Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
Vom Netzwerk:
kicherte, wobei er hustete und Blut in sein Taschentuch spuckte.
    »Ein Geniestreich, der durch euer dämliches WM -Finale erheblich erleichtert wurde. Mein Gehilfe hat sich an jenem Sonntag morgens mit ihr in der Messe getroffen. Er hat ihr versprochen, dass er ihr die Wahrheit über Elisas Tod mitteilen würde. Allerdings sollte die Signora im Gegenzug noch am selben Abend ihrer Tochter nachfolgen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Corvu. »Signora Giovanna war fromm und vom Schmerz zerstört, aber sie war nicht so dumm, ihm das zu glauben.«
    »Nun, für meinen Gehilfen war es eine Leichtigkeit, sie zu überzeugen. Er sagte, dass er den Namen des Mörders kenne, und versprach, ihr den zu verraten, wenn sie dafür vom Balkon sprang. Er ließ sie bei der Heiligen Jungfrau schwören, dass sie es auch tatsächlich tun würde. Hätte es denn eine passendere Gelegenheit gegeben als eine Fußball- WM ? Wer weiß, wenn Italien den Elfmeter vergeigt hätte, wäre sie vielleicht doch nicht gesprungen. Für den Fall hätte er allerdings schon dafür gesorgt, dass sie die Sache bis zum Ende durchzog.« Hagi hustete und lachte.
    Piccolo drehte sich zornig um, aber Balistreri warf ihr einen mahnenden Blick zu.
    »Und wie hat Ihr Gehilfe es angestellt, ihr weiszumachen, dass er den Namen von Elisas Mörder kennt?«, wollte Corvu wissen.
    »Ganz einfach. Er offenbarte ihr ein Detail, das man nur wissen konnte, wenn man den Angriff auf Elisa miterlebt hatte. Und das konnte er, kein Zweifel.«
    »Also«, fing Corvu wieder an. »Die Reihenfolge lautet O U A R E E V I plus ein letzter Buchstabe.«
    Es bereitete Hagi sichtlich Vergnügen, dass Corvu so insistierte. »Anscheinend ist dieses Rätsel für Corvu unwiderstehlich, deshalb werde ich ihm einen kleinen Tipp geben. Die Reihenfolge ist okay, aber der erste Buchstabe fehlt noch.«
    Corvu machte sich Luft, indem er ausgiebig auf Sardisch fluchte. Piccolo wandte sich mit glühenden Augen um, die Pistole gezückt. Balistreri hielt seine Hand zwischen den Lauf der Pistole und Hagis Gesicht.
    »Piccolo, steck die Pistole weg und leg ihm die Handschellen wieder an.«
    Balistreri versuchte, einen kühlen Kopf zu behalten, aber seine Nervosität verwandelte sich allmählich in innere Unruhe. Irgendetwas schien sich anzubahnen. Als würden von einem weit entfernten Epizentrum die Wellen eines Erdbebens heranrollen.
    Die Wahrheit folgt nie einer Linie. Die Wahrheit ist ein Kreis. Vorne fehlte noch ein Buchstabe. Noch vor Elisa Sordi.
    Der Anruf erreichte Angelo Dioguardi auf Linda Nardis Terrasse. Es war fast halb sechs nachmittags.
    Er ging hinein. Sie hatte sich auf dem Sofa eingekuschelt, als würde sie frieren.
    »Das war Padre Paul«, sagte Angelo. »Er möchte etwas Wichtiges mit mir besprechen, in einer Stunde in der Pfarrei von San Valente.«
    Sie nickte traurig. Vielleicht war der entscheidende Augenblick gekommen. Sie lächelte ihn an und streichelte zärtlich seine Hand. »Danke, Angelo.«
    Hagi studierte die Beschilderung. Sie kündigte an, dass es in einem Kilometer nach Sabaudia abging.
    »Gleich haben wir unser Ziel erreicht, Corvu. Biegen Sie nach Sabaudia ab«, sagte er. Über Handy benachrichtigte Piccolo die Beamten in den beiden vorderen und den beiden hinteren Wagen.
    Die fünf Autos fuhren ab, folgten einer langen Allee und gelangten auf den weißen Platz im Zentrum von Sabaudia, mit dem faschistischen Rathausturm und den anderen klotzigen Bauten aus dieser Zeit.
    Sie fuhren zur Küste. Die Strandpromenade war zugeparkt mit Autos, die überall zwischen den Sanddünen und den wunderschönen Villen standen. Die Sonne schien immer noch gleißend hell, und das Meer wimmelte von Menschen. Im Schritttempo schoben sie sich durch die Massen sommerlich gekleideter Familien mit Eiswaffeln in der Hand und Schlauchboot unterm Arm. Hagi hatte sich das denkbar absurdeste Szenario ausgesucht. Der Tod dehnte sich langsam im Raum des Lebendigen aus, wie ein farb- und geruchloses, aber tödliches Gas in einem prächtigen Salon voller Menschen.
    »Das Tor der nächsten Villa steht offen«, sagte Hagi.
    »Kurz davor halten wir an.« Er sah auf Balistreris Armbanduhr. »Gleich halb sechs, gut. Wir sind etwas zu früh. Dann werde ich Ihnen jetzt noch erklären, was Sie tun müssen, damit dieser Ausflug nicht völlig sinnlos war.«
    »Was müssen wir denn tun?«, fragte Balistreri geduldig.
    »Mein Gehilfe ist mit dem Mädchen in dieser Villa. Seit fünf hält er ihr eine Pistole an die

Weitere Kostenlose Bücher