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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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schreibst das Nummernschild auf, sie fahren auf einen Feldweg. Du bist allein, siehst die Lagerfeuer der anderen Mädchen flackern. Zwei Minuten vergehen. Ein Auto nähert sich. Es hat nur einen Scheinwerfer an, der andere ist kaputt. Es kommt auf dich zu und hält an. Was machst du jetzt?«
    Sie blickte ihn verdutzt an. »Ich versuche, Zeit zu schinden. Ich plaudere mit dem Mann, bis meine Freundin wieder da ist.«
    »Er hat es aber eilig und bittet dich einzusteigen«, insistierte Balistreri.
    »Ich schinde Zeit«, wiederholte sie ratlos.
    Balistreri stand missmutig auf und ließ die Rollläden herunter. Jetzt war es dunkel im Zimmer. Nur die LED -Anzeigen von Fernseher und Telefon leuchteten rot, wie kleine Lagerfeuer.
    »Schließ die Augen, Margherita. Wenn du mir helfen willst, musst du dich richtig in die Szene hineinversetzen.«
    Sie blickte ihn unsicher an, doch dann siegten ihr gefügiges Wesen und ihre Hilfsbereitschaft über ihre Ängste. Sie schloss die Augen und ließ sich in den Sessel sinken.
    »Jetzt denk gut nach, Margherita. Er lässt nicht locker. Was geschieht dann?«
    Sie sank noch etwas tiefer in den Sessel. »Er steigt aus, zerrt mich ins Auto.«
    »Nein. Wenn er aussteigen würde, würdest du laut schreien, und die anderen könnten Verdacht schöpfen. Du steigst freiwillig ein.«
    In der Dunkelheit konnte Balistreri den schleppenden Atem des Mädchens hören.
    »Er kennt meinen Namen …«, flüsterte sie.
    Balistreri nickte. »Ja. Er nennt dich beim Namen und fordert dich auf einzusteigen. Du gehst näher ran, um ihn genauer anzuschauen. Im Auto geht die Innenbeleuchtung an. Kannst du ihn jetzt sehen, Margherita?«
    Sie keuchte, ihre Stimme klang belegt. »Ja, ich kenne ihn.«
    »Er lächelt dich an, gibt dir ein Zeichen einzusteigen. Du steigst ein. Warum?«
    »Ich vertraue ihm«, murmelte sie und lag jetzt fast im Sessel.
    An diesem Punkt hätte Margherita gern die Augen geöffnet, aber das durfte sie nicht, schließlich wollte sie Balistreri helfen.
    »Ich habe auf ihn gewartet«, fügte sie hinzu. In ihrem Augenwinkel bildete sich eine Träne.
    Balistreris Stimme erreichte sie aus weiter Ferne. »Er hat dir die Welt versprochen, stimmt’s? Und weißt du, was du stattdessen von ihm bekommst?«
    Plötzlich sah Margherita das Gesicht ihres Lateinlehrers vor sich, der sie aufforderte, in sein Auto zu steigen. Sie stieß einen Schrei aus.
    Fünf Sekunden später sprang die Tür auf. Giulia Piccolo, einhundertsiebenundachtzig Zentimeter Muskeln, allzeit bereit. Corvu hatte sich an ihren Arm geklammert und wurde regelrecht ins Zimmer geschleift.
    »Kommt rein und macht die Tür zu«, sagte Balistreri in aller Seelenruhe und schaltete das Licht ein.
    Piccolos Blick war finster, aber Margherita hatte sich schon wieder gesammelt. Balistreri legte ihr die Hände auf die Schultern. »Du warst sehr gut, Margherita.«
    Piccolo verstand nicht, was da vor sich ging, und auch Corvu war wie versteinert. Der Schrei, die heruntergelassenen Rollläden, Margherita in diesem Zustand, und dann auch noch diese zweideutige Bemerkung.
    Balistreri sah ihnen ihre Zweifel an. War er wirklich so tief gesunken?
    Er holte sie zurück in die Realität. »Nadia kannte ihn und hat auf ihn gewartet. Sie hatten eine Verabredung.«
    Nachmittag
    Der Fitnessclub befand sich im Erdgeschoss eines Bürogebäudes nicht weit von der Via Veneto. Als Coppola um ein Uhr vor dem Eingang des Sport Center ankam, mühten sich hinter der Fensterfront viele Leute an den Geräten, Gewichten und Fahrrädern ab. Andere tanzten in einem großen Schwimmbecken zum Rhythmus einer ohrenbetäubenden Musik. Erfolgsmenschen, betuchte Damen, sicher auch ein paar erstklassige Diebe.
    Carmen erwartete ihn schon. Sie war dunkelhäutig, wie Camarà. Als hübsch konnte man sie nicht bezeichnen, doch sie besaß einen durchtrainierten Körper.
    »Ich komme aus Miami«, stellte sie sich in gutem Italienisch vor. Coppola war erleichtert, denn sein Amerikanisch hätte einer weiteren Prüfung nicht standgehalten. Sie bat ihn in einen kleinen Raum, der ihr wohl als Büro diente. An der einen Wand hing ein Foto von ihr und einem großen Farbigen, aufgenommen vor dem Fitnessclub.
    »Kannten Sie sich gut?«, fragte Coppola.
    »Er war mein Freund«, antwortete sie schlicht. »Seit drei Monaten. Papa war ein Witzbold, ein richtiger Schatz.«
    »Gibt es jemanden, der böse auf ihn war? Eine kleine Unstimmigkeit, ein Streit?«
    Carmen schüttelte den Kopf. »Nein, es war

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