Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
Vom Netzwerk:
zu geben. Ich habe mich nie wie ein Schluck Wasser auf die Bühne gestellt. Aber der Bruch war längst unübersehbar geworden, und gerade im Karneval merken die Leute, wenn du deine eigene Show einfach nicht mehr lustig findest. Und ich stand ja immerhin da vorn am Mikro. Menschlich unangenehm wurde es, als die anderen Bandmitglieder begannen, auf der Bühne gegen mich zu arbeiten. Wenn man sieht, dass der Sänger seine Schwierigkeiten hat, dann sollte man versuchen, ihm den Rücken freizuhalten. Aber was geschah, war das Gegenteil: Je trostloser mir die Sache erschien, desto aufgesetzter wurde die gute Laune der anderen. Butz widder butz – dem zeigen wir es jetzt!
    Deshalb bot ich den Fööss zunächst einen Kompromiss an: Karneval ohne mich, aber beim Programm im Millowitsch bin ich wieder dabei.
    So lief es dann auch, noch vier Jahre lang. Dass die anderen diesen Entschluss nie verstanden haben, nehme ich ihnen nicht übel. Wirklich enttäuschend ist jedoch für mich, dass sie ihn auch nie respektiert haben.
    Innerhalb der Band war ich zunehmend isoliert, es gab da kein Sprechen mehr. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn es wurde irgendwann nicht einmal mehr gestritten. Sondern nur noch geblickt und geschwiegen. Ich bevorzuge im Leben den direkten Weg. Ich sage normalerweise, was ich denke, aber auch das schlief ein. Zu Erry und Willy hatte ich noch einen gewissen Draht, auch wenn er sehr dünn geworden war. Mit Peter, Hartmut und Bömmel aber ging gar nichts mehr.
    Im Nachhinein denke ich, dass die Ignoranz der anderen sogar etwas Positives hatte. Denn sie half mir dabei, mich von ihnen zu lösen. Da muss doch noch etwas anderes kommen, sagte ich mir. Eine andere Musik jenseits von Wein, Weib und Gesang. Veränderung gehört zum Leben dazu, und ich empfand die Zeit mit den Fööss irgendwann als totalen Stillstand. Was mit einem großen Aufbruch begonnen hatte, war für mich nun zu einem Ende gekommen. Ein äußerliches Zeichen für die Verbürokratisierung der Band war die Gründung einer GbR: »De Bläck Fööss GbR«, Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Stempel drauf, und dann waren wir keine Band mehr, sondern eine Firma.

EINE SUPER VAN CRAFT
    Wer in eine Sackgasse geraten ist, sucht nach Auswegen. Meinetwegen auch nach Ausflüchten. Eine davon führte mich aufs Wasser. Wenn ich im Urlaub mit dem Wohnmobil unterwegs war, führte mich dieses immer wie automatisch in Hafenorte. Offenbar zieht mich das Wasser magisch an. Irgendwann lernte ich Norbert Röchter kennen, den Besitzer der Yachtschule Germania in Marienburg. Damals lagen seine Schulungsräume noch auf dem Bootshaus Alte Liebe, während die Praxisstunden im Rheinauhafen stattfanden. Dort habe ich 1991 meine Bootsführerscheine gemacht. Ich war dabei so fleißig, dass die anderen mich spaßeshalber einen Streber nannten. In Wirklichkeit steckte dahinter jedoch eine echte Leidenschaft. Dennoch dauerte es noch zehn Jahre, bis ich mir ein eigenes Boot anschaffte.
    In der Zwischenzeit wurden dann eben Boote gechartert. Wer in Friesland herumfährt, lernt dort alles, was man braucht. Dort gibt es Brücken, Schleusen, du kannst übers Ijsselmeer oder nach Amsterdam hineinfahren, und selbstverständlich arbeitet man die ganze Zeit mit Seekarten und setzt sich mit der Bootstechnik auseinander. Ideal war zudem, dass Norbert und ich Freunde wurden und ich auf diese Art immer jemanden mit dem nötigen Know-how an meiner Seite hatte.
    Durch Norbert lernte ich auch die Super-Van-Craft-Boote kennen, die auf der Klaassen-Werft im holländischen Voorschoten gebaut werden. Der sehr markante, schnittige Steven gefiel mir sofort. Unten Stahl, oben Holz – diese Boote verfügen über ein ganz klassisches, edles Design, das mich an die 20er-, 30er-Jahre erinnert. Die Kapitäne dieser Boote wirkten auf mich immer ein bisschen eleganter und majestätischer als andere, mit anderen Worten: Ich wusste sehr früh sehr genau, welchen Bootstyp ich wollte.
    Unsere Super Van Craft fanden wir schließlich Anfang des Jahrtausends in Ostdeutschland, in der Peripherie von Berlin. Vorbesitzer war ein Pärchen aus der Düsseldorfer Ecke, das zurück in die Heimat ziehen wollte. Horst Leichenich, der Betreiber des Roxy in Köln, hatte mich auf die Spur gebracht. Nach der ersten Besichtigung ließen wir das Boot von einem holländischen Sachverständigen untersuchen. Als wir es schließlich gekauft hatten, reisten Marlene und ich im Frachtflieger unseres Freundes Walter Bönke an. Bis zur

Weitere Kostenlose Bücher