Du bist das Boese
Gewissensbisse und der Jahre zerbrochen war.
»Nehmen wir einmal an, der Artikel richtete sich an denjenigen, der Colajacono und Tatò in den Hinterhalt laufen ließ, und wurde nur nicht rechtzeitig abgedruckt«, antwortete Balistreri.
Pasquali war totenbleich. »Hinterhalt? Aber alle Rekonstruktionen besagen, dass Colajacono und Tatò zu Vasiles Hütte zurückgekehrt sind, um weitere Beweise zu finden, und dort zufällig auf die vier Rumänen stießen, die genau diese Beweise beseitigen wollten.«
»Und wenn Colajacono und Tatò Komplizen waren, die man mittlerweile als unbequem empfand? Man könnte sie durch einen ihrer Informanten an Ort und Stelle zitiert haben, damit die vier Rumänen sie aus dem Weg räumen«, beharrte Balistreri.
Pasquali sah ihn kühl an. »Hast du der Nardi den Artikel diktiert?«
Balistreri hatte Angst vor dem, was Linda geschehen könnte, wenn Pasquali sie für die Quelle hielt.
»Das mit dem Artikel war meine Idee.«
Pasqualis Miene war wie versteinert. Er wartete auf Erklärungen.
»Die Gründe für meinen Verdacht habe ich ihr verschwiegen. Sie war einverstanden, den Artikel zu veröffentlichen, wenn sie bei Gelegenheit gewisse Informationen von mir bekommt.«
Pasquali nahm das Telefon und rief Antonella an. »Bitte machen Sie mir einen Tee gegen mein Sodbrennen.«
»Ich nehme an, dass du etwas anderes vorziehst«, sagte er und deutete zur Bar.
»Seit der Zeit im Krankenhaus trinke ich vor dem Abendessen keinen Alkohol mehr. Wenn Antonella für mich auch einen Tee hätte …«
Pasquali rief Antonella an und gab ihr Bescheid.
Es war, als hätte die wechselseitige Beichte ihre Seelen besänftigt. Das Magenleiden einzugestehen, war ein Zeichen des Vertrauens, und sei es noch so dürftig. Zwei Polizisten, die etwas miteinander teilten: die Gastritis und die Angst.
»Erst wurde Colajacono in die Sache reingezogen, weil sie ihn brauchten, und dann wollten sie auch noch den Verdacht auf ihn lenken. Dass Coppola und ich auf dem Hügel auftauchten, hat ihn schließlich zum Helden gemacht«, erklärte Balistreri.
»Den ersten Teil lasse ich gelten«, räumte Pasquali ein. »Irgendjemand hat Colajacono da reingezogen. Dieser Jemand wollte sichergehen, dass er einen Freund auf dem Revier hatte, der Ramona empfing, falls sie Nadias Verschwinden anzeigen sollte.«
»Aber jetzt verrate ich dir, was mir ernsthaft Sorgen macht, Pasquali. An jenem Tag fuhr ich zu Colajacono ins Kommissariat und stellte ihn zur Rede. Er war die Ruhe in Person, selbst als ich ihn beschuldigte, Marchese und Cutugno nur vertreten zu haben, um Ramonas Vermisstenmeldung unterschlagen zu können. Keine Reaktion, er blieb völlig entspannt. Aber dann hab ich ihm etwas erzählt …«
Antonella kam mit dem Tee. Pasquali bedeutete ihm, noch nicht fortzufahren. »Lass mich erst einen Schluck Tee trinken, bevor du mir erzählst, was du ihm erzählt hast. Nein, warte einen Moment, dann sage ich es dir selbst.«
Er trank, nahm die Brille von seiner Nase und massierte sich die Schläfen. »Das macht nur ein Verrückter wie du, Michele«, murmelte er. »Du hast ihm gesagt, was mit Vasiles Handgelenk los war.«
Du bist ein verdammtes Arschloch, aber denken kannst du.
»Als ich ihm von dem verrenkten Handgelenk erzählte, zitterte Colajacono plötzlich vor Angst, weil er begriff, dass sie ihn hereinlegen wollten. Er hatte kein Alibi für die Zeit von sechs bis sieben, als Nadia entführt wurde, vermutlich weil man ihn woandershin geschickt hatte. Er hatte nur Tatò, und den hatten sie ihm nur deshalb als zweiten Mann für die Nachtschicht nahegelegt, damit er kein hieb- und stichfestes Alibi hat. Mit Sicherheit wusste er nichts davon, dass Nadia ermordet werden sollte. Er wird gedacht haben, dass es wieder darum ging, irgendeinen Politiker zu erpressen, so wie sie es auch mit dem stellvertretenden Bürgermeister De Rossi gemacht hatten.«
»Und du meinst, sie haben ihn ganz bewusst an der Nase herumgeführt?« Pasquali war sichtlich besorgt.
»Ja. Erst sagen sie ihm, Nadia müsse einem Politiker einen Gefallen tun, und später behaupten sie, es sei ein Unglück passiert, dieser Schäfer habe Nadia im Suff umgebracht. Sie geben ihm die nötigen Informationen, damit er Vasile aufspüren kann, sodass er sogar noch groß rauskommt. Er ist völlig ruhig. Aber dann begreift er plötzlich, dass der Schäfer es gar nicht gewesen sein kann. Er weiß nur zu gut, wer es war, aber er weiß auch, dass er in einer Sackgasse
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