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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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Bei dieser Hitze waren die Römer am Strand oder in den Bergen. Sie brauchten nur zwanzig Minuten bis zur Pontina, einer Schnellstraße, die fast wie eine Autobahn ans Meer südlich von Rom führte.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Corvu.
    »Immer geradeaus, wir haben es nicht eilig.« Hagi schien ganz und gar in die Aussicht vertieft.
    Balistreri begriff, dass dies keine kurze Fahrt werden würde.
    »Nehmen Sie mir die Handschellen ab, und geben Sie mir eine Zigarette, Balistreri«, befahl Hagi.
    »Nicht die Handschellen«, sagte Corvu.
    »Dann kannst du gleich wenden und zurückfahren. Wenn ich meine letzten Zigaretten rauche, will ich die Hände frei haben.«
    »Mach ihm die rechte Hand los und fixier die linke am Sitz«, sagte Balistreri zu Piccolo.
    Dann reichte er Hagi eine angezündete Zigarette.
    »Haben Sie das Feuerzeug aus dem Bella Blu nicht mehr?«, fragte Hagi ihn bei seinem ersten Zug.
    Du willst also reden, verfluchter Kerl. Gut, reden wir.
    »Was erwartet uns am Meer?«, fragte Balistreri.
    Hagi brach in Gelächter aus. »Nicht so ungeduldig, das werden Sie schon sehen, wenn wir da sind. Aber falls Sie noch Fragen haben, gebe ich Ihnen vielleicht ein paar Antworten. Sie sollten ausnutzen, dass ich heute so gut aufgelegt bin.«
    Balistreri sah Corvus mahnenden Blick im Rückspiegel, doch er hatte keine Lust, vorsichtig zu sein. Er glaubte zu wissen, wer Elisa Sordi getötet hatte, aber das würde auch nicht helfen, Fiorella Romani zu retten. In dem Mosaik fehlten noch ein paar Gesichter, vor allem eins.
    »Gut, Signor Hagi. Fangen wir mit Samantha Rossi an. Warum sie?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Anna Rossi hat Alina mitgeteilt, dass ich mich um Elisas Leiche gekümmert habe, und sie hat sie auch dazu überredet, mich zu verlassen. Das ist, als hätte sie Alina umgebracht. Ich hätte mich natürlich an Anna selbst rächen können, aber ich habe am eigenen Leib erfahren, dass der Tod eines geliebten Menschen der größte Schmerz überhaupt ist. Deshalb habe ich ihre Tochter ausgesucht. Sie können ihr gern ausrichten, dass ihre Tochter noch leben würde, wenn sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten gekümmert hätte.«
    Er hörte Giulia Piccolo schwer atmen und legte ihr beschwörend die Hand auf die Schulter. Hagi wollte sie provozieren, aber sie mussten ruhig bleiben und sich auf ihr einziges Ziel an diesem Tag konzentrieren: Fiorella Romani zu retten.
    »Und warum Nadia?«
    »Pff, Sie stellen lauter Fragen, die ich bereits beantwortet habe. Weil sie Alina ähnlich sah und weil auch Alina mir Leid zugefügt hat.«
    Balistreri war nicht überzeugt. »Das scheint mir doch sehr an den Haaren herbeigezogen. Zumal Camarà Sie zusammen mit Nadia im Clubraum des Bella Blu gesehen hatte.«
    Hagi schüttelte den Kopf. »Das war ich nicht. Ich hätte Nadia treffen können, wann immer ich wollte. Im Bella Blu wollte jemand anders sie kennenlernen.«
    »Colajacono«, rief Piccolo und fuhr herum.
    Hagi bekam einen Hustenanfall und musste gleichzeitig lachen. »Man muss schon so dumm sein wie Sie, um sich derart auf diesen armen Teufel zu fixieren. Colajacono war an diesem Abend nur eingeladen, um ihn noch tiefer in die eigentlichen Pläne zu verwickeln. Dieser Trottel dachte, sie bräuchten Nadia für eine Politikererpressung. Er war nur ein nützlicher Idiot.«
    »Aber Sie haben mit Vasile telefoniert, sind mit Adrians Motorrad auf den Hügel gefahren, haben dort die Giulia abgeholt, haben Nadia entführt und zu Vasile gebracht, sind dann mit dem Motorrad wieder weggefahren und …« Piccolo unterbrach sich verwirrt.
    Hagi lachte. »Irgendetwas fehlt, stimmt’s? Wer hat Nadia umgebracht?«
    »Nein«, korrigierte Corvu. »Sie fuhren mit dem Motorrad auf den Hügel, tauschten es dort gegen das Auto aus und entführten damit gegen halb sieben Nadia. Erst verwechselten Sie Natalya mit Nadia, aber dann hatten Sie Glück und fanden Nadia allein vor …«
    »Glück hatte ich in meinem ganzen Leben nicht, ich hatte nur einen guten Gehilfen«, sagte Hagi völlig ruhig.
    Balistreri hatte sich diesen Teil schon zurechtgelegt.
    »Und zwar jenen, der bei Ramona den Schwanz nicht hochbekam, sodass Sie genug Zeit hatten, Nadia wegzuholen. Mit ihm zusammen haben Sie auch mit dem Motorrad die Giulia geholt, die Sie brauchten, um in der Via di Torricola Nadia aufzugabeln. Dort oben haben Sie sich dann getrennt. Der eine verließ den Hügel mit Adrians Motorrad, der andere mit der Giulia. Um sechs Uhr, während er

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