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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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Polizeipräsident, der Minister. Ulla hatte sich umgebracht, weil wir einen Fehler gemacht hatten. Weil ich einen Fehler gemacht hatte. Ich war mir meiner Sache zu sicher gewesen. Der Conte würde uns fertigmachen. Der Rest würde uns massakrieren.
    »Wo haben Sie Ihr Auto stehen, Balistreri?«, fragte Teodori. Unter dem ohrenbetäubenden Geprassel des Regens stiegen wir in meinen Spider.
    Teodori holte seine Pfeife hervor und zündete sie an. Er wirkte ruhig, ganz in Gedanken.
    »Ich werde den Präsidenten informieren, dass Sie anderer Meinung waren als ich«, sagte ich, obwohl mir klar war, dass das nicht reichen würde. Er war der Chef, ich konnte ihn nicht retten. Sie würden ihn unehrenhaft entlassen.
    Er sah mich mit seinen gelben Augen an und lächelte. Ein serviler, nicht sehr intelligenter Bürokrat, der großen Ärger hatte. Aber den größten Ärger seines Lebens, den hatte ich ihm genommen. Und er war ein anständiger Kerl.
    »Sie können mich nicht retten, Balistreri. Die Hierarchie hat ja einen Sinn. Als ich Manfredis Verhaftung beantragt habe, waren Sie nicht einmal dabei.«
    »Aber ich war doch derjenige, der …«
    Er brachte mich mit einer Geste zum Schweigen. »Ich habe alle Ermittlungserfolge auf mein Konto gebucht. Ich habe behauptet, es sei meine Idee gewesen, den Stromverbrauch des Fitnessclubs unter die Lupe zu nehmen, und ich war es auch, der dem Staatsanwalt, dem Polizeipräsidenten und dem Untersekretär alles erklärt hat. Ihren Namen habe ich nicht einmal erwähnt. Ich habe Sie um Ihren verdienten Erfolg betrogen. Sie haben damit nichts zu tun. Sie haben nichts getan.«
    Ich sah ihn fassungslos an. Nun wurde mir einiges klar. »Sie waren sich nicht hundertprozentig sicher, und Sie haben mich außen vor gelassen.«
    Er wich meinem Blick aus. »Es war mein Fehler. Ich hatte Zweifel, ich hätte Manfredi nicht verhaften dürfen. Dann würde die Contessa jetzt noch leben.«
    »Sie hatten Zweifel …«, murmelte ich verwirrt.
    »Ich habe eine Tochter, Balistreri. Solche Dinge können Sie nicht wissen. Elisa Sordi wäre nie freiwillig mit Manfredi an den Tiber gefahren. Mit einem anderen Mann ja, aber nicht mit ihm.«
    Ich war wie versteinert. Seine Erklärung war sehr einfach. Und wahr.
    »Trotzdem können Sie nicht meine Schuld auf sich nehmen, Dottor Teodori.«
    Sein Blick wurde entschiedener. »Ich werde sagen, dass es meine Idee war, dass Sie sogar anderer Ansicht waren. Ich bin ein alter Mann, und meine Hepatitis hat sich zur Zirrhose ausgewachsen. Sie müssen mir im Gegenzug einen Gefallen tun, den größten, um den ich Sie je bitten könnte.«
    »Claudia.«
    »Ja, meine Tochter. Ich werde bald sterben, und Sie sollen für Claudia so etwas wie ein Vormund und Freund sein. Ich möchte, dass Sie das Mädchen beschützen, bis es etwas selbstsicherer geworden ist. Und das können Sie viel besser, wenn Sie Polizist bleiben.«
    »So groß ist Ihr Vertrauen?«
    Er rang sich ein Lächeln ab. »Nicht ganz. Sie müssen mir schwören, dass Sie meine Kleine niemals anrühren. Sie wären ein guter Vormund, aber ein schrecklicher Verlobter.«
    Ich war an einem Punkt meines Lebens angekommen, wo ich fest an das glaubte, was mein Vater immer zu sagen pflegte: Mir würde es nie gelingen, etwas Ordentliches auf die Beine zu stellen, weil ich weder über Begabungen verfügte noch über den Willen und die Beharrlichkeit, diesen Mangel an Begabung auszugleichen. Und es war mir völlig egal. Alles, was ich von diesem Tag an erleben würde, war mir egal. Deshalb nahm ich Teodoris Vorschlag an. Nicht um meine eigene Haut zu retten, sondern weil ich am Ende war. Ich wollte nur noch Ja sagen und danach für immer schlafen.

INTERMEZZO

Im Jahr 2005
    Antonio Pasquali stammte aus Tesano, einem Bergdorf in den Abruzzen, die man auf einem Poster hinter seinem Schreibtisch bewundern konnte, in respektvollem Abstand zu den streng symmetrisch aufgehängten Fotos von Papst und Präsident. Das Büro war schlicht, eines hohen Angestellten der italienischen Polizei aber dennoch würdig. Nicht des höchsten in der Hierarchie, aber desjenigen, der in den entscheidenden Kreisen am meisten Einfluss hatte.
    Schon als Junge hatte er ein ausgeprägtes Talent fürs Theater und für die Politik, die ja in einer modernen Gesellschaft vieles gemein haben. Der junge Pasquali verbrachte seine Freizeit in der Schauspielschule und in der Ortsgruppe der Christdemokraten. Dass die Schule ein wenig zu kurz kam, konnte er mit seiner wachen

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