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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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Balistreri schaffte es auch privat nicht, ihn beim Vornamen zu nennen. Intuitiv wahrte er eine gewisse Distanz.
    »Eigentlich schon, aber wenn du gekocht hast, Alberto …«, sagte Corvu und warf einen schmachtenden Blick auf die Reste vom Milchlamm.
    »Ansonsten ist alles in Ordnung. Colajacono ist heute Nacht unser Gast«, informierte er Balistreri, während er das Lamm kostete.
    Seit drei Jahren trafen sie sich donnerstags zum Poker. Corvu hatte Colicchia ersetzt, Balistreris Vorgänger bei der Mordkommission, der nach seiner Pensionierung in einen Vorort von Rom gezogen war.
    »Alberto erklärt mir gerade, wie die Wirte an den Spielautomaten verdienen«, sagte Balistreri.
    »Und wo steht die ENT in dieser Wertkette?«, fragte Corvu, der aus seinem Abendkurs für den Master of Economy etliche Fachbegriffe kannte.
    »Was zum Teufel ist eine Wertkette, Corvu? Dürfte ich bitte mal erfahren, warum …«, knurrte Balistreri genervt.
    Aber da klingelte es erneut, und Balistreri ging, um Angelo zu öffnen. Mit wachsendem Unmut hörte er, wie Alberto besagte Wertkette erläuterte und Corvu schließlich befand: »Ja klar. Das erklärt natürlich einiges.«
    Piccolo nutzte die Wartezeit, um zu Hause anzurufen. Rudi ging nach dem ersten Klingeln dran.
    »Hier bei Dottoressa Piccolo.«
    »Rudi, ich hatte dich doch gebeten, erst dranzugehen, wenn es zweimal hintereinander dreimal geklingelt hat. Und rede nicht wie ein englischer Butler. Ich möchte nicht, dass jemand deinen Aufenthaltsort erfährt.«
    »Tut mir leid, Dottoressa. Es ist sehr schön bei Ihnen. Ich muss Ihnen für Ihre Gastfreundschaft danken.«
    »Schon gut, Rudi. Der Kühlschrank ist voll. Nimm dir, was du brauchst.«
    »Nein, mit dem Essen warte ich auf Sie. Ich bin ein guter Koch.«
    Etwas überrascht beendete sie das Gespräch, denn Tatò kam aus der Wache. Ein dicker Mann um die vierzig mit lichtem Haar und wässrigen Augen. Sie folgte seinem Wagen zwei Kilometer lang. Die Pferderennbahn von Capannelle war hell erleuchtet, der Parkplatz überfüllt. Aber Tatò parkte einfach auf dem Gehsteig, und Piccolo blieb nichts übrig, als es ihm nachzutun.
    Im Menschengewühl an der Rennbahn war es gar nicht so einfach, ihm bis zur Bar an der Zieltribüne zu folgen. Dort setzte sich Tatò zu drei Typen mittleren Alters, ganz eindeutig Wettteilnehmer wie er. Piccolo sah, wie er ein Bündel Hunderteuroscheine hervorholte und lebhaft diskutierte. Man verhandelte über den Einsatz.
    Sie konnte einen Satz aufschnappen: »… der Jockey schwört, dass er langsam ist …«, und hörte Tatò antworten: »Wenn es schiefgeht, sorge ich dafür, dass er in den Knast wandert, das ist ihm hoffentlich klar.«
    Die Whiskygläser kamen, als einer der Männer sich auf den Weg zum Totalisator gemacht hatte. Piccolo ließ sich unbekümmert auf dem frei gewordenen Stuhl nieder.
    »He, Blondchen«, blaffte einer von Tatòs Begleitern sie an. »Hast du was an den Augen? Da ist besetzt.«
    Piccolo ignorierte ihn. Sie sah Tatò an. »Ich muss mit Ihnen reden.«
    Es war nicht nötig, dass sie ihren Dienstausweis zeigte. Er hatte sie an jenem Morgen im Kommissariat sehr wohl wahrgenommen.
    Schnell schaute er sich um. Er konnte keine Szene gebrauchen an seinem eigentlichen Arbeitsplatz. »Ich bin nicht im Dienst, Dottoressa.«
    »Das sehe ich. Es sei denn, Sie ziehen das hier professionell auf.«
    Tatò wandte sich an die anderen beiden. »Okay, Jungs, wir sehen uns später.«
    Sie standen anstandslos auf, doch ihr Blick ließ keinen Zweifel daran, was sie am liebsten mit ihr angestellt hätten.
    Warum versucht ihr es nicht einfach? Dann könnt ihr euer blaues Wunder erleben.
    »Ich bestelle Ihnen was zu trinken, Dottoressa.« Tatò hatte sich für den freundlichen Weg entschieden.
    »Nein danke. Ich bin im Dienst.«
    »Und was kann ich für Sie tun …«
    Piccolo hatte keine Lust, Zeit zu verlieren. »Reden wir über den Abend des 24. Dezember, als Sie mit Colajacono auf der Wache geblieben sind, damit Marchese und Cutugno nach Hause gehen konnten. Warum haben Sie das gemacht?«
    »Die beiden mussten während der Feiertage einen harten Schichtdienst leisten, jede Nacht von einundzwanzig Uhr bis neun Uhr morgens. Da haben sie gefragt, ob sie wenigstens Heiligabend mit ihren Familien verbringen können. Die aus dem Süden haben ja alle irgendwelche Verwandten in Rom. Bei uns ist die ganze Welt zu Gast.«
    Das ist schon die erste Lüge, die du mir auftischst.
    »Cutugno und Marchese behaupten

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