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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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nicht bekomme, dann gehe ich wieder.« Er bekam ihn nicht, und er ist gegangen. Und damit war er raus aus der Band.
    Für mich war das ein harter Schlag, musikalisch wie menschlich. Im Bandbus gab es hinten eine Bank, auf der ich immer gern mit ihm gesessen habe. Ein roter Bus mit gelben Bläck-Fööss-Lettern war das. Die Bank lag auf den Radkästen auf, ich erinnere mich noch gut, wie man dort jede Bodenwelle als harten Stoß zu spüren bekam. Man hüpfte praktisch die gesamte Fahrt über nur auf und ab. Aber ich weiß auch noch genauso gut, dass uns das nicht allzu viel ausmachte. Denn Rolf und ich zogen dort gern den ein oder anderen Joint durch, und da nahm man dann natürlich alles ein bisschen leichter. »Sidder alt widder am hasche?«, schrie der Pitter dann von vorn. Der hatte ein feines Näschen.
    Rolf Lammers sehe ich immer als alten Indianer. Von seiner Lebenseinstellung her ähnelt er meinem Bruder Josef, das war auch ein Indianer. Zwei Männer mit klaren Ansichten und einer sehr weisen Ader. Dass sich unsere musikalischen Wege noch einmal kreuzen würden, war nicht abzuwenden. Dafür ist unsere Verbindung einfach zu eng. Und 1992 war es dann so weit: Rolf Lammers gab das L zu L.S.E.

THOMAS RICHARD, DANN MUSST DU TROMMELN!
    Das Verhältnis zu den anderen Fööss wurde natürlich nicht einfacher, als ich plötzlich in zwei Bands spielte. Von ihren Ansprüchen her war das eigentlich gar nicht möglich, schon weil dort alles geteilt werden sollte. Nicht nur die Kohle, sondern auch die Ideen, denn auch die musikalische Kraft sollte zu hundert Prozent in die Band einfließen. Dazu war ich nun aber nicht mehr bereit, über diese Absprachen musste ich mich hinwegsetzen. Vielleicht war mir damals, zwei Jahre vor dem endgültigen Aus 1994, auch schon klar, wie es kommen würde. L.S.E. war meine neue Liebe, keine Frage. Und die alte musste dafür früher oder später aufgegeben werden.
    Bevor wir auch nach außen hin als Band auftraten, sahen wir L.S.E. zunächst einmal als loses Projekt an. Unser erstes Lied war, glaube ich, »Trudi«. Damals lebte Trude Herr gerade auf den Fidschis mit ihrem Häuptling zusammen, das fanden wir spitze:
    Wenn et Trudi meddachs en de Südsee jeit
D’r Hai sich op et Fröhstöck freut.
Ovends steit et of jenoch am Strand
un baut sich singe Dom us Fidschisand.
    Aloha Tutti, Titti, Tippi, Wai!
    Was mir bei L.S.E. sehr entgegenkam, war die Verrücktheit. Die Art, wie wir drei uns die Bälle zuspielten, hatte etwas Anarchisches. Das ging über die Späße bei den Fööss weit hinaus. Abgesehen von kleineren Fights zwischen Rolf und Arno lief unser »Projekt« so gut, dass wir bald beschlossen, es auszuweiten. Vor allem Arno hatte eine ganze Menge Material gesammelt, und in meiner Bläck-Fööss-freien Zeit setzte auch ich mich immer sofort an die L.S.E.-Arbeit. Was vorerst noch fehlte, war ein Name. Aber anstatt hier lange zu rätseln, entschieden wir uns für die Anfangsbuchstaben unserer Nachnamen. ESL klingt wie »Esel«, SEL ist eine Benz-Baureihe, also L.S.E. Basta.
    Mit den Bläck Fööss war für mich die Zeit der kleinen Beatclubs zu Ende gegangen. Damals hatten wir zwar nie ganze Abende allein bestritten, aber doch oft lange Sets gespielt. In der frühen Fööss-Zeit hingegen war ich froh, ab und zu an einer Session mitzuwirken, denn was ich wirklich vermisste – trotz unseres Erfolgs –, war das Trommeln.
    Als die Geschichte mit L.S.E. begann, suchten wir zunächst nach einem externen Schlagzeuger. Eine Zeit lang war dafür sogar Jim Keltner im Gespräch, der von den Rolling Stones über Eric Clapton bis zu Neil Young und Bob Dylan nur mit den Allergrößten getrommelt hat. Arno Steffen hatte ihn in L.A. angerufen, weil wir einen Kontakt über Klaus Voormann herstellen konnten. Keltner ist meiner Meinung nach einer der besten Schlagzeuger der Welt, aber die Sache zerschlug sich. Und anstatt nun weiterzusuchen, meinten Arno und Rolf: »Thomas Richard, dann musst du trommeln!«
    Zuerst habe ich die Jungs für verrückt erklärt. Mir all diese Songs draufzupacken, schien mir einfach ein zu hoher Berg zu sein. Aber letztlich hat es geklappt – es hat Spaß gemacht und zudem kein Geld gekostet.

NICHT DIE KRONE, SONDERN EINE SÄULE
    Zumindest im Studio wurde ich also nach langer Zeit wieder zum Schlagzeuger einer Band. Die Arbeit fing für mich schon damit an, dass ich mein Schlagzeugequipment auf Vordermann bringen musste. Ich wusste nicht einmal mehr, wie meine beiden

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