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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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sie sich Sorgen um ihn.
    »Marchese behauptet, Colajacono habe ihm und seinem Kollegen Cotugno für die Nachtschicht des 24. freigegeben. Als besonderes Entgegenkommen sozusagen, obwohl er selbst todmüde war«, verkündete Piccolo ironisch.
    »Und wer hat dann zwischen dem Abend des 24. und dem Morgen des 25. auf der Wache Dienst geschoben?«, fragte Balistreri.
    »Colajacono und Ispettore Tatò, seine rechte Hand«, strahlte Piccolo.
    Corvu drängelte. »Es ist halb neun, Dottore. Wenn wir Colajacono noch in seiner Dienststelle antreffen wollen, müssen wir los.«
    »Um Colajacono kümmerst du dich, Corvu. Sein Vorgesetzter weiß schon Bescheid, dafür hat der Polizeipräsident gesorgt.«
    Ich möchte nicht, dass Piccolo sich in Schwierigkeiten bringt.
    »Und wenn er die Mitarbeit verweigert?«, erkundigte sich Corvu, immer darauf bedacht, die Regeln einzuhalten.
    »Entweder er kommt freiwillig mit, oder du nimmst ihn für vierundzwanzig Stunden in Gewahrsam. Kein Verhör mehr heute Abend, nicht vor morgen früh. Er kann es sich hier bei uns im Gästezimmer bequem machen, aber jeder Außenkontakt wird unterbunden.«
    Dann wandte er sich an Piccolo. »Und Sie, Piccolo, reden mit diesem Tatò. Aber außerhalb des Kommissariats. Und noch etwas …«
    »Ich rühre ihn nicht an, Dottore, keine Sorge«, sagte Piccolo und kreuzte hinter dem Rücken die Finger.
    »Dottore, heute ist Donnerstag«, erinnerte ihn Corvu, als er kurz vor dem Aufbruch noch einmal in sein Notizbuch schaute.
    Donnerstag. Abendessen bei Alberto. Pokern.
    Er zückte sein Handy, um die Verspätung anzukündigen.
    Sein Bruder meldete sich nach dem ersten Klingeln. »Michele, du störst mich beim Speckschneiden. Heute Abend mache ich dir eine göttliche Carbonara.«
    Colajacono schien keineswegs überrascht über ihren Besuch. Sein massiger Körper füllte den ganzen Türrahmen seines Büros aus. Er strich sich über das dichte graue Haar und fragte: »Was kann ich für Sie tun?«
    Corvu stellte sich höflich vor. Neben Colajacono wirkte er winzig. Ein Strohhalm und eine Eiche.
    »Wir möchten Sie freundlich bitten, uns für ein informelles Gespräch zur Sondereinheit zu begleiten. Es wird kein Verhör geben, aber wir würden Sie bitten, die Nacht in unseren Räumen zu verbringen.«
    »In Ihrem Grand Hotel im Zentrum? Es wäre mir ein Vergnügen, aber leider habe ich heute Abend schon etwas vor.«
    Corvus harter Kern kam zum Vorschein, der Geist des sardischen Gebirges.
    »Wenn Sie sich weigern, komme ich morgen mit einer richterlichen Vorladung wieder, und dann erfährt es jeder hier.«
    Colajacono spuckte einen Meter vor Corvus Füßen aus.
    »Dann übernachte ich eben in Ihrem Grand Hotel. Haben Sie einen guten Zimmerservice?«, fragte er mit herablassender Arroganz.
    Gemeinsam traten sie auf den Flur, wo einige Polizisten standen. Colajacono drehte sich zu ihnen um und grinste. Seine kleinen Augen blitzten ironisch.
    »Jungs, ich mache einen Ausflug ins Zentrum, wo diese vornehmen Kollegen residieren. Ihr seht mich morgen wieder.«
    Das Stadtviertel E.U.R. im Süden Roms war unter Mussolini entworfen worden, für die Weltausstellung 1942, die dann aus den bekannten Gründen ausfiel. Die Arbeiten wurden nach Kriegsende fertiggestellt, unter Beibehaltung der ursprünglichen Baupläne, die der monumentalen, rationalen und klassizistischen Architektur des antiken Rom huldigten.
    Abends war diese Gegend fast ausgestorben. Die Cafés und Restaurants, in denen mittags Heerscharen von Angestellten verköstigt wurden, waren am Abend geschlossen. Eine fast metaphysische Stimmung lag über dem Viertel, ein krasser Gegensatz zum überhitzten, chaotischen Durcheinander der Altstadt.
    Die Villa, die sein Bruder mit seiner deutschen Ehefrau und den beiden heranwachsenden Söhnen bewohnte, befand sich am Ende einer ruhigen Straße, die rund um die Uhr von einer Polizeistreife bewacht wurde, weil ein wichtiger Politiker hier wohnte. Für Balistreri war dieser Wagen, der auch dort stand, wenn der Mann keine offizielle Aufgabe zu erfüllen hatte, ein Indikator dafür, was aus dem Land geworden war.
    Als Alberto öffnete, trug er seine Kochschürze. Er war der Ältere, hatte sich aber gut gehalten, viel besser als Michele. Mehr Bewegung, keine Zigaretten, wenig Alkohol, eine glückliche Ehe mit zwei wohlgeratenen Kindern, ein lukrativer Managerposten: das ideale Resultat von Ingenieurstudium und Master in den USA . Zukunftsperspektiven, positive Einstellung.
    Sie

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