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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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Samantha geerbt hatte. Größe und Körperhaltung hingegen hatte sie vom Vater. Sie begrüßten ihn mit höflicher Distanz, da schließlich er es gewesen war, der von der angeblichen Unschuld der Roma gesprochen hatte. Ein Schlag ins Gesicht dieser Leute.
    Balistreri wusste, dass er den Besuch so kurz wie möglich halten musste, da seine Anwesenheit nur wieder neuen Schmerz hervorrufen würde.
    Er kam gleich zur Sache.
    »Ich bin nicht wegen Ihrer Tochter hier, wenigstens nicht direkt.«
    Als sie ihn verwundert anstarrten, legte er das Foto auf den Tisch, das Monsignor Lato ihm gesendet hatte.
    Anna Rossis trauriger Blick verlor sich in Erinnerungen, die den bitteren Zug um ihren Mund einen Moment lang milderten.
    »Alina«, sagte sie unvermittelt.
    Ihr Mann war erstaunt. »Welche Alina?«
    Sie warf ihm einen liebevollen Blick zu. »Anfang der Achtzigerjahre war sie meine beste Freundin. Ich hab dir mal von ihr erzählt. Sie ist ein Jahr, bevor ich dich kennenlernte, bei einem Mopedunfall ums Leben gekommen.«
    »Signora Rossi, hatten Sie zu dieser Zeit engeren Kontakt zu Alina Hagi?«, fragte Balistreri.
    Anna Rossi überließ sich ihren Erinnerungen.
    »Alina war etwas ganz Besonderes, eine richtige Naturgewalt. Sie sah aus wie ein zartes blondes Mädchen, aber sie war ein unglaubliches Energiebündel. Und ein Organisationstalent. Sie half, wo sie konnte. Nicht nur den Waisenkindern, sondern auch uns Freiwilligen, wenn wir nicht mehr weiterwussten.«
    »Wie haben Sie Alina kennengelernt?«
    »Ich kam durch meinen damaligen Freund nach San Valente. Er studierte Jura und half der Pfarrei bei den Auswanderungsformalitäten für die Kinder. Durch ihn habe ich Cardinale Alessandrini kennengelernt, und so kam ich dann zu Padre Paul. Das war 1981. Alina war damals meine Ausbildungsleiterin. Wir waren gleich unzertrennlich, obwohl sie fast den ganzen Tag dort verbrachte und ich nur die freie Zeit zwischen meinen Vorlesungen.«
    »Haben Sie auch Alinas Mann kennengelernt?«
    »Oberflächlich. Er kam sie abends abholen. Ein sehr ernster junger Mann, etwas verschlossen, aber ehrgeizig und intelligent. Mit der Zeit habe ich ihn dann kaum noch gesehen. Erst wieder auf Alinas Beerdigung.« Ein Schatten legte sich über Anna Rossis Gesicht.
    »Bei der Gelegenheit sprachen sie mit Alinas Onkel, einem Priester. Erinnern Sie sich an ihn?«
    »Ja, ich erinnere mich sehr gut. Ich war verzweifelt, und er hat mich getröstet. Dabei habe ich mich ein bisschen gehen lassen und ihm von einem Zwischenfall einige Tage zuvor erzählt.«
    »Die Blutergüsse auf Alinas Armen.«
    »Schlimme Blutergüsse, beide Arme waren davon übersät. Sie sagte, sie sei gestürzt, aber das klang völlig unglaubwürdig. Als ich sie fragte, ob das ihr Mann gewesen sei, stritt sie es vehement ab.«
    »Hat Alina sich gut mit ihrem Mann verstanden?«
    »Am Anfang bestimmt. Aber wenn Sie mich fragen, verschlechterte sich ihre Beziehung irgendwann. Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber sie sprach immer seltener über ihn, und dann auch eher widerwillig.«
    »Haben Sie an dem Abend, an dem sie verunglückte, mit ihr gesprochen?«, fragte Balistreri.
    »Ja, sie rief mich an und fragte, ob sie bei mir übernachten könne. Das hatte sie noch nie getan, und ich fragte nicht nach dem Grund. Aber dann hatte sie gleich darauf diesen Unfall …«
    »Gab es vielleicht einen anderen Mann?«, bohrte Balistreri nach.
    Zum ersten Mal lächelte Anna Rossi. »Alina Hagi war so etwas wie eine Heilige, Dottor Balistreri. Eine fromme Katholikin. Sie wäre eher gestorben, als dass sie ihren Mann betrogen hätte.«
    »Zu Marius Hagi hatten Sie keinen Kontakt mehr danach?«
    »Nicht den geringsten. Ich brauchte lange, um Alinas Tod zu verschmerzen. Es war, als hätte ich eine Schwester verloren. Und dann noch die Geschichte mit Samantha …«
    Ihr Mann legte einen Arm um sie und versuchte, sie abzulenken. »Von deinem früheren Verlobten wusste ich ja gar nichts.«
    »Francesco? Das war nichts wirklich Ernstes. Außerdem stellte sich heraus, dass er ein rücksichtsloser Streber war. Alina war es, die mich darauf aufmerksam machte, und durch sie fand ich auch die Kraft, ihn zu verlassen. Wir gingen völlig in unserer Arbeit auf, wissen Sie. Alles tolle Menschen, die wirklich an das glaubten, was sie dort taten. Nur Francesco nutzte das Ehrenamt ausschließlich als Sprungbrett für seine Karriere. Etwas anderes hat ihn nicht interessiert.«
    Plötzlich stand Anna Rossi auf, ging durchs

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