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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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beschloss, auf das strikte Rauchverbot zu pfeifen, und zündete sich ebenfalls eine an.
    Um zwölf Uhr begann die Übertragung aus Les Combes im Aostatal, wo der Heilige Vater ein paar Urlaubstage verbrachte.
    »Liebe Brüder und Schwestern!«
    Der Papst lächelte, er war gut in Form. Er sprach über den Nahen Osten und brachte seine Solidarität mit der wehrlosen Zivilbevölkerung zum Ausdruck. Dann wechselte er das Thema.
    »Gestern haben wir den liturgischen Gedenktag der heiligen Maria Magdalena gefeiert, die in den Evangelien einen vorrangigen Platz einnimmt.«
    Der Papst sprach nun über Maria Magdalena. Als er sich dem Ende seiner Rede näherte, bemerkte Balistreri, dass Hagi auf einmal sehr aufmerksam zuzuhören schien.
    »Die Geschichte der Maria von Magdala erinnert alle an eine grundlegende Wahrheit: Jünger Christi ist derjenige, der in der Erfahrung der menschlichen Schwäche die Demut besaß, Christus um Hilfe zu bitten, von ihm geheilt wurde, sich aufgemacht hat, um ihm aus der Nähe nachzufolgen und so zum Zeugen der Kraft seiner erbarmenden Liebe geworden ist, die stärker ist als Sünde und Tod.«
    Zum Abschluss kam der Papst noch einmal auf den Konflikt im Nahen Osten zurück. Dann betete er den Angelus.
    »Sie können ausmachen.« Hagi war in Gedanken versunken. Er schien einer fernen Erinnerung nachzuhängen, vielleicht einem Bedauern. Dann sah er auf die runde Wanduhr. Zwanzig vor eins.
    »Ich hätte gern die Antwort auf meine Frage, Balistreri.«
    »Der Kardinal hat gelogen, weil er sich anmaßte, zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können. Und so wie Maria Magdalena vor Gott niederkniete, bittet er jetzt demütig um Ihre Hilfe, Signor Hagi. Er hat gelogen, weil er befürchtete, wir würden zwei jungen Menschen, die er für unschuldig hielt, ein grausames Verbrechen anlasten. Der eine war Manfredi. Der andere …«
    Hagi hustete immer stärker. Hinter seinen durchsichtigen Schläfen konnte Balistreri die Adern pulsieren sehen, und seine Wangenknochen stachen regelrecht aus seinem immer hohleren Gesicht hervor.
    Er stirbt. Und Fiorella Romani mit ihm.
    »Was werden Sie nun tun, Balistreri?«
    »Ich schwöre Ihnen, dass der Mörder von Elisa Sordi seine gerechte Strafe bekommt, wer auch immer es sein mag … Aber ich flehe Sie an, lassen Sie Fiorella Romani laufen. Sie hat doch nichts getan.«
    »Meinen Sie vielleicht, meine Frau hätte etwas getan?«
    Balistreri war inzwischen klar, dass sie der Ausgangspunkt von Marius Hagis Wahnvorstellungen war. Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Ihre Frau Alina hat nichts getan. Die Angst vor Ihnen und das Unglück haben sie getötet. Sie wurde nicht von einem Mörder gefoltert, erdrosselt, eingeritzt …«
    Hagi unterbrach ihn. »Eure verdammte katholische Religion hat sie umgebracht! Anna Rossi, Valerio Bona, Cardinale Alessandrini, dieser junge Priester mit den roten Haaren …«
    »Padre Paul.«
    Hagi war außer sich, er hustete und spuckte Blut. »Ja, Padre Paul, der an diesem gottverfluchten Sonntag mit Elisa Sordi zu Mittag gegessen hat, am letzten Tag ihres Lebens. Alina hat mir davon erzählt. Sie hat die beiden in einer Bar nicht weit von der Pfarrei gesehen. Und sie hat auch gesehen, dass Valerio Bona den beiden hinterhergeschnüffelt hat.«
    Deshalb hat Valerio im Vatikan angerufen, bevor er sich erhängt hat. Um Alessandrini an diese Wahrheit zu erinnern.
    »Alina hatte Panik vor Ihnen, Signor Hagi. Vor etwas, das Sie uns bislang noch nicht sagen wollten. Dabei war Ihre Frau nicht leicht aus der Ruhe zu bringen.«
    »Dann werde ich es Ihnen jetzt ausführlich erklären, Balistreri. Ulla hatte ein Telefongespräch des Conte belauscht und erzählte Anna Rossi davon, Samanthas Mutter. Und die wiederum erzählte Alina, dass ich Elisa in den Fluss geworfen hatte. Meine Frau war ein armes argloses Mädchen. Und sie hatte Panik vor der verdammten Hölle, die euer Gott allen androht, auch Frauen, die etwas verschweigen, um ihren Mann zu schützen.«
    Balistreri konnte es nicht glauben. »Mit all diesen Toten wollten Sie sich an den Menschen rächen, die Alina gegen Sie aufgewiegelt hatten? Nach vierundzwanzig Jahren? Das hätten Sie doch auch früher haben können, oder?«
    »Wohl kaum. Leider kenne ich den Namen des Hauptschuldigen nicht, der Elisa Sordi getötet hat. Ich habe zwar ihre Leiche in den Fluss geworfen, aber als ich sie aus dem Büro holte, war das Mädchen bereits tot, das steht fest.«
    »Jetzt wissen Sie aber, wer es war?«
    »Nein,

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