Du bist die pure Sinnlichkeit
Ryan!” rief Gloria fröhlich. „Und sie freut sich schon darauf, Ihre gemeinsamen Heiratspläne zu besprechen.”
Sie drehte sich strahlend zu der Rothaarigen um. „Sie bleiben doch sicher zum Lunch, nicht wahr, Judy?”
„Oh, bestimmt”, erwiderte Judy. „Ich werde den ganzen Tag hier sein.” Sie zwinkerte Ryan zu. „Möglicherweise bin ich auch bis zum Dinner da.”
„Ich… ich muß jetzt wirklich gehen”, meinte Alexa und eilte zur Tür hinaus, die noch offenstand. Ihr Gesicht war heiß und gerötet, und die kühle Oktoberbrise auf ihrer Haut tat ihr gut.
Sie hatte Ryans Verlobte gesehen. Die Frau war hier, um Heiratspläne zu besprechen! Alexa war überwältigt vom Schmerz und der Eifersucht. Verzweifelt kämpfte sie gegen die aufsteigenden Tränen an und schluckte den Kloß herunter, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte.
Sie erreichte ihren Wagen und setzte Emily und Franklin in ihre Kindersitze. Es erschreckte sie, daß sie so nahe daran war zu weinen.
Die Tränen sind nur eine Reflexreaktion, versicherte Alexa sich heftig im stillen; sie hatten überhaupt nichts zu bedeuten. Natürlich weinte sie nicht, weil Ryan demnächst heiraten wollte. Schließlich hatte sie von diesen Heiratsplänen schon gestern erfahren, und sie hatte gelassener reagiert.
Der Anblick seiner Verlobten machte ihr nichts aus. Nein, überhaupt nicht. Es war nur so, daß sie noch immer so gerührt war von der erfolgreichen Lösung hinsichtlich Kelseys Bruder Kyle. Das mußte es sein!
Ich bin über Ryan Cassidy hinweg, redetet sie sich ein. Sie war schon lange über ihn hinweg. Sie war nicht der Typ Frau, der einem Mann nachtrauerte, vor allem nicht zwei Jahre lang.
„Alexa!” rief Ryan ihr hinterher. Sie blickte zum Haus und sah ihn mit entschlossenen Schritten auf sich zukommen. Panik stieg in ihr hoch. Sie konnte sich jetzt nicht mit ihm auseinandersetzen! Sie mußte von hier fort!
„Ich spreche ein anderes Mal mit dir über Kelsey”, rief sie zurück
„Ich bin jetzt wirklich in Eile.” Alexa sprang in den Wagen und startete den Motor.
Sie blickte in den Rückspiegel und sah, wie Ryan in der Auffahrt stand, die Hände in den Taschen seiner Jeans, und ihr hinterherschaute. Er verharrte dort, bis der Wagen von der langen Auffahrt auf die Straße einbog und hinter der nächsten Kurve verschwand.
6. KAPITEL
Alexa ließ die hellen Lichter des Drugstores hinter sich, als sie um die Ecke bog und entschlossen eine Abkürzung über den großflächigen Parkplatz zu ihrem Apartment nahm. Es war ein wunderbarer Abend für einen Spaziergang, der Vollmond und unzählige Sterne leuchteten vom Himmel, und eine sanfte Brise strich durch ihr Haar.
Sie war in einer seltsamen Stimmung heute abend. Ihr Blick folgte den Lichtern eines Flugzeugs, das schnell den dunklen Himmel durchquerte. Sie war unruhig und gelangweilt. Gewöhnlich hatte sie eine Vorliebe für einsame Abende, an denen sie las oder sich ein Video anschaute, doch heute hatte sie das Bedürfnis nach Gesellschaft danach etwas zu unternehmen.
Vergeblich hatte sie versucht, einige Freunde anzurufen. Alle hatten feste Beziehungen und waren für eine spontane Unternehmung nicht zu haben.
Alexa näherte sich dem Apartmentgebäude und bedauerte, daß ihr Spaziergang schon vorüber war. Sie überlegte gerade, ob sie noch weiter gehen sollte, als die Scheinwerfer eines Wagens hinter ihr aufleuchteten. Automatisch wich sie dem Wagen aus, doch das Auto hielt neben ihr.
„Hast du den Verstand verloren?” rief eine ärgerliche Stimme aus dem Wagen. Die gereizte Frage war unmißverständlich an Alexa gerichtet.
In dem Moment, als sie einen raschen Blick auf den Fahrer warf erkannte sie die Stimme. Ryan Cassidy. Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
„Was zum Teufel machst um diese Zeit allein hier draußen?” fragte Ryan barsch.
„Es ist erst neun Uhr, und ich brauchte etwas vom Drugstore”, erwiderte sie und bemühte sich, unbefangen zu klingen. Doch sie war furchtbar aufgeregt. Ryan war hier. Sie mußte sich tatsächlich zusammenreißen, um das Atmen nicht zu vergessen.
Sie sah, wie sein Blick Über ihre schwarzen Leggings, das Sweatshirt mit dem Schriftzug der Universität von Maryland, bis zu ihren Turnschuhen glitt. Entsetzt ertappte sie sich dabei, daß sie sich wünschte, sie hätte etwas Schöneres, weniger Sportliches angezogen. Ryan Cassidy würde heiraten. Es gab keinen Grund, weshalb sie ihn beeindrucken sollte!
„Du hast doch ein Auto. Warum bist
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