Du bist die pure Sinnlichkeit
hellgrünen Jogginganzug trug, auf dessen Sweatshirt ein Pandabärenpärchen tollte, zog gerade eine Barbiepuppe an.
Ein Haufen Puppen und Puppenkleider waren über das ganze Bett verstreut. Neben dem Bett saß eine rundliche, ergrauende Frau und bürstete die Haare des Mädchens. Die ältere Frau schreckte hoch, schnappte nach Luft und murmelte etwas in einer fremden Sprache, in Spanisch, wie Alexa vermutete.
„Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe”, entschuldigte sie sich. „Das Hausmädchen ließ mich herein, und ich sagte ihr, daß ich den Weg zu Kelseys Zimmer kenne. Ich bin Alexa Shaw, die Physiotherapeutin, die mit Kelsey arbeiten wird.”
„Gloria Martinez. Ich habe vorgestern mit Ihnen am Telefon gesprochen. Ich kümmere mich um Kelsey, bis es ihr besser geht - und sie wieder zur Schule kann.”
Das Kindermädchen lächelte Kelsey aufmunternd zu.
Kelsey blickte finster. „Ich gehe nicht eher wieder zur Schule, bis ich nicht wieder genauso bin wie vorher.”
Alexa stand neben dem Bett und streckte die Hand nach Kelseys Fuß aus. Er lag kühl und bewegungslos in ihrer Hand, und sie begann, das steife Fußgelenk zu bewegen. „Wie oft kommt der Hauslehrer?”
„Zu oft”, murrte Kelsey. „Ich hasse Hauslehrer.”
Gloria verdrehte die Augen und murmelte wieder leise ein paar spanische Worte vor sich hin. „Sie hatte seit Anfang September vier Hauslehrer. Zwei weigerten sich wiederzukommen, und zwei dürfen nie wiederkommen.” Das Kindermädchen schüttelte den Kopf. „Die Schulbehörde hat bald niemanden mehr, den sie noch schicken könnte.”
Zum ersten Mal seit Alexas Ankunft lächelte Kelsey. „Wir haben die:.. ersten beiden vergrault, den zweiten konnte Daddy nicht leiden, und Mommy den vierten nicht. Der fünfte kommt nächste Woche. Ich wette den werden wir auch los.”
„Ich sehe, daß die Arbeit für die Schule hier nicht besonders ernst genommen wird”, stellte Alexa fest und nahm den anderen Fuß des Mädchens, um die Übung zu wiederholen.
„Es fällt Kelsey schwer, ein Interesse an der Schule aufrechtzuerhalten, wenn soviel anderes sie beschäftigt”, war Ryans Stimme von der Tür her zu vernehmen, so daß alle aufschreckten.
Alexa hätte beinahe Kelseys Fuß fallengelassen. Das Kindermädchen stieß einen leisen Schrei aus. „Jeder schleicht heute morgen hier herum”, meinte sie vorwurfsvoll. „Das ist nicht gut für meine Nerven.”
„Hallo, Daddy!” Kelsey lächelte Ryan bewundernd zu. „Ich dachte, du wolltest den ganzen Morgen arbeiten.”
„Das tue ich auch.” Er räusperte sich und warf Alexa einen schnellen Blick zu, die in den Jeans und dem königsblauen Baumwollhemd anmutig und schlank wirkte. Es war ein Vergnügen, sie zu betrachten.
Sie war so schön und anziehend und wirkte völlig souverän.
Sie schien sich seiner Gegenwart jedoch nicht bewußt zu sein und konzentrierte sich auf die Übungen mit Kelsey. Ryan spürte Kelseys und Glorias neugierige Blicke und fühlte sich veranlaßt, seine Anwesenheit zu erklären.
„Das heißt, ich habe gearbeitet, bis ich die Türklingel hörte und das Hausmädchen mir sagte, daß… äh… deine Physiotherapeutin angekommen ist. Ich habe diesen Vertrag hier, der unterschrieben werden muß.”
„Alexa hat einen speziellen Vertrag verlangt, damit sie nicht gefeuert werden kann”, erklärte Kelsey Gloria im Plauderton.
Ryan übergab Alexa den Vertrag und einen Stift, und sie unterschrieb eilig.
„Würden Sie bitte als Zeugin unterschreiben, Gloria?” bat er und übergab ihr das Papier.
„Ich will auch unterschreiben”, verlangte das kleine Mädchen. Ihr Vater gab ihrem Wunsch nach und ließ sie mit Kelsey Lynn Cassidy unter Alexas Namen auf dem Dokument unterschreiben. Nachdem Gloria unterzeichnet hatte, schaute sie schelmisch von Kelsey zu Ryan.
„Zu schade, daß keiner der Hauslehrer auf einem solchen Vertrag bestanden hat.
Denn dann würde dieses Kind etwas lernen, anstatt den ganzen Tag fernzusehen und zu spielen.”
Der Tonfall der älteren Frau verriet unmißverständlich, was sie von diesem Zustand hielt, und überraschte Alexa. Sie empfand Respekt für diese offen ausgesprochene Meinung, machte sich jedoch auch ein wenig Sorgen. Die Cassidys gehörten nicht zu den Leuten, die Widerspruch duldeten. Würde die Kinderpflegerin den gleichen Weg gehen wie die glücklosen Hauslehrer?
Offensichtlich nicht. Ryan lachte nur. „Kelsey vergeudet ihre Zeit nicht. Sie spielt viele Videospiele, und
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