Du bist das Boese
Balistreri.
»Ohne jeden Zweifel. Aber ich wusste nicht, was ich tun sollte, ich war völlig am Ende. Ich zitterte vor Angst, als ich den Aufzug in die obere Etage fahren hörte. Dann hörte ich Angelo Dioguardi an der Tür klingeln und Cardinale Alessandrini begrüßen. Ich nahm Elisas Schlüssel, der noch in der Tür steckte, schloss das Büro ab und rannte durch den Keller nach Hause. Fünf Minuten später war ich wieder in meinem Zimmer.«
»Und Sie haben dem Mädchen nichts angetan, als es ohnmächtig war?«
»Sie wollen wissen, ob ich Zigaretten auf ihr ausgedrückt und sie erdrosselt habe? Auf keinen Fall.«
Balistreri beschloss fortzufahren. Auf das eingeritzte O konnte er später zurückkommen.
»Und was haben Sie getan, als Sie wieder zu Hause waren?«
Manfredi sah ihn ruhig an. »Was hätten Sie an meiner Stelle getan?«
»Ich hätte meinen Vater angerufen. Vor allem wenn er ein einflussreicher Mann wäre.«
»Ich rief ihn sofort vom Telefon auf der Terrasse aus an und sagte ihm alles. Er befahl mir, in mein Zimmer zu gehen und mich nicht von dort wegzurühren. Er sei in zwei Minuten da und werde sich um alles kümmern. Bevor ich in mein Zimmer ging, sah ich Sie durch mein Fernglas, Balistreri. Sie standen vor der Pförtnerloge, rauchten und plauderten mit Gina Giansanti. Dann ging ich in mein Zimmer.«
Ich schaute zur Terrasse von Villa A hoch. Ein kurzes Aufblitzen, mehr nicht. Manfredi war schüchtern heute.
»Irgendwann hörte Ihre Mutter Sie weinen«, sagte Balistreri.
»Ja, sie kam in mein Zimmer. Ich hatte mich mit einer Rasierklinge zerschnitten. Als sie mir die wegnahm, wäre ich fast auf sie losgegangen. Zum Glück kam dann mein Vater und hat das verhindert.«
Auf einmal stand er vor mir, tadellos gekleidet und trotz der Hitze ohne ein Tröpfchen Schweiß am Leib. »Wie ich höre, sind Sie Polizist und ein Freund von Dioguardi. Sind Sie dienstlich hier?«
»Mein Vater schickte Ulla fort und gab mir ein Beruhigungsmittel. Er versprach mir, dass mein Leben sich ändern würde. Unsere Verwandten in Afrika würden mir helfen. Er wollte mit Elisa reden und sich für mein Verhalten entschuldigen, und er wollte ihr einen festen Job anbieten. Diese wenigen endlosen Minuten haben über mein ganzes Leben entschieden. Im Guten wie im Schlechten.«
Ich blieb stehen und sah zum Fenster der Göttin hoch. Es war als einziges geöffnet, und draußen auf dem Fensterbrett stand nun eine Blume, die das Mädchen dort hingestellt haben musste, als die Sonne nicht mehr so brannte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Den Blick auf das Fenster gerichtet, verharrte ich ein paar Minuten unentschlossen. Dann ging ich zum Fahrstuhl und starrte auf die Knöpfe mit den Nummern zwei und drei. Auf dem Flur des Kardinals wartete bereits Angelo auf mich.
»Ich gab meinem Vater den Schlüssel zu Elisas Büro. Er sagte, ich solle alles machen wie sonst und zum Sport gehen, bis unsere Gäste für das Endspiel kommen würden. Eine Person seines Vertrauens würde mit Elisa reden, während er zu seiner Verabredung mit dem Innenminister fuhr.«
Balistreri erinnerte sich noch sehr gut.
»Ich sah Sie fortfahren. Ihr Vater nahm mit Ulla das Auto, und Sie nahmen das Motorrad. Aber Sie fuhren nicht zum Training.«
Manfredi erzählte exakt die Version des Kardinals. Er war mit Ulla bei Alessandrini, und der Conte hat das nie erfahren. Damals wäre Manfredi lieber ins Gefängnis gewandert, als es ihm zu gestehen. Und auch später hatte er nie den Mut gefunden, es ihm zu beichten.
»Und am nächsten Tag? Als Elisa verschwunden war und die Polizei kam?«
Manfredi dachte nach. »Mein Vater hat mir nicht gesagt, was weiter passiert ist. Am selben Abend noch, nach dem Finale, sagte er, ich solle abstreiten, Elisa Sordi an diesem Tag gesehen zu haben.«
»Haben Sie keine Erklärungen von ihm verlangt, als Elisas Leiche im Tiber gefunden wurde?«
»Ich habe mich nicht getraut. Sie kennen doch meinen Vater. Er bekräftigte, dass ich jedes Treffen mit Elisa abstreiten müsse. Ich fragte ihn, ob er mir glaube, dass sie noch am Leben war. Er sagte, das sei unwichtig. Wir müssten das durchstehen, er würde mich nach Kenia bringen, und dort würde ich glücklich. Auch als Sie mich verhaftet hatten, versicherte er mir, dass alles in Ordnung komme, wenn ich nur genug Kraft und Geduld aufbrächte.«
»Und Ihre Mutter? Wollte die nicht, dass Sie von Ihrem Alibi Gebrauch machen und aussagen, dass Sie gemeinsam mit ihr bei Alessandrini
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