Du bes Kölle: Autobiografie
Landung in Schönefeld saß ich vorne im Cockpit, eine Erfahrung, die mich an meine Kindheit erinnerte, als mein Vater die Fliegerkneipe am Butzweiler Hof betrieb.
Das Boot roch gut – das ist für mich immer wichtig. Und selbst die türkisen Polster im Salon störten mich nicht. Die passten sogar perfekt zum Holzaufbau aus Mahagoni. Um uns richtig einzufühlen, verbrachten wir die erste Nacht auch direkt auf dem Schiff. Und einen Namen bekam es auch sehr bald: »Marlen«. Wer meine Frau kennt und dieses Boot sieht, der weiß, warum der Name so gut passt.
MANÖVRIERUNFÄHIG IN DÜSSELDORF
Das Leben auf dem Wasser hat einen ganz eigenen Reiz. Ich verstehe sogar Menschen wie Gunter Gabriel, der direkt komplett auf seinem Hausboot wohnt. Wie beim Wohnmobil genieße ich auf dem Boot die Selbstständigkeit. Wir brauchen kein Restaurant und kein Hotel für unsere Urlaube, weil wir alles an Bord haben. Die Maas ist in Holland, wo unser Boot liegt, manchmal so verlassen, dass man sich fühlt wie der einzige Mensch auf der Welt. Dort kannst du das Alleinsein genießen, und wenn du Gesellschaft willst, steuerst du den nächsten Hafen an.
Zu einem echten Abenteuer entwickelte sich damals die Überführung unserer neuen Super Van Craft. Denn natürlich wollten wir die Strecke komplett auf dem Wasserweg bewältigen. Auf einem Schiff hat man mit dem Wind zu tun, mit Strömungen, Sandbänken und so weiter. Aber eine gute Seemannschaft war für mich selbstverständlich. Ich bin immer vorbereitet, dementsprechend hatte ich mir auch damals im Vorfeld sämtliche nötigen Karten besorgt und eine Route ausgearbeitet. Funk gab es allerdings noch nicht an Bord, den hätten wir bald gut brauchen können.
Mit von der Partie waren Marlene und mein Freund Volker Rohde. Von der Dahme ging es in die Spree und am Reichstag vorbei – alles sehr idyllisch. Wir passierten sogar die Ständige Vertretung, jene Kneipe, die ich knapp drei Wochen zuvor mit den »Anrheinern« besucht hatte. Ich erinnerte mich: Dort hatte ich mit Ludger Burmann gestanden, auf den Fluss geblickt und gesagt: »Mensch, hier möchte ich mal gerne mit dem Schiff vorbeifahren.« Und jetzt war es so weit. Nach dem kurzen Abschnitt auf der Elbe wurde es auf dem Mittellandkanal ein bisschen öde. Der führt rund 300 Kilometer stur geradeaus. Aber wir wechselten uns am Steuer ab, sodass wir letztlich sehr entspannt vorankamen. Über den Dortmund-Ems- und den Rhein-Herne-Kanal gelangten wir nach fünf Tagen schließlich bei Duisburg in den Rhein. Dieser große Fluss, muss man wissen, ist ein anderes Kaliber als irgendwelche Kanäle. Hier gerätst du manchmal in einen Seegang, der an die Nordsee erinnert. Und gerade in Duisburg herrscht sehr viel Schiffsbetrieb, der die Wellen von hier nach dort treibt.
Richtig brenzlig wurde es dann jedoch auf der Höhe von Düsseldorf. Dort setzte ich zum Überholen eines Schubers an, der flussaufwärts und mithin sehr langsam fuhr. Eine normale Aktion mit vielleicht 7 km/h, zumal wir genug Platz hatten. Aber als ich fast an ihm vorbei bin, kommt von hinten ein Gleiter angeschossen – so ein Riesenteil, das mir in halber Gleitfahrt eine gigantische Heckwelle macht. Unser Boot läuft aus dem Ruder, ich gebe mit dem Schiffshorn einen langen Warnton, aber der Typ zuckt nur mit den Schultern und fährt unbeirrt weiter. In dem Moment setzt einer unserer beiden Motoren aus. Linkerhand begrenzt eine Kaimauer das Ufer, da ist also nichts mit Anlegen. Folglich muss ich irgendwie an dem Schuber vorbei und schaffe das auch, mit letzter Kraft. Zum bitteren Ende fällt nun auch die zweite Maschine aus. Wir sind manövrierunfähig, und ich setze das Schiff auf den linksrheinischen Kies.
Hundert Stunden unterwegs, und kurz vor Köln ist die Fahrt zu Ende. Und dann auch noch ausgerechnet in Düsseldorf. Schon in Krefeld hatten wir ein verdächtiges Motorklopfen gehört und daraufhin dort im Hafen übernachtet. Aber die Sache schien eine Lappalie zu sein, und der sehr lustige, feuchtfröhliche Abend mit den anderen Schiffern dort hatte unsere Sorgen vollends vertrieben. Nun jedoch lagen wir hilflos am Düsseldorfer Kiesstrand, den Kiel zwischen den Steinen und die Schrauben im Wasser. Die Rheinströmung zerrte an unseren Leinen, das Schiff kippte gefährlich zur Seite. Über eine Funkanlage verfügten wir wie gesagt nicht, und die antelefonierte Polizei zeigte ebenfalls kein sonderliches Interesse an unserer Rettung.
Mein Freund Olli, der uns bereits in
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