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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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nur durch ein Wunder mit dem Leben davongekommen. Wenn Sie auch nur den Ansatz einer Pistole sehen, eröffnen Sie sofort das Feuer. Warten Sie nicht, bis ein anderer es tut.«
    Die beiden Polizeibeamten waren sichtlich beeindruckt von Pasqualis Autorität. Sie sahen Corvu an.
    »Dottore«, widersprach Corvu vorsichtig. »Schießen dürfen wir eigentlich erst …«
    Pasquali warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Dottor Corvu, ich werde nicht noch einmal zulassen, dass ein Verbrecher einen Polizisten erschießt. Die Verantwortung übernehme ich, und Sie können sicher sein, dass es nicht an politischem Rückhalt fehlen wird, wenn Sie in Notwehr auf einen bewaffneten Zigeuner schießen.«
    Corvu senkte erschrocken den Kopf. »Verstehe. Wie gehen wir also vor?«
    »Wir beginnen gleich mit dem ersten Wohnwagen am Lagereingang. Einer von Ihnen klopft. Wenn jemand aufmacht, gehen wir hinein, nehmen die Personalien auf und durchsuchen alles. Bis irgendwo das Handy von der Belhrouz auftaucht.«
    »Und wenn keiner aufmacht?«
    »Gehen wir trotzdem rein und durchsuchen alles.«
    Corvu schluckte. Balistreri würde an die Decke gehen.
    Vasile bestätigte, dass der Mann, der ihn am 23. Dezember angerufen hatte, sehr gut Italienisch sprach. »Mit ausländischem Akzent?«, fragte Piccolo.
    »Keine Ahnung, für mich war es Italienisch.«
    »Was kannst du sonst noch zu dem Telefonat sagen?«
    Er wiederholte seine Zeugenaussage.
    »Erinnerst du dich an seine Stimme?«
    »Die war rau. Er hustete ständig.«
    Balistreri und Piccolo sahen sich an. Dem Staatsanwalt würde das nicht reichen. Alles nur Indizien. Viele Leute husten. Und viele Leute haben Freunde mit Motocross-Maschinen. Die Morde in Rumänien konnte man ihm nicht anlasten. Seine Frau Alina war vor ihm auf der Flucht, als sie mit dem Moped verunglückte, na und? Hatte er nicht ein Alibi? Wie Millionen andere.
    Piccolo presste wütend die Lippen aufeinander. »Aber wir wissen, dass er es war.«
    Balistreri stand unruhig auf. Irgendetwas stimmte hier nicht. Zufälle hatte er noch nie leiden können, und hier gab es eindeutig zu viele davon.
    Ich muss Pasquali sagen, wie Colajacono ums Leben kam. Sofort.
    Sie betraten das Lager unter einer brütenden Sonne, die den Schlamm vom Gewitter am Vortag schon getrocknet hatte. Viele Leute waren unterwegs, vor allem Frauen, Alte und Kinder, die sich einen Spaß daraus machten, von einem Berg kaputter Matratzen herunterzuspringen. In der Hitze entwickelte der Müll einen abscheulichen Modergeruch, dazu kam noch der Uringestank der chemischen Toiletten. Scharen von Kindern sprangen fröhlich um die Beamten herum. Corvu schauderte es. Diese Aktion war kompletter Wahnsinn. Die Pistolenholster unter ihren Jacken waren für geübte Augen sichtbar. Er sah, wie Pasquali in seinem schicken grauen Nadelstreifenanzug schwitzte und sich unbehaglich umschaute.
    Ein letztes Mal versuchte er, Balistreri zu erreichen, und wieder nichts. Er war noch im Regina Coeli.
    Sie klopften an den Wohnwagen mit der Nummer 28. Eine zahnlose Alte öffnete ihnen, ein Baby auf dem Arm, das ihr Kind oder ihr Enkel sein konnte.
    Sie traten ein. Die Hitze in dem Wohnwagen war erdrückend, ebenso der Gestank. Auf dem alten emaillierten Herd kochte Teewasser. Außer der Alten und dem Kind war niemand da.
    »Die Durchsuchung können Sie übernehmen, Corvu, hier sehe ich keine Gefahr. Ich gehe weiter in die 27«, befahl Pasquali.
    »Dottore …«, wandte Corvu ein, aber Pasquali war schon draußen. Corvu vermutete, dass er die Festnahme aus Geltungssucht persönlich vornehmen wollte. Er bedeutete den beiden Beamten, Pasquali zu folgen.
    »Haben Sie ein Mobiltelefon?«, fragte er die Alte und sah sich um. Eine idiotische Frage, trotzdem musste er sie stellen.
    Die Alte verstand kein Italienisch. Das Kind begann zu weinen, und der beißende Gestank seiner vollen Windel mischte sich mit dem allgemeinen Fäulnisgeruch.
    Corvu hätte sich fast übergeben und trat schnell an ein Fensterchen, um frische Luft zu schnappen. Von dort sah er einen seiner Kollegen an die Tür von Nummer 27 klopfen. Pasquali und der andere Beamte standen etwas dahinter. Einen Moment später öffnete sich die Tür. Noch eine Alte. Drei kleine Kinder liefen heraus und sprangen Pasquali und den Polizisten zwischen den Beinen herum.
    Corvu stellte überrascht fest, dass hinter dem Wohnwagen eine Motocross-Maschine stand, und achtete nicht auf den Alten mit Schirmmütze und Sonnenbrille, der sich Pasquali

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