Du bist das Boese
gelandet ist. Schon für die Erpressung von Augusto De Rossi musste er sich mit Ramona im Cristal zeigen. Mittlerweile wissen wir, dass sie ihn am 23. Dezember, als auch Nadia dort war, absichtlich ins Bella Blu bestellt haben. Stell dir mal vor, was da in Colajacono vorgegangen sein muss. Sie haben ihm regelrecht den Boden unter den Füßen fortgerissen.«
Pasquali runzelte die Stirn. »Und daraus folgerst du, dass er sich gegen die Drahtzieher aufgelehnt hat und die ihn zum Schweigen bringen wollten. Linda Nardis Artikel sollte das verhindern, kam aber nicht mehr rechtzeitig. Du hättest doch auch darauf verzichten können, Colajacono von Vasiles Handgelenk zu erzählen.«
Drei Polizisten sind gestorben, darunter Coppola. Nur weil ich Colajacono dafür bestrafen wollte, dass Linda sich vor ihm ausziehen musste.
»Colajacono erzählen sie, er soll verhindern, dass die Polizei nach Nadia sucht, nur die zwei, drei Tage, in denen sie für die Erpressung gebraucht wird. Als ich ihm erkläre, wie das Spiel tatsächlich läuft, ruft er jemanden an. Man vereinbart ein Treffen an der Hütte, um Tatò und ihn zu beruhigen, aber er taucht schon vorher dort auf. Er sucht Beweise, die ihn entlasten.«
»Erklär das mal genauer.« Pasquali war blass. Und diese Blässe beunruhigte Balistreri.
»Auf dem Weg, der zu Vasiles Hütte hinaufführt, hat die Spurensicherung nur die Reifenabdrücke der Giulia und der Wagen von Colajacono und Piccolo gefunden.«
»Das habe ich gelesen. Ein Grund mehr, den Unsichtbaren auszuschließen. Wie soll er denn von dort weggekommen sein? Ist er geflogen, oder was?«, fragte Pasquali.
»Es war dunkel und kalt, dennoch könnte er zu Fuß runtergewandert sein. Aber dann käme noch der Aufstieg hinzu, um die Giulia abzuholen. Das ist zugegebenermaßen ein bisschen kompliziert.«
»Also kein Unsichtbarer. Das ist eine Erfindung von Vasile.«
»Aber wer hat dann Nadia getötet, wenn Vasiles Handgelenk verrenkt war?«
»Der andere Schäfer, der auch bei den Diebstählen sein Komplize war«, antwortete Pasquali sofort.
»Kann sein, aber dann hätte es Colajacono nicht mit der Angst bekommen. Die ganze Sache ist anders abgelaufen, und er wusste das. Er wollte mit Tatò nach Spuren der Motocross-Maschine suchen, und die Typen haben ihnen aufgelauert, um sie zu töten.«
Pasquali dachte einen Moment nach. »Aber die Leute von der Spurensuche hätten doch die Abdrücke der Motocross-Maschine finden müssen«, murmelte er ratlos.
»Nicht, wenn sie abseits des Weges hochgefahren ist. Genau dafür braucht man so eine Geländemaschine.«
»Nach deiner Theorie fährt der Unsichtbare also am Morgen des 24. Dezember mit dem Motorrad den Hügel hoch, holt die Giulia und lässt die Maschine dort. Dann kommt er gegen sieben Uhr abends mit Nadia wieder zurück, bringt sie um und haut mit der Maschine ab.«
Balistreri sagte nichts. Es gab eine Unstimmigkeit in dieser Rekonstruktion, aber das war nicht der richtige Moment, um darüber zu reden.
Pasquali wollte Ergebnisse. »Und wohin führt uns das alles?«
Du weißt ganz genau, wohin. Zu einem Musterbeispiel an Integration, einem ehrenwerten Geschäftsmann und Beschützer der Benachteiligten, zu Signor Marius Hagi.
Balistreri wartete schweigend. Der nächste Schritt oblag nicht ihm.
Pasquali war ein Mann von großer Erfahrung und großer Intelligenz. Er wusste, wann eine Partie sich dem Ende zuneigte und man besser aufhörte, um katastrophale Verluste zu vermeiden.
»Ich lasse mir für den Staatsanwalt etwas einfallen, warum du noch einmal mit den drei Roma sprechen musst, die Samantha Rossi überfallen haben. Schau ruhig bei ihren Eltern vorbei und versuch, die Verbindung zu Alina Hagi zu klären. Aber kein Wort über das R und das E, zu niemandem. Vor allem nicht zu Linda Nardi.«
»Ich werde mich von ihr fernhalten.«
Als er das sagte, war ihm absolut bewusst, dass er sich an dieses Versprechen würde halten müssen.
Er war froh, dass Samantha Rossis Eltern umgezogen waren. Schon der Besuch der Pfarrei von San Valente hatte unangenehme Erinnerungen in ihm geweckt. Noch einmal dorthin zurückzukehren, wo Samantha geboren und aufgewachsen war, gehörte nicht zu seinen sehnlichsten Wünschen.
Sie empfingen ihn nach der Arbeit, an einem sommerlichen Spätnachmittag. Eine moderne Wohnung, alles neu gemacht, weiß und steril wie im Krankenhaus. Als wollten sie den Schmerz betäuben.
Anna Rossi war eine attraktive Vierzigjährige, deren Gesichtszüge
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