Du bes Kölle: Autobiografie
Krefeld geholfen hatte, kam dem Problem später auf die Spur. Und die Lösung war, wie so häufig, recht einfach. Die Siebe der Spritleitungen waren viel zu fein für den wilden Rhein. Schmodder hatte sich aus den Tanks gelöst und die Siebchen zugesetzt, die Motoren bekamen keinen Sprit mehr. Damals in Düsseldorf war uns das zwar noch nicht klar, aber wir kamen der Sache ziemlich nah. Aus der Klemme befreite uns letztlich ein Blasebalg für Luftmatratzen, den wir Gott sei Dank dabeihatten und mit dessen Hilfe wir oberhalb des Tanks Luft in die Steigrohre bliesen.
Im Prinzip waren wir nun gerettet, aber die schlimmste Prüfung stand danach meinen Ohren bevor. Als der Diesel wieder ansprang, frästen sich die Schrauben hinten durch die Kiesbank. Dieses Geräusch vergesse ich nie, und ich war mir völlig sicher: Das war’s, mein neues Bötchen ist kaputt. Ein paar Wochen später, im sicheren Rheinauhafen, ließ ich mir von Olli eine Doppelfilteranlage einbauen. Und seitdem – toi, toi, toi – ist nie mehr irgendetwas passiert.
Inzwischen steht meine Super Van Craft seit Jahren in Roermond, direkt neben der meines Freundes Dieter Hannemann und seiner Frau Anne. Dieter ist lange zur See gefahren und hat als Schiffsingenieur die Welt bereist. Von ihm habe ich auch über mein eigenes Boot viel gelernt.
Wenn ich am Wochenende keinen Auftritt habe, fahren wir nach Roermond an die Maas. Mein wichtigster Begleiter ist Marlene. An Bord verstehen wir uns blind, sie beherrscht jeden Handgriff und scheut sich auch nicht, in den Motorraum zu klettern. Mit anderen Worten: Für meine Frau lasse ich jeden gelernten Kapitän in der Ecke stehen.
MAL WAS ZUSAMMEN MACHEN
Arno Steffen, Rolf Lammers und ich, wir hatten immer vor, »mal etwas zusammen zu machen«. Nun ist dies unter Musikern, oder unter Künstlern allgemein, eine ziemlich ausgelutschte Floskel. Die meiste Zeit über war wahrscheinlich ich derjenige, der ein gemeinsames Projekt am stärksten behinderte. Schließlich gehörte ich zu einer schon existierenden Band, die nicht gerade an Unterbeschäftigung litt. Aber als es mit den Fööss für mich immer steiler bergab ging, da wusste ich: Wenn du das jetzt nicht anpackst, dann nie. Und so sahen die beiden anderen das wohl auch. Also haben wir uns gesagt: Bevor wir lange Bärte tragen und uralt sind, stellen wir jetzt wirklich mal was auf die Beine.
Kennengelernt habe ich Arno Steffen Mitte der 70er im alten Roxy auf der Maastrichter Straße. Hinter den Zapfhähnen stand die Gastronomenlegende Horst Leichenich, der den Laden 1974 gegründet hatte. An jenem Abend war Horst, wie eigentlich immer, komplett in Schwarz gekleidet und trug seine grüne Sonnenbrille. Um die Roxy- Theke konnte man einmal herumlaufen, und auf der gegenüberliegenden Seite saß dieser schräge Vogel, den ich bislang nur von seiner Musik her kannte.
Der Arno ist einfach klasse, ich liebe diesen Menschen. Es gibt einen Punkt, an dem wir uns immer treffen werden. Damals im Roxy haben wir uns zum ersten Mal unterhalten, aber dass der Mann verrückt ist, wusste ich zu dem Zeitpunkt schon. Und die Fööss bekamen das ebenfalls mit, weil ich ihnen im Bandbus immer Arnos Hit von 1984 vorgespielt habe: »Alles Supergut, Ne?«. Ich wollte denen einfach mal zeigen, was alles möglich ist, ich sagte: »Hier, das ist auch aus Köln!«
Arno Steffen ist nie den einfachen Weg gegangen. Wer sich Songs wie »Tor für Deutschland« (1986) oder »Alles Supergut, Ne?« mal anhört, der weiß Bescheid. Und der wird auch verstehen, warum ich diesen Typen kennenlernen und mit ihm Musik machen wollte. Arno Steffen hat einen ganz anderen, künstlerischen Zugang zur Musik. Genau aus demselben Grund habe ich auch ab Anfang der 80er viel mit Holger Czukay von Can zusammengehangen.
DAS L IN L.S.E.
Umgekehrt kannte Arno Steffen natürlich auch mich. Und meine Verbindung zu Rolf Lammers war ohnehin uralt. Rolf war 1974 für Joko Jaenisch bei den Fööss eingestiegen. Aber zum einen hatte er musikalisch immer andere Ziele, und zum anderen saß er viel lieber am Klavier als an der Quetsch. Das höchste Grauen überkam ihn stets, wenn bei irgendeiner Karnevalssitzung auf dem Flügel die Tombolapreise aufgebaut waren. Das Aus für Rolf bahnte sich dann im Februar 1977 an, einen Tag vor der Weiberfastnachtssendung des WDR. Auch im Großen Sendesaal am Wallrafplatz gab es einen Flügel, der allerdings für unseren Gig weggeräumt werden sollte. Rolf jedoch sagte: »Wenn ich den
Weitere Kostenlose Bücher