Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
Vom Netzwerk:
üblichen Zweifel. »Wenn dein Verlobter nichts dagegen hat, Natalya.«
    Bist du durchgedreht, Graziano? Was soll der Mist? Hältst du dich jetzt für Brad Pitt?
    Seine Kühnheit trieb ihm die Schamröte ins Gesicht, und so schloss er schnell die Tür hinter Natalya und verbarrikadierte sich in Balistreris Büro. Während er sich noch zu fangen versuchte, hörte er auf dem Korridor die fröhliche Stimme von Natalya.
    »Ich bin nicht mehr verlobt. Bis nachher, Graziano.«
    Corvu sackte in sich zusammen vor Scham.
    Nach der Teamsitzung und Colajaconos Verhör hatte Balistreri noch schlechtere Laune.
    Er hatte Lust zu rauchen, doch er lag schon eine Zigarette über seinem Pensum. Und er hätte gerne einen Kaffee getrunken, aber sein Magen rebellierte.
    Zu allem Überfluss hatte Margherita ihm auch noch mitgeteilt, dass Pasquali ihn Punkt dreizehn Uhr dreißig bei sich erwartete. Und ganz bestimmt nicht zum Mittagessen. Der Asket Pasquali aß nicht, er arbeitete nur. Balistreri beschloss, dass er eine Pause brauchte. Margherita saß am Computer und erledigte Papierkram.
    »Ich brauche deine Hilfe, Margherita.«
    Sie sah überrascht auf, hatte aber nichts einzuwenden.
    »Gern, Dottore, ich stehe zu Ihrer Verfügung«, sagte sie, ohne ihn direkt anzusehen. Vor wenigen Jahren hätte dieses »zu Ihrer Verfügung« noch ganz andere Konnotationen und Konsequenzen ausgelöst. Ihr »Dottore« störte ihn ein bisschen, doch es war besser so. Autorität war das Einzige, was einem fast sechzigjährigen Wrack wie ihm noch einen gewissen Zauber verlieh, deshalb hielt er daran fest.
    Er fragte sich, ob er vergessen hatte, sein Antidepressivum zu nehmen, da derlei Gedanken eine direkte Folge der Depression sein konnten. Depressive neigen dazu, sich selbst zu verletzen, hatte der Psychiater nach ihrer letzten Sitzung gesagt, als Balistreri schon dabei war, ihm einen üppigen Scheck auszustellen.
    Balistreri bat Margherita zu sich ins Büro und schloss die Tür. Weil die aus dünnem Holz bestand, war der Witz, den der Zwerg auf der anderen Seite machte, klar und deutlich zu hören.
    »Hier ist was los. Erst nimmst du den albanischen Schwulen mit nach Hause, dann bändelt Graziano mit der ukrainischen Nutte an, und jetzt treibt’s der Chef auch noch mit Margherita.«
    Als Balistreri die Tür öffnete, hatte sich Piccolo dem Zwerg bereits bedrohlich genähert. Er warf ihr einen Blick zu, und sie setzte sich schnell wieder hin. Dann rief er Coppola, der zerknirscht auf den Boden starrte.
    »Coppola, hast du nichts zu tun?«
    »Ich habe eine Verabredung mit der Freundin des Senegalesen vom Bella Blu, in dem Sportstudio, in dem Camarà tagsüber gearbeitet hat.«
    »Okay, dann mal los. Und was deine Bemerkung gerade angeht …«
    Der Zwerg wurde bleich. »Dottore, ich muss mich entschuldigen.«
    Balistreri beruhigte ihn. »Nur der Neugierde halber, Coppola. Was war das mit Corvu?«
    Der Zwerg erzählte es ihm. »Ich hab doch gesagt, dass Corvu zu Nutten geht!«, endete er in triumphierendem Tonfall.
    Balistreri wusste schon aus Corvus Bericht, dass Natalya keine Prostituierte war, und sein Blick ließ Coppola zurückweichen. »Du solltest meine Gutmütigkeit nicht überstrapazieren, Coppola«, drohte er.
    Dann schloss er die Tür und wandte sich wieder Margherita zu.
    »Margherita, ich hab da ein Problem. Aber vielleicht kann eine hübsche junge Frau wie du mir helfen, es zu lösen.«
    Sie lief vor Schreck rot an. Die Zweideutigkeit war beabsichtigt, weil er ihre Reaktion sehen wollte.
    Die alten Spielchen nützen mir jetzt auch nichts mehr.
    »Alles rein dienstlich, Margherita«, fügte er schnell hinzu. »Stell dir vor, du bist eine Prostituierte, die als Pärchen mit einer Freundin zusammenarbeitet und in einer dunklen Straße auf Kundschaft wartet.«
    »Als Pärchen? Heißt das, sie …«, fragte sie noch verstörter.
    Dieses Gespräch könnte ziemlich peinlich werden. Wie kann man nur so unbedarft sein.
    »Wenn eine von euch zu einem Kunden ins Auto steigt, muss die andere immer dabei sein und sich das Kennzeichen notieren«, erklärte er geduldig.
    Margherita war erleichtert. »Ah, verstehe. Also, Dottore, was soll ich tun?«
    »Ihr befindet euch in einer einsamen, dunklen Straße. Ringsum stehen nur andere Prostituierte, ebenfalls in Zweierpärchen, die nächsten beiden fünfzig Meter weiter. Eine steigt ein, und die andere notiert das Kennzeichen.«
    »Verstehe. Und dann?«
    »Ein Freier hält an, deine Freundin steigt ein. Du

Weitere Kostenlose Bücher