Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist die pure Sinnlichkeit

Du bist die pure Sinnlichkeit

Titel: Du bist die pure Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barabara Boswell
Vom Netzwerk:
fröhlich und süß war, sich aber nicht mehr so wie früher bewegen konnte. Sie empfand Mitleid, und das entschärfte .ihren Zorn. Sie mußte sich zurückhalten, um ihn nicht in den Arm zu nehmen und zu trösten. Stets hatte sie sofort auf seine Stimmungen und Bedürfnisse reagiert. Das mache ich sogar jetzt noch, dachte sie ärgerlich. Ryan Cassidy konnte geschickt mit ihr spielen wie ein Geiger, der sein Instrument perfekt beherrschte.
    „Wird Kelsey je wieder herumtollen können?” Sein Blick war auf Emily und Franklin geheftet. Der kleine Junge dachte gar nicht mehr daran, daß er eben noch hinausgehen wollte, er spielte nun friedlich mit seiner Schwester inmitten der Stofftiere. Die Leichtigkeit, mit der sie herumrannten, sprangen und kletterten bildete einen schmerzhaften Gegensatz zu dem Bild von Kelsey, die Schweißperlen auf der Stirn hatte, nachdem sie mühsam aus dem Bett in den Rollstuhl gestiegen war.
    „Wird sie je wieder in der Lage sein, sich zu bewegen, ohne sich auf jeden einzelnen Zentimeter zu konzentrieren? Was soll geschehen, wenn sie gelähmt bleibt, Alexa?
    Wenn sie nie wieder einen Schritt ohne Stützen oder Krücken tun kann?”
    „Dann wird sie lernen, es zu akzeptieren und weiter leben”, sagte Alexa ruhig.
    „Kelsey besteht aus viel mehr als einem Paar Beine. Es gibt sicher mehr im Leben, als die Fähigkeit zu laufen und zu springen Und es gibt keinen Grund, weshalb sie nicht auch so ein erfülltes, wundervolles Leben führen sollte. Es sei denn, natürlich, man läßt sie glauben, sie sei nutzlos oder nicht so wertvoll wie vorher. Das wäre gravierender als die Behinderung selbst, und dieses Gefühl wird von denen ausgelöst, die über die körperliche Defekte nicht hinwegsehen können und der Persönlichkeit, dem Charakter und all den anderen Dingen, die einen Menschen einzigartig machen, keine Beachtung schenken.”
    „Ich nehme an, diese Rede hältst du allen Eltern deiner Patienten, sagte Ryan, und er klang müde und entmutigt.
    „Ich meine jedes Wort von dem, was ich sagte. Wenn ein Kind seelisch verkrüppelt ist, sind die Auswirkungen weit schlimmer als bei einer körperliche Behinderung.
    Deine Auseinandersetzungen mit Melissa zum Beispiel und die Art, wie Kelsey gelernt hat, die Feindschaft zwischen euch zu schüren, wird sie in späteren Beziehungen und Freundschaften mehr verletzen, als Krücken es je könnten.“
    „Nun das nenne ich eine hinterhältige Attacke”, meinte er aufgebracht. „Mich gemeinsam mit Melissa in einen Topf zu werfen, und das auch hoch unter dem Vorwand, um Kelsey besorgt zu sein. Ich bin sehr besorgt um Kelsey, und ich bin sehr daran interessiert, daß sie wieder ganz gesund wird, und zwar nicht nur, was die Nerven und Muskeln in ihren Beinen betrifft.”
    „Nun, das bin ich auch!”

    „Glaubst du dann nicht, ihren kleinen Bruder von deinem Grundstück zu verbannen und ihrer Mutter mit einer Sorgerechtsklage zu drohen, könnte ihrem seelischen Wohlbefinden schaden?” entgegnete Alexa.
    „Ich will das Beste für meine Tochter und…“
    „Nein das willst du nicht. Du stellst Forderungen aus eigenen, selbstsüchtigen Gründen. Ob etwas geschieht, weil es gut oder schlecht für einen anderen Menschen ist, kümmert dich doch nicht im geringsten.”
    Dieser Vorwurf schmerzte ihn zutiefst. „Das ist unfair und unwahr. Sie blieb unbeeindruckt. „Du bist sehr geschickt darin, dir die Wahrheit für deine Zwecke zurechtzubiegen, Ryan. Vielleicht kommt es daher, daß die Welt deiner Comic-Geschichten ganz unter deiner Regie steht.”
    Sie holte tief Luft und setzte nach. Sie konnte einfach nicht aufhören.
    „Ich weiß es, weil ich selbst eine deiner „Es-ist-das-Beste-für-dich”- Entscheidungen zu spüren bekommen habe. Nach deinen Worten war es „das Beste”, daß wir einander nicht mehr sahen. Nun, das war nicht das, was für mich am besten war, doch du wolltest mich nicht, einmal anhören. Ich war aus deinem Leben verbannt und ich sollte außerdem noch glauben, daß du nur in meinem Interesse gehandelt hast, damit du dich nicht mit dem Schmerz, den du verursacht hattest, auseinandersetzen mußtest. Ich habe dich so sehr geliebt und…”
    Sie hielt inne, entsetzt über ihren Ausbruch. Warum um alles in der Welt hatte sie das gesagt? Sie konnte selbst nicht glauben, was sie da von sich gegeben hatte!
    „Na… natürlich liegt das lange, lange zurück.” Bestürzt und verlegen sprach sie mehr zu sich selbst als zu ihm.
    „Nichts von

Weitere Kostenlose Bücher