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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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Beatles-Freund, Bassisten und Covergestalter.

DER BAGUETTE-STEIN
    Anfang der 90er war ich einmal für eine Woche bei Klaus auf seinem alten Bauernhof an der Ostsee, um ihm ganz frühe L.S.E.-Demos vorzuspielen. Damals wollten wir, also Rolf Lammers, Arno Steffen und ich, ihn als Produzenten für unser erstes Album gewinnen. Schon Ende der 70er-Jahre hatte Klaus begonnen, auch Bands zu produzieren. Seine erste Erfolgsnummer war Trio, bevor er dann mit Leuten wie Marius Müller-Westernhagen oder Heinz-Rudolf Kunze arbeitete. Der Mensch hat viel erlebt, man muss nur mal sein Buch über die Beatles lesen: »Warum spielst du Imagine nicht auf dem weißen Klavier, John?«
    Kaum sitze ich damals bei ihm in der großen Küche, klingelt auch schon das Telefon. Klaus hebt ab, und am anderen Ende ist Paul McCartney dran. Kein Witz! Sir Paul hatte gar keinen bestimmten Anlass, der wollte einfach mal ein Viertelstündchen mit seinem alten Weggefährten Klaus quatschen.
    Ganz nebenbei verdanke ich Klaus auch einen schönen Erfolg hinsichtlich einer seltsamen Marotte von mir. Jahrelang nämlich habe ich mir aus jedem Urlaub Steine mitgebracht, die aussehen wie etwas zu essen. Davon habe ich bis heute einen ganzen Sack voll zu Hause, mit meinem steinernen Käse, den Rindfleischstückchen und Brötchen könnte ich, ob man’s glaubt oder nicht, ein komplettes Miniaturbuffet aufbauen. Und alles wirkt wie echt! Ein Detail, das mir jedoch ewig fehlte in meiner Sammlung, war ein Baguette. Wie verrückt habe ich danach gesucht, aber nichts Vernünftiges gefunden. Kein Wunder eigentlich. Denn eine Kartoffel entdeckt man schnell, aber so ein schönes längliches Teil liegt eben nicht an jeder Ecke herum. Marlene, Klaus und ich hatten am Ostseestrand schon gesucht, aber nichts Passendes entdeckt. Ein paar Wochen nach unserem Besuch jedoch bekam ich Post von Klaus: ein Päckchen. Er hatte tatsächlich an seinem Strand weitergesucht und ein Baguette gefunden.

SGT. PEPPER AUF KÖLSCH
    Aus Klaus und L.S.E. sollte aus verschiedenen Gründen nichts werden. Aber das Geburtstagsalbum der Bläck Fööss hat er produziert damals, und zwar mit großem Spaß an der Freud. Wolfgang Niedecken und »Major« Heuser von BAP schrieben den Intro-Song »Bläck Fööss Bänd«, eingesungen haben sie ihn dann zusammen mit Willy Millowitsch und Jürgen Zeltinger. Diverse neue Arrangements steuerte Anselm Kluge bei, der viel fürs Fernsehen komponiert und mit Leuten wie Konstantin Wecker oder später Inga Humpe und den Prinzen gearbeitet hat. Die jenseits der Musik aufwendigste Facette des ganzen Jubiläumsprojekts jedoch wurde das monumentale Cover des Albums. Allein diese Collage hat damals 120.000 Mark verschlungen, aber das war – zumindest mir – vollkommen egal. 20 Jahre Fööss kann man nicht kleinklein angehen, das war meine Einstellung. Und ich habe damit auch recht behalten. Von der Kohle redet heute niemand mehr. Aber dieses Cover mit kölschen Legenden hat Bestand.
    Die Ursprungsidee geht natürlich auf das Sgt.-Pepper-Album der Beatles zurück. Die Beatles haben 70 Persönlichkeiten aus aller Welt zusammengestellt, und wir wollten das auf Köln übertragen. Dafür habe ich mit meiner Frau Marlene erst mal wochenlang zu Hause gesessen und recherchiert und diskutiert: Wer muss unbedingt mit hinein in dieses kölsche Ensemble? Wer sollte an welche Stelle, damit das nach Möglichkeit dem Original entspricht?
    Auch heute noch könnte ich auswendig jede einzelne Figur dieses Covers herbeten: Wo die Beatles im Vorbild als Wachsfiguren standen, reihen sich bei uns die Vier Botze aneinander. Trude Herr ist genauso dabei wie der Fotograf Chargesheimer und Oskar, der freundliche Polizist aus dem Kölner Stadt-Anzeiger. Max Ernst? Natürlich, der gehört dazu. Alice Schwarzer? Die stecken wir an die Stelle von Marilyn Monroe, klarer Fall. Karlheinz Stockhausen? Der ist schon bei den Pilzköpfen dabei, weil Lennon ein großer Fan von ihm war. Und bei uns steht er beinahe am selben Platz. In der Fööss-Version sind insgesamt sogar noch ein paar mehr Figuren am Start als auf dem Original, aber da waren ja auch zwischenzeitlich ein paar weggefallen. Hitler wollte man dann irgendwann doch nicht auf dem Foto haben, und Gandhi lehnte ab.
    Wer noch lebte oder Nachkommen beziehungsweise einen Rechteinhaber hinterlassen hatte, den riefen wir an und fragten um Erlaubnis. Und es denke ja niemand, dass dieses menschliche Panoptikum am Computer entstanden sei! Denn so

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