Du bes Kölle: Autobiografie
Schießbuden überhaupt klangen: das alte Rogers- und das kleine Gretsch-Schlagzeug. Letzteres benutzten wir dann auch für die Plattenaufnahmen.
Durch L.S.E. bekam ich endlich wieder dieses wunderbare Gefühl, richtig Musik zu machen. Bei den Fööss war ich der Sänger, der Typ, der vorne stand. Bei L.S.E. hingegen war ich plötzlich wieder mitten in der Band postiert und musste zwischen dem Gitarristen, dem Pianisten und den anderen mein Ding machen. Der Sänger wird, so sollte es zumindest sein, von der Band getragen. Als Schlagzeuger jedoch gehörst du zu den Trägern, du bist nicht die Krone, sondern eine Säule dieser Musik. Das ist eine ganz andere, für mich sehr herausfordernde und spannende Rolle. Und ich muss zugeben: Ich bin von den Kollegen ziemlich hart rangenommen worden, das war nicht einfach für mich.
Bevor wir uns die Songs im Studio wirklich vornahmen, probierten wir zahlreiche Formationen durch. Es ist nie leicht, eine Band zusammenzustellen, vor allem wenn sich, wie bei uns, schon drei Leute gefunden hatten. Fest zur Liveband gehörten schließlich Bassist Hans Maahn und Helmut Krumminga an der Gitarre. Klasse Musiker sind das, die unseren Sound noch einmal deutlich erweiterten.
Es fällt mir schwer, den musikalischen Charakter von L.S.E. zu beschreiben. Vielleicht kann man sagen, wir waren internationaler ausgerichtet als andere kölsche Bands. Unsere Harmonien orientierten sich eher an Lyle Lovett oder John Hiatt, an echtem Songwriting. Sicher ist auch, dass es uns nie um Stimmungshits ging, nie ums reine Mitsingen, sondern zunächst einmal um gute Songs. Und wenn wir uns etwa eine Ballade vornahmen, dann wurde das auch eine, mit aller Konsequenz.
Eine Plattenfirma zu finden, war überhaupt kein Problem für uns. Helmut Fest, damals noch Chef der EMI, fand unser Material vom Fleck weg klasse. Der sagte nur: »Macht das!« Und das Coverfoto für das erste Album schoss schließlich erneut der von uns geliebte und geachtete, inzwischen verstorbene Hermann Schulte.
IM BEL AIR
Als 1992 unsere erste LP »Für et Hätz un jäjen d’r Kopp« erschien, war aus unserem Projekt eine richtige Band geworden. Und zu unser aller Überraschung hatten wir sogar Erfolg. Niemand hatte ahnen können, dass ein Lied wie der »Saunaboy« plötzlich permanent im Radio gespielt werden würde. Diese erste LP war ein Selbstläufer, den man kaum noch unter Kontrolle hatte. Für unseren allerersten Auftritt hatten wir uns das Bel Air ausgesucht, das Heiner Moers an der Kohlenstraße in Ehrenfeld betrieb. Verdammt eng war es zwischen seinen Zirkuswagen. Vielleicht passten dort 200 Leute hinein, aber mindestens 400 waren schließlich gekommen. Genauso schwer vorstellbar ist heute, wie wir uns alle auf diese winzige Bühne gequetscht haben, schließlich präsentierten wir uns dort in großer Formation, inklusive Mundharmonika- und Pedal-Steel-Spieler. Wahrscheinlich stand der ein oder andere mit seinem Instrument in der Garderobe, anders ging das gar nicht.
Der Gig war für unsere Freunde gedacht und ein reiner Spaß. Nicht zuletzt für mich, hatte ich doch nun bei Liveauftritten wieder einen echten Schlagzeuger hinter mir. Das machte Bumm, das ging in den Bauch, und das trug mich als Sänger ganz anders als bei den Fööss. Bald spielten wir statt in Clubs schon in Hallen, und im Frühjahr 1993 stand sogar ein Gig in der alten Kölner Sporthalle an. Bei den Bläck Fööss hatte man diesen Schritt immer gescheut, die Jungs hatten Angst, dass man diese Lokalität womöglich nicht voll bekäme. L.S.E. hingegen hat keine Sekunde gezögert, die Herausforderung anzunehmen. Und siehe da, die Halle mit ihren 6.000 Plätzen war ruckzuck ausverkauft.
RALF UND BIRGIT
Mit unserem ersten Album haben wir die Latte für uns selbst ziemlich hoch gelegt. Denn mit »Sein lassen«, »Für et Hätz un jäjen d’r Kopp«, »Kopfe sneide« und »Saunaboy« sind da mindestens vier echte Hits drauf, die man auch gut auf zwei Alben hätte verteilen können. Aber an ein zweites Album haben wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gedacht.
Auf der »Lück wie ich un du«-LP der Fööss von 1975 findet sich das Neil-Young-Cover »Pänz, Pänz, Pänz«. Und 17 Jahre später haben wir mit L.S.E. noch einmal ein – allerdings ganz anderes – Lied über einen »Panz« gemacht. Und der hieß Ralf. Beziehungsweise »Rallef«.
Genau genommen ist »Sein lassen« von Arno Steffen, er hat das Lied ja auch immer auf der Bühne gesungen. Die Musik
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