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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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übersetzt. Er hat die Penne all’arrabbiata genommen, sie hat keinen ersten Gang bestellt.«
    »Warum erinnern Sie sich nach einer Woche noch an die Bestellung?«
    »Weil es da auch wieder dicke Luft gab.«
    »Und zwar?«
    »Er meinte, die Penne seien fade, überhaupt nicht all’arrabbiata . Und dann hat er noch den Koch beschimpft, dass er sich seine Peperoni sonst wohin stecken soll …«
    »Tommaso, ich muss doch bitten!«, ging Carpi dazwischen.
    »Ein richtiger Stinkstiefel war das. Als er den Wein bestellt hat, hab ich schon gezittert. Ich hab ihn vorsichtshalber zweimal probieren lassen.«
    »Haben die beiden viel miteinander geredet?«
    »Wenn ich an ihnen vorbeikam, haben sie entweder geschwiegen oder er hat geredet. Sie war scheinbar stumm.«
    »Ist Ihnen irgendetwas Besonderes aufgefallen?«
    »O ja. Er hat sich ordentlich Zeit genommen. Über zwei Stunden waren die hier. Normalerweise bleiben Pärchen nicht so lange, wissen Sie. Die essen nur kurz, und dann nichts wie ab in die …«
    »Tommaso!«, ermahnte ihn Carpi.
    »Aber der schlürfte ganz gemütlich seinen Wein, bis die Flasche leer war, während das Mädchen nur Wasser getrunken hat. Dann hat er einen Nachtisch bestellt, dann noch einen Kaffee, dann einen Amaro, dann einen Whisky. Und dann wurde er auch noch handgreiflich. Diese Typen wissen einfach nicht, wie man mit Frauen umgeht. Nie im Leben hätte ein Italiener …«
    »Hat er sie geschlagen?«, unterbrach Piccolo ihn wieder.
    »Das nicht gerade, aber ich habe von nebenan gehört, wie er in dieser hässlichen Sprache mit den vielen U auf sie eingeredet hat, ziemlich laut sogar. Irgendwann klatschte eine Ohrfeige. Da bin ich gleich hin, sie hielt sich die Wange, und die Gäste an den anderen Tischen schauten alle rüber. Der Typ brüllte: ›Kümmert euch um euren eigenen Scheiß!‹, hat dann zwei Fünfzigeuroscheine auf den Tisch geworfen, seine Lederjacke von der Garderobe geholt und ist abgehauen.«
    »Und das Mädchen?«
    »Sie ist noch ein bisschen geblieben, als wüsste sie nicht, was sie machen soll.«
    »Wie hoch war die Rechnung?«, fragte Piccolo.
    Tommaso sah zu Carpi. »Hm, das weiß ich nicht mehr.«
    »Ungefähr«, drängte Piccolo. »Das Mädchen hat ja wenig gegessen und nichts getrunken …«
    »Vielleicht siebzig Euro«, schätzte Carpi.
    »Und haben Sie das Restgeld dem Mädchen gegeben, Tommaso?«
    Der Kellner knetete seine Hände, dann beschloss er, dass er kein großes Risiko einging. »Ja, aber ich weiß nicht mehr, wie viel es war. Jedenfalls hat sie ein ordentliches Trinkgeld dagelassen.«
    »Gut.« Piccolo wandte sich an Carpi. »Sehen Sie mal bei den Quittungen für diesen Abend nach.«
    Zeitverschwendung, Piccolo. Als ob sie Ausländern hier eine Quittung ausstellen würden …
    Nach einer Weile kam Carpi mit einer schönen Quittung über achtzig Euro zurück.
    »Tommaso, wie spät war es, als der Rumäne gegangen ist?«, fragte Piccolo.
    »Das war gegen halb elf.«
    Piccolo gab Carpi die Quittung zurück und zeigte auf Datum und Uhrzeit: 23. Dezember, Uhrzeit 22.15.
    »Suchen Sie eine, die besser passt.«
    Er fluchte leise und verschwand mit puterrotem Kopf hinter der Kasse.
    »Haben Sie das Mädchen zur Tür gebracht?«, fragte Piccolo den Kellner.
    »Ich habe gesehen, wie sie gegangen ist. Ihr Regenmantel war zu lang, er schleifte über den Boden.«
    Den hatte Ramona ihr geliehen. Nadia besaß keinen Mantel.
    »Und haben Sie gesehen, wo sie dann hingegangen ist?«
    »Nein, sie ist vor der Tür stehen geblieben und hat sich umgeschaut, als wüsste sie nicht, wohin. Dann hat sie jemandem zugewunken und ist nach links gegangen, Richtung Piazza del Popolo.«
    Corvu machte sich Sorgen um Balistreri. Nach der Angelegenheit mit Samantha Rossi und den Kontroversen über die Unterbringung der Roma jetzt auch noch Colajacono. Derart schwere Vorwürfe gegen einen Vicecommissario zu erheben, der noch dazu bei Kollegen und in seinem Viertel sehr beliebt war, konnte ins Auge gehen.
    Alle Angaben hatten der Überprüfung standgehalten. Die vier Rumänen hatten am 24. Dezember gemeinsam das Büro von Marius-Travel verlassen und waren kurz nach sechs im Casilino 900 angekommen. Nur Hagi hatte noch die Geschenke für die Kinder geholt. Bei Colajacono sah es genauso aus. In beiden Alibis, wenn man denn von Alibis reden konnte, gab es eine Lücke von einer Stunde, die ausgereicht hätte, Nadia in der Via di Torricola abzuholen.
    Corvu war trotzdem unzufrieden. Die Arbeit eines

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